Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar, 12. November 2018. Ausbildung ist im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar so gefragt wie lange nicht mehr. Zum Start des Ausbildungsjahrgangs 2018 hat die IHK bei den neuen Ausbildungsverhältnissen ein Plus von 5,1 Prozent verzeichnet, mit 4.412 neuen Ausbildungsverhältnissen. Schon im Vorjahr gab es ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Hier hatte es 4.196 neue Ausbildungsverhältnisse gegeben.
Damit steigt die Zahl der Ausbildungsverträge zum zweiten Mal in Folge.
„Die Berufsausbildung im Dualen System wird wieder zunehmend attraktiv für Jugendliche, nicht zuletzt durch viele neue sowie modernisierte Berufsbilder“, fasst IHK-Präsident Manfred Schnabel die aktuelle Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt zusammen.
„Bei den gewerblich-technischen Ausbildungsverhältnissen gibt es einen Zuwachs von 5,7 Prozent, bei den kaufmännischen ein Plus von 4,9 Prozent.
In absoluten Zahlen haben die kaufmännischen Berufe mit 135 Verträgen mehr als im Vorjahr gegenüber den gewerblich-technischen (81 Verträge mehr) die Nase vorne“, erläutert Schnabel.
Mannheim vorne bei Ausbildungen
Den stärksten Zuwachs von allen Gebietskörperschaften im IHK-Bezirk kann die IHK in der Stadt Mannheim verzeichnen. Dort waren es stolze 10,9 Prozent mehr Ausbildungs-verhältnisse (+192). In kaufmännischen Berufen waren es 148 Verträge mehr (+12,4 Prozent). In den gewerblich-technischen Berufen waren es 44 Eintragungen mehr (+7,9 Prozent).
Unternehmen wollen ausbilden
„Wir verzeichnen im zweiten Jahr in Folge einen Zuwachs an Ausbildungsverhältnissen bei unseren Mitgliedsbetrieben – eine sehr erfreuliche Entwicklung. Und noch wichtiger: die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe ist noch viel höher“, betont Schnabel. „Wie unsere jährliche Ausbildungsumfrage zeigt, ist der Anteil der Ausbildungsbetriebe im IHK-Bezirk, die nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen konnten, um weitere zwei Prozent auf rund 30 Prozent angestiegen. Das zeigt klar:
Die Betriebe stemmen sich gegen den in den nächsten Jahren deutlich wachsenden Fachkräftemangel. Daraus ergeben sich für beruflich Qualifizierte so günstige berufliche Perspektiven wie noch nie zuvor“, prognostiziert Schnabel. So sagt der Fachkräftemonitor der baden-württembergischen IHKs für das Jahr 2030 bereits einen Mangel von
45.000 beruflich Qualifizierten voraus. „Wer jetzt mit der Ausbildung beginnt und im Idealfall anschließend noch eine berufliche Weiterbildung durchläuft, hat beste Beschäftigungschancen in der Region“, bringt es Manfred Schnabel auf den Punkt.
Mehr Geflüchtete in Ausbildung
Einen wesentlichen Anteil am Aufschwung der Dualen Berufsausbildung in der Rhein-Neckar-Region haben Geflüchtete. „In diesem Ausbildungsjahr haben 181 Menschen aus Haupt-Flüchtlingsländern wie Syrien, Afghanistan, Iran oder Gambia eine Ausbildung bei einem unserer Mitgliedsunternehmen begonnen. Das sind rund 25 Prozent mehr als im Vorjahr,“ berichtet Schnabel. „Diese Zahlen machen deutlich, dass nach und nach mehr Geflüchtete ein Sprachniveau erreicht haben, das eine Integration auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht. Grundlage sind die großen Anstrengungen der Betriebe, Institutionen und weiterer Unterstützer, darunter auch die Kammern.“
Neue Ausbildungsberufe ziehen Bewerber an Zur steigenden Attraktivität der Berufsausbildung trägt auch die Schaffung neuer zukunftsfester Berufe und die Modernisierung bestehender Berufsbilder bei. Mit Blick auf den stetig steigenden Internet-Handel bietet der neue Beruf der „Kaufleute im E-Commerce“ die Aussicht auf einen sicheren Arbeitsplatz. Er kann branchenübergreifend im Groß- und Außenhandel, im Einzelhandel, bei Dienstleistungsanbietern wie Tourismusunternehmen oder bei herstellenden Betrieben ausgebildet werden. Zu den Ausbildungs- und Prüfungsinhalten gehören spannende Geschäftsprozesse im E-Commerce wie Online-marketing und -vertrieb sowie digitale und persönliche Kundenkommunikation.
