Metropolregion Rhein-Neckar / Welt – von Raphael Ebler – Dass in den letzten Jahren große Hedgefonds und spekulative Börsianer immer wieder mit großangelegten Kauf und Verkaufsaktionen, ordentlich Kasse machten, haben wir alle beobachtet. Die Gier war groß. Man kaufte z.B. Derivate oder CFDs, und spekulierte mit lebenswichtigen Realgütern, aus reinem Profitwillen und auf Kosten der Menschen weltweit.
Teilweise bevor diese Waren, die zu überdimensionalen Kaufmengen und kurzfristigen Kaufzeitpunkten den Besitzer wechselten, überhaupt produziert und geschaffen werden konnten, verkaufte man diese als Zukunftsoptionen bereits direkt wieder auf dem Weltmarkt zu überhöhten Preisen weiter.
Da dies ein Riesengeschäft war, um Dinge, die beim Zertifikathandel nicht wirklich vorlagen, in Geld umzuwandeln, haben viele Banken und Spekulanten da gerne mitgemacht.
Sie verkauften sich gegenseitig Zertifikate, trieben die Preise für die Realgüter auch dadurch immer weiter nach oben oder sorgten für Preisverfall, der die Warenproduzenten an ihr Existenzminum drückte. Die dadurch hervorgerufenen Liquiditätsprobleme, bei Verbrauchern und Produzenten, wurden dann schamlos genutzt, um durch Eintreibung und Zwangsversteigerungen die zuvor “günstig” finanzierten Produkte zu Billigpreisen erneut aufzukaufen.
Was sie taten, könnte man als moralisch abscheulich bezeichnen.
Sie verkauften die Bezugsrechte für VIELLEICHT zukünftig hergestellte Waren bis hin zu Lebensmitteln wie Weizen, Reis, Butter und Milch zu horrenden Preisen, genauso wie viele weitere lebenselementarer Dinge für gigantische Spekulationssummen, obwohl teilweise keine Garantie für die zukünftige Kreiierung der gehandelten Dinge bestand und kein reales Vorhandensein nachgewiesen war.
Mit riesigen “Beständen” dieser Zertifikate, konnte man den Weltmarkt für Lebensmittel, technologische Güter und andere Dinge des alltäglichen Bedarfs künstlich fluten und manipulieren, da man diese Zertifikate in doppelter und dreifacher Ausführung ständig weiterverkaufte ohne jemals auch nur einen Bruchteil des Gehandelten garantieren zu können.
Gleichzeitig sorgte man so immer wieder für Kursstürze an den Aktien- und Weltmärkten, indem riesigen Posten schnell und plötzlich verkauft wurden.
So wurden die Preise für reale Dinge künstlich nach oben getrieben oder nach unten gedrückt, wodurch die kapitalreichen Spekulanten das Leben des einfachen Menschen täglich beeinflussten, da auch die normalen Menschen den hochspekulativen Preis bezahlen mussten. Viele Aktieninhaber kennen dieses Spiel.
Dass dadurch die Realwirtschaft von einer immer mehr überhand nehmenden Fiktivwirtschaft manipuliert und gelenkt wurde, steht vollkommen ausser Frage.
Milliarden von Dollar und Euro wurden dadurch schlichtweg verbrannt oder wechselten den Besitzer auf Kosten derer, die versuchten die spekulativ bestehenden Wirtschaftsgüter herzustellen, um sie am Markt zu den spekulativen Preisen zu verkaufen. Dabei wurden über Hebelprodukte und Shortkontrakte Gewinne vervielfacht und sogar bei fallenden Kursen erzielt und darauf gewettet.
Jeder, der bei diesem Spiel des Leerverkaufes mitgewirkt hat, wusste, dass er mit eigentlich surrealen Mengen und Dingen handelte und dadurch die reale Industrie und Produktion zu immer mehr und günstigeren Verkaufspreisen trieb, um noch Absatz zu erzielen.
