Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Wir erinnern uns: Das Ergebnis der am 26. Mai 2019 durchgeführten Europawahlen und Gemeinderatswahlen sorgte für eine Überraschung: Heidelberg wählte mit einer überwältigenden Mehrheit grün. Die GRÜNEN waren bei den Europawahlen mit 36,24 Prozent doppelt so stark, wie es die CDU mit 18,62 Prozent war. Das Ergebnis liest sich auf den ersten Blick als Misserfolg für die konservative Mitte zugunsten der Progressiven.
Wie falsch diese simplifizierende Interpretation ist, zeigen gut einige aktuellen Ereignisse, die bundesweit für Entsetzen sorgten, allen voran die Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke. Seine Äußerungen zur Flüchtlingsdebatte provozierten: Das den Konservativen unterstellte Gedankengut wurde von dem CDU-Politiker nämlich auf den Kopf gestellt, zeigte er sich doch als progressiv denkender Humanist. Das erschütternde Ereignis seiner Ermordung zeigt eines gut auf: Werte müssen in der heutigen globalisierten Welt längst überparteilich und überkulturell gültig sein. Welche diese sind? Darüber muss gemeinsam neu debattiert werden.
Die Werte-Verschiebung zeigt sich auf anderer Ebene auch in der Kommunalpolitik Heidelbergs. Energy Cities Präsident Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner kämpft als „Nicht-Grüner“ überparteilich mit der Stadtverwaltung wie kaum ein anderer Politiker Deutschlands mit großer Leidenschaft international für den Klimaschutz und damit für ein nachhaltiges Heidelberg. Die Stadt ist in dieser Frage bundesweit Vorreiterin. Mit der Bahnstadt zum Beispiel. Ihr Passivhausstandard sorgt regelmäßig weltweit für Aufmerksamkeit. Auch als Modellkommune im Programm Masterplan 100% Klimaschutz werden Projekte der Nachhaltigkeit realisiert. Nicht umsonst fand deshalb ausgerechnet in Heidelberg im Mai 2019 die internationale Klimaschutzkonferenz ICCA 2019 statt. Hier trafen sich relevante Entscheider, Organisationen und Politiker zum informativen Austausch genauso, wie die Bürgerschaft.
Der neue Heidelberger Gemeinderat ist als Spiegel der internationalen Universitätsstadt politisch bunt und vielfältig. Dass die Mehrheit im Stadtrat grün ist, spielt in der Klimaschutzhauptstadt politisch keine Rolle. Dies aber nur, wenn sich die Räte von ihren alten Denkmustern zugunsten eines neuen, überparteilichen „Heidelberger Modells“ befreien können.