Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Jedes Jahr bringen sich in Deutschland etwa 10.000 Menschen um. Suizid ist Thema der diesjährigen bundesweiten ökumenischen „Woche für das Leben“. Am Mittwoch, 26. Juni, 16-20 Uhr, widmet sich ein Aktionstag in Mannheim der Sensibilisierung und Information. Mit dabei sind in Vortrag und an Info-Ständen Fachleute auch aus der Beratung. Der Aktionstag mit dem Titel „Mein Leben wieder finden? – Wenn Menschen nicht mehr leben wollen“ im Ökumenischen Bildungszentrum sanctclara richtet sich an Angehörige, Interessierte und an Fachkräfte. Die Teilnahme ist kostenfrei. Durch Suizid sterben jährlich mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle und Drogen zusammen. Experten gehen von mindestens 100.000 Suizidversuchen pro Jahr aus. Ein gesellschaftliches Klima, in dem die Suizidproblematik wahr- und ernstgenommen wird, existiert noch nicht ausreichend.
Die bundesweite Initiative „Woche für das Leben“ will für das Thema sensibilisieren und auf die vielfältigen Hilfen für Betroffene, Angehörige und Hinterbliebene aufmerksam machen. Große Bedeutung hat dabei die von der Evangelischen und der Katholischen Kirche getragene Telefonseelsorge, die rund um die Uhr erreichbar ist. Dort können Anrufende unter dem Schutz der Anonymität mit gut geschulten und erfahrenen Menschen sprechen, kostenfrei zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der bundesweiten Nummer 0800-1110111 und 0800-1110222. „Wir sind ein Seismograph für gesellschaftliche Veränderungen“, sagt Elke Rosemaier, Leiterin der ökumenischen Telefonseelsorge Rhein-Neckar. Suizid ist in der täglichen Arbeit immer wieder ein Thema, wenn Betroffene anrufen, Angehörige, die sich Sorgen machen oder aber Hinterbliebene sich melden. Am häufigsten geht es, so die anonymisierte Statistik der Telefonseelsorge, um die Themen Einsamkeit und Erkrankung, schwierige Familiensituationen sowie um psychische Erkrankungen wie Depressionen und Ängste.
Aktionstag um 16 Uhr mit Vortrag, Diskussion und Infoständen und um 18 Uhr Lesung
Nach einer Begrüßung durch den evangelischen Dekan Ralph Hartmann und seinen katholischen Kollegen und stellvertretenden Dekan Markus Miles hält Oberarzt Dr. Andreas Böhringer vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim einen Vortrag für Laien und Fachkräfte. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie spricht über „Suizidursachen und Präventionsmöglichkeiten“. In die anschließende Diskussion bringen sich Vertreter der ökumenischen Telefonseelsorge, der kirchlichen Beratungsstellen und der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention ein. Nach einer Pause ab 17.30 Uhr erfahren die Teilnehmenden an Infoständen viel über Hilfs- und Beratungsangebote in Mannheim, die allen offenstehen. Mit dabei sind die Telefonseelsorge Rhein-Neckar, die Psychologische Beratungsstelle der Evangelischen Kirche Mannheim, der Ökumenische Kinder- und Jugendhospizdienst CLARA, die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung sowie die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.
Lesung „Die Geschichte meines Selbstmords – und wie ich mein Leben wiederfand“
Sein von Fachleuten geschätztes Buch stand auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Viktor Staudt, der sich als Überlebenden eines Suizidversuchs beschreibt, liest ab 18 Uhr aus seinem Buch. Schwer an Depressionen leidend, warf er sich 1999 vor einen Zug und überlebte. Erst danach erhielt er die richtige Diagnose Borderline-Persönlichkeitsstörung. Durch die daraufhin richtigen Medikamente und Therapie fand er, wegen des Verlusts seiner Beine im Rollstuhl sitzend, den Weg in „ein besseres, glückliches und selbstbewusstes Leben“, so Staudt. Im Anschluss an die Lesung beantwortet er Fragen. Nach der Gedenkfeier um 19.30 Uhr mit Dekan Hartmann und stellvertretendem katholischen Dekan Miles endet der Aktionstag um 20 Uhr.
Programm:
„Mein Leben wieder finden? – Wenn Menschen nicht mehr leben wollen“
Ökumenischer Aktionstag zur „Woche für das Leben 2019“
16.00 Uhr: Begrüßung, Vortrag Dr. rer.nat. Andreas Böhringer, anschließend Podiumsgespräch mit weiteren Fachleuten
17.30 Uhr: Pause mit Gesprächen an Info-Ständen
18.00 Uhr: Lesung Viktor Staudt, anschließend Fragen und Austausch
19.30 Uhr: Gedenkfeier
20.00 Uhr: Ende
Ökumenisches Bildungszentrum sanctclara, B5, 19, 68161 Mannheim
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