Auch in der derzeitigen Coronakrise macht sich dies durch äusserst brutale Aktienbewegungen sichtbar bei der einzelne Großaktionäre und natürlich die Vielzahl der Kleinaktionäre in die fallenden Kurse abstossen und so den Trend noch verstärken. Dies sogar mehr noch als in der Finanzkrise 2009.
Unternehmenswerte wurden, ebenso wie Nahrungsmittel, in den letzten Jahren künstlich und weit weg jeglicher Realität versteigert, überteuert oder gezwungenermaßen unter Wert verkauft. Leute sahen nur den kurzfristigen Profit und keiner gab einen Deut darauf, dass die, der immer weiter steigenden Nachfrage hinterhechelnden Produzenten gezwungen wurden, zu den für die Händler bestmöglichen Profit erbringenden Mengen und Margen nachzuproduzieren.
Überspekulation ist schädlich für jedes gesunde Wirtschaftswachstum. Überspekulation führt langfristig immer zu einem Absturz. Ebenso die On-Time-Lieferketten, die schon durch kleinere Unterbrechungen zu gravierenden Lieferengpässen führen.
Genauso wie wir dem Cornavirus eine Abschwächung der Ausschlagskurve verpassen müssen, genauso müssen wir auch dem spekulativen Börsenhandel von sogenannten WALEN, die mit Unmengen von Papierzertifikaten die Kurse beeinflussen, endlich einen Riegel vorschieben. Warum nicht die Krise als Chance nutzen um dies umzusetzen.
Ich persönlich besitze keine Aktien und bin auch wirklich froh darüber. Mein Kapital bin ich selbst und die Dinge, die ich nutze, die mich auch langfristig weiterbringen und die nicht durch reinen Profit- und Konsumwahn schlichtweg immer wieder vernichtet werden.
Ich schreibe diesen Kommentarartikel, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Profitgier der letzten Jahrzehnte ad acta gelegt werden muss und trotz Lobbysimus durch alle bekannten Verdächtigen, der rationale und moralische Teil unseres Handelns wieder vermehrt unser Leben bestimmen sollte.
Wir müssen Wegkommen von ständigem Überflussdenken, Materialismus und Skrupellosigkeit. Wir müssen wieder mehr an DAS Denken, was wichtig ist und dabei handelt es sich um ein funktionierendes Miteinander, das aus angebrachtem Geben und angemessenem Nehmen besteht, aus Rücksicht und Verständnis, aus Vertrauen und Zuverlässigkeit.
Maßlosigkeit hat heutzutage keinen Platz mehr, in einer Zeit, in der es darauf ankommt sich gegenseitig zu unterstützen, um am Ende gemeinsam davon profitieren zu können. Egoismus und Narzissmus haben ihren Zenit überschritten und sollten in den Hintergrund treten.
Man sollte sich dieser Tage auf das Wesentliche besinnen und sich ständig hinterfragen: Brauch ich das wirklich? Ist das nur für den kurzen Kick oder bringt mich/uns das auch langfristig weiter?
Wer in diesen Fällen nicht mindestens zwei dieser Fragen mit ja beantworten kann, sollte am besten nochmal drüber schlafen.
Kurzfristiger Profit kann zwar momentanen Spass, aber nicht die Zukunft garantieren.
Was nützt alles Geld der Welt, wenn man am Ende alleine und verlassen in einem pandemiesicheren Bunker steckt? Isoliert durch sein eigenes Handeln…
Einiges weniger, kann öfter viel mehr sein. Langfristigkeit stärkt zudem jeden Einzelnen auch im kurzfristigen Tun.
Durch gemeinsames Handeln im Sinne einer nachhaltigen Beständigkeit können wir als Menschheit noch viel erreichen. Alles andere wird unser Ende besiegeln.
17. März 2020, Raphael Ebler, M.A.
Foto: Kurstafel an der Hamburger Börse, KMJ – Von KMJ in die deutschsprachige Wikipedia geladen (CC-BY-SA 3.0). Vielen Dank!