Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Mit großer Mehrheit ist Ralph Hartmann zum Dekan der Evangelischen Kirche Mannheim wiedergewählt worden. Seine zweite Amtsperiode beginnt im Frühjahr 2020. Bei der ersten klimaneutralen Sitzung der Stadtsynode waren die Perspektiven des Diakonischen Werks, das beratende Kita-Projekt „stark fürs Leben“ sowie das Angebot „sorgende Gemeinde werden“ weitere Kernthemen. „Mit diesem Dekan sind wir auf einem exzellenten Weg“, kommentierte Synodenvorsitzende Hannelore Dänzer die Wiederwahl von Ralph Hartmann mit 70 von 83 abgegebenen Stimmen. Hartmann selbst hatte in seiner Wahlrede gesagt, dass er „leidenschaftlich gerne Dekan hier“ sei. Zuvor hatte Landesbischof Prof. Jochen Cornelius-Bundschuh, der Wahlkandidaten vorschlägt und den amtierenden Dekan als alleinigen Kandidaten benannt hatte, betont, wie wichtig es sei, „Kirche gut in die neue Zeit zu bringen“ und dass dies in Mannheim gut gelinge.
Öffentlich Kirche sein. Heimat bieten und das „Wir“ stärken
In seiner Wahlansprache benannte Hartmann das Geistliche, Politik und Management als die drei wesentlichen Perspektiven seines Amtes. „Glaube ist immer eine Bewegung zur Welt und bedeutet, dem weihnachtlichen zur-Welt-Kommen Gottes zu folgen“, sagte Hartmann. Trotz zurückgehender Mitgliederzahlen gelte es, öffentlich Kirche zu sein, in der Stadt sichtbar und präsent zu sein und zum Wohle aller in das Gemeinwesen hineinzuwirken und sich der Herausforderungen und Themen anzunehmen, die auf der Straße liegen. Die gesellschaftlichen Veränderungen bedeuteten, dass sich auch Kirche in einem Umbruch befinde. „Es ist unser Anspruch, dass wir als Kirche eine geistliche Heimat bieten“, so Hartmann. Heimat vermittele sich in den Gemeinden vor Ort, aber auch in den vielfältigen gesellschaftlichen Bezügen, in denen Kirche präsent sei: Am Krankenbett, in den Heimen, in Schulen und Kindertagesstätten, in der Telefon- und in der Notfallseelsorge.
Vor Ort Kirche sein und Kräfte bündeln
Die flächendeckende Präsenz in allen Stadtteilen sei eine große Stärke und zunehmend ein Alleinstellungsmerkmal der Kirche, so Hartmann. „Wir sind in den Quartieren und Sozialräumen Agenten des Zusammenhalts und des Miteinanders“. In einer sich zunehmend ausdifferenzierenden Gesellschaft sei allerdings die regionale Zusammenarbeit unerlässlich, um Menschen auf unterschiedliche Art und Weise in ihren unterschiedlichen Lebenswelten anzusprechen.
Erhalt der Kirchengebäude als Herausforderung
Künftig, so Hartmann, sei der Erhalt der Kirchengebäude eine große Herausforderung. „Wir werden nicht alle unsere Kirchengebäude aus eigener Kraft erhalten können“, kündigte er vor der Wahlabstimmung an. Mannheim sei innerhalb Badens der erste Stadtkirchenbezirk, der diese Finanzierungslücke „belastbar belegen könne“. Er hofft auf ein weiteres landeskirchliches Kirchenbauprogramm und sieht auch die öffentliche Hand in der Pflicht. „Man kann nicht einerseits die stadtbildprägenden Kirchen hochhalten, den Denkmalschutz fordern und andererseits auf der Finanzierungsseite so tun, als ginge einen das nichts an“. Der Stadtkirchenbezirk wiederum müsse sich „ehrlich fragen, wie viele Kirchen wir zukünftig brauchen und wie viele wir wirksam bespielen können“, führte Hartmann aus. Das Thema sei eine politische, organisatorische und geistliche Aufgabe. „Entscheidend ist, dass wir den Mut haben, uns von manchem zu verabschieden und dass wir unsere Kernanliegen stark machen“. Denn Rückbau bedeute nicht Rückzug. „Wir sind Agenten des Zusammenhalts und des Miteinanders“, betont Hartmann.
Diakonisches Werk: Kooperation, Interdisziplinarität, Beratungszentrum
In seiner ersten Grundsatzrede stellt der neue Diakonie-Direktor Michael Graf das künftige Wirken des Diakonischen Werks in den Kontext von Niedrigschwelligkeit und Reichweite, von verfügbaren Dienstleistungen, von Glauben und demographischer Entwicklung, Wirtschaftlichkeit, Finanzierbarkeit und Zukunftsfähigkeit. Das Diakonische Werk leiste einen gewichtigen Beitrag für den Erhalt der Zivilgesellschaft. Denn die Diakonie war bereits geübt in der Entwicklung sozialer Innovationen, bevor dieser Terminus überhaupt in Gebrauch kam, so Graf. Für die Zukunft seinen auch Kooperationen in Verbünden und ein interdisziplinäres Wirken notwendig sowie „ein Beratungszentrum, das alle Beratungsangebote zusammenfasst“.
Projekt „Stark fürs Leben“ für Kitas
Im kommenden Jahr bietet die Psychologische Beratungsstelle der Evangelischen Kirche Mannheim in zwei bis drei Kitas vernetzte Hilfen an, bei denen Eltern und Familien, Kinder und Kita-Teams gleichermaßen einbezogen sind. „Wir wollen Kinder stark machen und Familien unterstützen“, sagte Bodo Reuser, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle.
Projekt „sorgende Gemeinde werden“
Die Gemeinden vor Ort sind Keimzellen für Projekte, die generationsübergreifend wirken können. Ziel des landeskirchlichen Projekts „sorgende Gemeinde werden“, ist, gemeinsam mit Menschen vor Ort eine Sorgekultur zu entwickeln, die sich an der Lebenswirklichkeit der Älteren orientiert. Barbara Schulte, die als Beraterin für den Bereich Nordbaden bei Konzeption und Moderation unterstützt, hat ihren Sitz in Mannheim im Haus der Evangelischen Kirche.
Die erste klimaneutrale Synode in Mannheim
Mit Blick auf das Klimaschutzkonzept, das die Synode vor einem Jahr beschlossen hatte, kündigte Verwaltungsdirektor Steffen Jooß die aktuelle Sitzung als die erste klimaneutrale Synode in Mannheim an. Dies werde durch eine nachhaltige Klimakollekte erreicht, die soziale Projekte in Afrika und Asien fördere. Die nächste Synode kommt am 13. und 14. März 2020 zusammen.