Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Fast ein Vierteljahrhundert lag hat Claudia Paschmann in der Klinikseelsorge gearbeitet. Am Donnerstag, 5. Dezember, 18 Uhr wird sie von Dekanstellvertreterin Anne Ressel und Sabine Kast-Streib, Referentin für die Seelsorge in besonderen Arbeitsfeldern im Evangelischen Oberkirchenrat Karlsruhe, in der Kapelle des Uni-Klinikums Mannheim in den Ruhestand verabschiedet. 22 Jahre in der Klinikseelsorge haben ihr einen tiefen Einblick in die Situation von Patienten und Personal gegeben. Ein Berufsleben, das von Grenz- und Krisensituationen geprägt ist, wenn es um Verletzungen und Erkrankungen, um Genesung und um Abschied geht. „Wir dürfen in viele Lebensbücher hineinschauen“, fasst Claudia Paschmann ihre Erfahrungen zusammen, „das ist ein Geschenk“. Es sei wichtig, dabei den Menschen offen zu begegnen. „In der Klinikseelsorge kommen wir sehr schnell in Kontakt mit Menschen, sie vertrauen sich uns oft an.“ Krankheit und vermeintliche Schwäche erleben viele Menschen als Extremsituation. „Seelsorge braucht Takt und Schutz“, ist Paschmann überzeugt.
Die dünne Wand zwischen Diesseits und Jenseits
Kürzere Liegezeiten und ein höherer Patientendurchlauf erschweren inzwischen den Kontakt zu den Patienten und erhöhen den Druck auf das Personal. Die Verdichtung der Arbeit und der Personalmangel in den Häusern habe auch den seelsorglichen Blick auf die Mitarbeitenden neu gefordert. „In der Klinikseelsorge sind wir Zeugen der Veränderungen und erleben direkt mit, wie sich die politischen Entscheidungen im Gesundheitswesen auf das Personal und auch auf die Patienten auswirken“, sagt Paschmann. Als Seelsorgerin sei sie „Mensch unter Menschen“ und habe in diesen Jahren auch viel über sich selbst gelernt. „Die Wand zwischen Diesseits und Jenseits ist für mich ganz dünn geworden“, fasst sie zusammen. „Es sind keine getrennten Welten. Und wer tot ist, ist nicht weg.“ Von der Gesellschaft oft tabuisiert, gehören Krankheit und Tod zum Leben dazu.
Andere konkret unterstützen können, wenn die Wogen hoch sind, die Begegnung mit Menschen und das ihr entgegengebrachte Vertrauen nimmt Claudia Paschmann als wichtigste Bereicherung mit in den Ruhestand. Diese Phase ist schon jetzt gefüllt mit Plänen für Radfahrten und Gartenarbeit, Reisen in die Umgebung und in die Ferne, und mit dem Plan, den eigenen Erfahrungsschatz weiterzugeben. Claudia Paschmann wird sich ehrenamtlich in Gemeinde und Projekten engagieren und bringt sich ein in einen Ausbildungskurs für ehrenamtlich Seelsorgende.
Die Heilerziehungspflegerin und Religionspädagogin, Diakonin und Prädikantin Claudia Paschmann ist seit 1997 an der Universitätsmedizin Mannheim als Klinikseelsorgerin aktiv. Den Schwerpunkt in der Kinder- und Jugendmedizin verlagerte sie 2012 in den Erwachsenenbereich. Dort hatte sie im Wechsel mit dem Team Rufbereitschaften für alle Mannheimer Krankenhäuser, ergänzend zu Erzählcafes und Patiententreffs, Gottesdiensten, Feiern, Mitarbeitendenbegleitung und vielem mehr. Zusätzlich engagierte sie sich im Diakonie-Projekt, übernahm Gottesdienstvertretungen in Gemeinden, und ist seit 2016 beratendes Mitglied des Ältestenkreises ihrer Heimatgemeinde Neckarstadt, für den sie aktuell bei der Kirchenwahl am 1.12.19 kandidiert.