Mannheim/Ludwigshafen/Metropolregion Rhein-Neckar, 12. Juni 2019. Die Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) gehört zu den innovationsstärksten Räumen Europas. Dies hat ein Gutachten des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos AG gezeigt, das von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) Rhein-Neckar und Pfalz zusammen mit elf Industrie- und Handelskammern entlang der Technologieachse Süd beauftragt wurde. „Die Metropolregion Rhein-Neckar ist nicht nur ein wichtiger Teil der Achse. Sie ist das Tor zu einem Innovationsraum, in dem mit nur 21 Prozent der deutschen Bevölkerung 32 Prozent des Gesamtumsatzes in der Industrie erwirtschaftet und in der fast die Hälfte aller deutschen Patente angemeldet (43,3 Prozent) wird“, erläutern Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, und Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz.
Die Technologieachse Süd erstreckt sich von der Metropolregion Rhein-Neckar über Karlsruhe, Stuttgart, Ulm und über Augsburg bis nach München und Oberbayern. Hier bündelt sich eine weit überdurchschnittliche wirtschaftliche und technologische Leistungsfähigkeit mit einem der wichtigsten Arbeitsmarktzentren in Deutschland. Die enorme Leistungsfähigkeit stellt die Regionen der Technologieachse Süd zunehmend vor große Herausforderungen, vor allem in den Bereichen Verkehr, Fachkräfte und Forschungsförderung.
Fachkräfte brauchen Wohnraum
Der hohe Innovationsgrad führt zu einem verstärkten Bedarf an qualifizierten Beschäftigten: „Die Grundlage für die technologische Leistungsfähigkeit wurde in den letzten Jahren insbesondere durch eine gute duale Aus- und Weiterbildung im technischen Bereich und durch Studierende der MINT-Fächer gelegt“, so Albrecht Hornbach, Präsident der IHK Pfalz. „Der Zuzug von Fachkräften ist für die MRN und die Regionen der Technologieachse Süd einerseits notwendig, um weiterhin erfolgreich zu sein. Auf der anderen Seite stellt die Entwicklung die Kommunen vor die Aufgabe, weitere Wohnflächen zu schaffen.“
Laut der Studie hat die MRN bei der Bevölkerung von 2011 bis 2016 um 3,6 Prozent zugelegt. Gleichzeitig stieg von 2011 bis 2017 die Beschäftigtenzahl um 12,6 Prozent. Innerhalb der Technologieachse Süd stieg die Bevölkerung um 4,6 Prozent, die Beschäftigung um 16,1 Prozent. Bundesweit lag die Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung im selben Zeitraum bei +2,7 Prozent.
Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein-Neckar, sieht vor dem Hintergrund der weiter wachsenden Wohnbevölkerung zusätzlichen Ausbaubedarf: „Eine aktive Wohnungspolitik, eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur sowie eine vorausschauende Entwicklung von Gewerbeflächen müssen als Teile eines integrierten Gesamtkonzepts geplant werden.“
Besondere Rolle beim Verkehr
Bei der Verkehrsanbindung der Technologieachse Süd spielt die Region eine besondere Rolle: „Wir sind mit der Metropolregion Rhein-Neckar das nördliche Tor zur Technologieachse Süd. Ob auf der Schiene, auf der Straße oder auf dem Wasser: Durch unsere Region fließt ein Großteil der Fachkräfte, Waren und Rohstoffe, die die Technologieachse so export- und innovationsstark macht“, kommentiert Schnabel.
Rund 62 Prozent seiner Umsätze machen die Industrieunternehmen der MRN im Ausland, deutschlandweit sind es rund 48 Prozent und innerhalb der Technologieachse Süd rund 56 Prozent.
Führende Innovationsregion in Europa
„Die Studie unterstreicht die Kraft und das Potenzial der Regionen entlang der Technologieachse Süd. Die Unternehmen der MRN sind dabei besonders innovativ. Mehr als ein Viertel der Mitarbeiter sind in regionalen, technologieorientierten Unternehmen beschäftigt und mehr als 2,2 Prozent der Mitarbeiter arbeiten in Forschung und Entwicklung“, erklärt Hornbach.
Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Anteil der Beschäftigten in den technologieorientierten Leitbranchen bei 20 Prozent, innerhalb der Technologieachse Süd sind es rund 28 Prozent. 1,2 Prozent aller Beschäftigten arbeiten bundesweit in Forschung und Entwicklung, im Bereich der Achse sind es 2,3 Prozent.
Handlungsfelder: Verkehr, Fachkräfte und Forschungsförderung
Die IHK-Präsidenten Schnabel und Hornbach sind sich einig: „Insbesondere bei der Verkehrsinfrastruktur, vor allem bei den Rheinquerungen und dem Bahnknoten Mannheim, müssen jetzt dringend Entscheidungen getroffen werden, wenn wir so gut aufgestellt bleiben wollen wie bisher. Weiterhin besteht großer Bedarf an Wohnraum für alle Einkommensgruppen.“ Bei der Forschungsförderung sehen sie vor allem die Bundesregierung in der Pflicht: „Wir brauchen eine technologieoffene, bürokratiearme Forschungsförderung, um damit die Entwicklung zukunftsträchtiger Technologien und die Entstehung neuer Trends voranzutreiben.“
Zur IHK-Studie:
Der Korridor der Technologieachse vereint 94 kreisfreie Städte und Landkreise zu einer der führenden Innovationsregionen in Europa.
Ausgangspunkt der aktuellen Untersuchung „Technologieachse Süd“ war eine erste Analyse im Jahr 2013, die damals noch einen kleineren Raum der Technologieachse Süd berücksichtigt hatte. Schon damals wurde klar, dass der Raum zu einer der führenden Wirtschafts- und Exportregionen Deutschlands mit einer hohen industriellen Wertschöpfung gehört. Die Untersuchung zeigt auch: Entlang der Technologieachse hat sich eine Arbeitsteilung herausgebildet, da in keiner der Teilregionen alle Leitbranchen stärker lokalisiert sind als im Bundesvergleich.
Technologie- und wissensintensive Leitbranchen sind hier stark räumlich konzentriert: Die Segmente Fahrzeug- und Luftfahrzeugbau, Maschinenbau, Elektroindustrie, unternehmensnahe Dienstleistungen und IT prägen das wirtschaftliche Geschehen entlang der Achse.
Das Gutachten „Technologieachse Süd“ kann heruntergeladen werden unter
www.rhein-neckar.ihk24.de/technologieachse