Auch die Metall- und Elektroberufe sowie der Mechatroniker sind zum neuen Ausbildungs-jahr im Hinblick auf die Digitalisierung der Produktion modernisiert worden. Sie beinhalten jetzt zusätzliche Ausbildungsinhalte aus den Bereichen Digitalisierung, Datenschutz und Informationssicherheit.
Außerdem können Auszubildende darüber hinaus noch ihre Beschäftigungsfähigkeit mit Zusatzqualifikationen ergänzen. Zur Verfügung stehen hierfür unter anderem folgende Profile: „Additive Fertigungsverfahren“, „IT-gestützte Anlagen-änderung“, „Prozessintegration“, und „Systemintegration“.
Zusätzlich sind die IT-Berufe modernisiert worden. Hier wurde ein neuer Schwerpunkt auf die IT-Sicherheit gelegt. Außerdem ist die Stärkung von personalen und sozialen Kompetenzen neu in den Ausbildungsrahmenplan aufgenommen worden. Gerade die allgegenwärtige Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen macht diese „Soft-Skills“ ebenso wichtig wie fachliche Kompetenzen.
„Ja zur Ausbildung“
Um die Attraktivität der Berufsausbildung noch bekannter zu machen, wird die IHK Rhein-Neckar sich gemeinsam mit den anderen baden-württembergischen IHKs und dem Wirtschaftsministerium an der landesweiten Imagekampagne „Ja zur Ausbildung“ beteiligen. Ziel der Kampagne ist es, Eltern zu zeigen, welche Chancen eine Ausbildung für ihre Kinder bringt. „Allein in diesem Jahr sind rund 7.600 Ausbildungsplätze in Baden-Württemberg unbesetzt geblieben, davon rund 600 im Bezirk der IHK Rhein-Neckar. Den Eltern kommt nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Berufswahlentscheidung ihrer Kinder zu. Sie müssen deshalb informiert sein darüber, wie sich die Berufsausbildung gewandelt hat“, stellt Harald Töltl, IHK-Geschäftsführer Berufsbildung, das Ziel der Kampagne vor. Umgesetzt wird diese durch die Webseite www.ja-zur-ausbildung.de; ergänzt u. a. durch Filmclips und Aktionen auf Social-Media-Kanälen.
IHK-Kampagne für Digital-Berufe
Darüber hinaus konzipiert die IHK Rhein-Neckar derzeit eine eigene Kampagne, mit der gezielt leistungsfähige und leistungswillige Jugendliche auf den besonderen Bedarf an beruflich Qualifizierten in den IT-affinen und von der Digitalisierung besonders geprägten Berufen hingewiesen und für diese Berufe begeistert werden sollen. Diese Kampagne wird im Frühjahr nächsten Jahres starten. In deren Mittelpunkt werden Ausbildungsbetriebe, Berufe und Azubis aus der IT-Branche, der Metall- und Elektrobranche und dem Online-Handel stehen. „Im Arbeitsmarkt der Zukunft zählen Praxisorientierung, Problemlösungskompetenz und Kundenorientierung immer mehr. Diese Kernkompetenzen können nirgendwo besser vermittelt und trainiert werden als in einem Ausbildungsbetrieb,“ wirbt Töltl für die berufliche Ausbildung. „Ich appelliere an alle Schülerinnen und Schüler der Abgangsklassen, sich beruflich zu orientieren und eine Entscheidung zugunsten einer betrieblichen Ausbildung zu treffen. Die Ausbildungsbetriebe nehmen bereits jetzt wieder gerne Bewerbungen für den Ausbildungsstart im September 2019 entgegen.“