Sinsheim / Hoffenheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Die Rückrunde hat begonnen und speziell in der oberen Tabellenhälfte stehen spannende Wochen an. Dort mischt auch die TSG 1899 Hoffenheim mit und die bisherige Bilanz macht Vorhersagen nicht gerade leichter.
Zum Ende des vergangenen Jahres präsentierte die TSG eine neue Partnerschaft, die einen weiteren Schritt zur finanziellen Unabhängigkeit bedeuten soll. Sportlich gesehen begann der Rückrundenauftakt wenige Wochen später nicht so erfolgreich, was jedoch auch am Gegner lag. In der heimischen Arena unterlag Hoffenheim dem FC Bayern mit 1:3. Immerhin gelang am folgenden Spieltag die Wiedergutmachung: Mit einem 4:2-Sieg auswärts in Freiburg meldete sich das Team um Julian Nagelsmann eindrucksvoll zurück.
Das Jahr begann also gemischt und die Chancen stehen gut, dass es zunächst so weitergeht. Zunächst kommt nämlich Fortuna Düsseldorf in die PreZero-Arena; die TSG muss hier ihrer klaren Favoritenrolle gerecht werden. Eine Woche später gelten allerdings wieder umgekehrte Vorzeichen, denn am 9. Februar steht das Spiel beim Tabellenführer in Dortmund an. Experten dürfen angesichts dieser Konstellation gerne ihre Glaskugel zücken, schließlich sind es genau diese Spiele, die mit hoher Quote bei Sportwettenanbietern gehandelt werden.
Dabei muss berücksichtigt werden, dass die generelle Tendenz in Hoffenheim positiv ist. Platz 6 steht aktuell zu Buche und auch wenn die Lücke von 6 Punkten zum vierten Platz, der die Champions-League-Qualifikation bedeutet, vermutlich zu groß ist, scheint es, als könnte sich Julian Nagelsmann im Sommer mit gutem Gewissen aus der Region verabschieden. Der Vertrag in Leipzig ist bekanntlich längst unterzeichnet, ein Nachfolger steht noch nicht fest, laut Gerüchten soll Marco Rose das Steuer im Sommer übernehmen. Offiziell bestätigt ist jedoch noch nichts – weitere Spekulationen dürften demnach bald folgen.
Winter-Transfermarkt: Ex-Hoffenheimer sorgt für Wirbel
Relativ überraschend wechselte Sandro Wagner vor ziemlich genau einem Jahr von Hoffenheim zum Rekordmeister Bayern München. Dass er dort als Backup von Robert Lewandowski eingeplant war, wurde von Anfang an klar kommuniziert. Doch im Sommer haben sich die Vorzeichen geändert: Während Jupp Heynckes noch regelmäßig auf Wagner setzte, um Lewandowski Pausen zu gönnen, schien Neu-Trainer Niko Kovac überhaupt nicht mit dem Stoßstürmer zu planen.
In der Folge fand sich Wagner immer häufiger nicht nur auf der Bank, sondern auf der Tribüne wieder. Eine Situation, die dem gebürtigen Münchner überhaupt nicht gefiel und Interessenten auf den Plan rief. Am 30. Januar gab es Klarheit: Wagner wechselt mit sofortiger Wirkung nach China zu Tianjin Teda, die Bayern erhalten 5 Millionen Euro als Ablöse. Ungleich lukrativer sieht der Deal für Wagner selbst aus: Bei 15 Millionen Euro jährlich soll das Gehalt liegen – ein Betrag, der in der Bundesliga und auch in anderen europäischen Top-Ligen ganz klar zur Spitze gehört.
Dass die chinesische Liga sportlich betrachtet kein Schritt nach vorne ist, dürfte dadurch leichter zu verschmerzen sein. Speziell, da Wagner mit 31 Jahren langsam auf die Zielgerade seiner Karriere einbiegt. Ein extrem hoch dotierter Vertrag ist vor diesem Hintergrund umso attraktiver, da Wagner im Laufe seiner Karriere nie in die Sphären der Spitzenverdiener vordringen konnte.
Die sportliche Bedeutungslosigkeit wird angesichts solcher Summen gerne in Kauf genommen. Viele Spieler haben es bereits vorgemacht, wie der Blick auf die aktuellen Top-Spieler der Chinese Super League (CSL) zeigt: Chinesische Namen sucht man dort vergebens, dafür gibt es eine illustre Auswahl an südamerikanischen Namen, die allesamt bereits in Europa für Furore gesorgt haben. Dem Ruf des Geldes kann sich offensichtlich kaum jemand entziehen und angesichts der überdimensionalen Gehälter, die im Land der Sonne ausgezahlt werden, fällt es schwer, diese Entscheidung zu verurteilen.
Etwas kritischer werden dagegen die Bayern-Verantwortlichen mit dem Transfer konfrontiert. Zwar spielte Wagner tatsächlich keine Rolle mehr, rein nominell wäre er dennoch der einzige positionsgetreue Ersatz für Robert Lewandowski gewesen. Sollte sich der polnische Superstar in der heißen Phase, die bald ansteht, verletzen, dürfte genau dieser Transfer in den Medien entsprechend hochgekocht werden.
Die möglichen Alternativen, allen voran Thomas Müller, sind schließlich keine gelernten Mittelstürmer und spätestens in der K.O.-Phase der Champions League, wo schon im Achtelfinale mit dem FC Liverpool ein echtes Schwergewicht auf die Bayern wartet, könnten sich solche Ausfälle rächen. Fans des Rekordmeisters sind deswegen dazu angehalten, das ein oder andere Stoßgebet an den Fußballgott zu schicken, damit die ohnehin schon recht holprige Saison nicht noch negativ gekrönt wird.
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