Sinsheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Nach wechselhaften Jahren ist die erste Teilnahme an der Champions League endlich geglückt. Dort sind bereits drei Spieltage vergangen und auch die Bundesliga schläft nicht. Wie wichtig die Königsklasse für die Zukunftspläne ist, wird beim Blick auf das Geld deutlich.
Hoffenheim setzt auf langfristigen Erfolg
Das Projekt Hoffenheim ist mittlerweile nicht mehr ganz neu in der Bundesliga. Nach einem aufsehenerregenden Start in der Debüt-Saison vor mehr als zehn Jahren kehrte eines Tages Normalität ein; dennoch gibt diese Geschichte schon genug für einen ganzen Film her. Seitdem gehört die TSG zwar meistens zu den besseren Mannschaften der Liga, kämpft aber nicht mehr um die Spitzenplätze mit. Dies ist auch der Philosophie geschuldet: Im Gegensatz zu anderen Vereinen mit Großunternehmen im Hintergrund soll Hoffenheim eigenständig wirtschaften. Unbegrenzten Geldfluss von außen gibt es also nicht, das Investment wurde stark eingeschränkt, und auf lange Sicht ist das eine gute Sache.
Wichtige Verlängerungen: Fundament bleibt erhalten
Denn eine Garantie auf Erfolg gibt es auch mit Millionenzuschüssen nicht. Im Umkehrschluss sind kleine Rückschläge besser zu verkraften, als wenn ständiger Druck aufgrund hoher Investments herrscht. Die erste Teilnahme an der Champions League ist daher umso beeindruckender, da Platz vier vor der Saison 2017/18 weder bei den bekannten Online-Buchmachern noch bei Fans und Experten als wahrscheinlich galt.
Die positiven Konsequenzen der CL-Qualifikation zeigten sich noch vor Saisonbeginn, als die TSG mit einigen Stammkräften verlängern konnte. Und zwar in allen Mannschaftsteilen, wie die zwei wohl wichtigsten Personalien zeigen:
– In der Abwehr ist Kevin Vogt unumstrittener Leistungsträger. Mit seiner Vertragsverlängerung bis 2022 setzte er ein Zeichen, das umso wichtiger war, da es schon Gerüchte gab, dass der große FC Bayern am Verteidiger interessiert sei.
– Ganz vorne ist Andrej Kramaric unverzichtbar. Im Sommer 2018 verlängerte der Kroate seinen Vertrag um weitere zwei Jahre, das Papier ist damit ebenfalls bis 2022 gültig. Der gestiegene Marktwert des Goalgetters, nicht zuletzt wegen der erfolgreichen WM, wurde beim Gehalt entsprechend gewürdigt.
Nicht nur aufgrund der Mehrfachbelastung sind solche Personalien ein starkes Signal. Die langfristige Bindung von Stars wird für kleine und mittlere Vereine immer schwieriger, da das große Geld schnell zur Stelle ist, sobald ein Spieler eine überzeugende Saison gespielt hat. Dass Hoffenheim mit Vogt und Kramaric gleich zwei absolute Schlüsselspieler halten konnte, ist daher mehr als eine Randnotiz. Gleichzeitig birgt diese Substanz-Stärkung auch Risiken mit sich.
Champions-League-Einnahmen als wichtige Geldquelle
Und auch wenn es in der CL-Tabelle nach drei Spieltagen nicht allzu gut aussieht, erneuern Spektakel wie der kürzliche Last-Minute-Wahnsinn gegen Olympique Lyon die Begeisterung in der Region. Doch es geht um mehr: Die Champions League ist bekanntlich ein Millionengeschäft, alleine das Überstehen der Gruppenphase bringt signifikante Zusatzeinnahmen, die in den Kader investiert werden können.
Einen Platz sollte die TSG also im Optimalfall noch aufsteigen: Dort sitzen gerade die Lyoner, während der erste Platz mit höchster Wahrscheinlichkeit an Manchester City gehen wird. Unerreichbar sind die Franzosen allerdings nicht, da noch drei Spieltage ausstehen und der Abstand drei Punkte beträgt. Siege im direkten Rückspiel-Duell sowie gegen das Schlusslicht Donezk sind deswegen Pflicht. Andernfalls könnte selbst Platz drei und damit die Fortsetzung in der Europa League in Gefahr sein.
Eine genaue Aufschlüsselung der Geldverteilung in der Champions League gibt es ganz offiziell von der UEFA selbst. Dort wird klar, warum alleine die Teilnahme an der Gruppenphase für kleine Vereine ein finanzieller Segen ist. Der Spagat zwischen Bundesliga-Alltag und Europa-Highlights wird dadurch betont und dabei gibt es für Hoffenheim noch viel Luft nach oben. Das gefürchtete Szenario, wegen der Doppelbelastung in beiden Wettbewerben nur mittelmäßig abzuschneiden, ist nämlich aktuell der Fall.
Nach dem Hoch würde dann in der kommenden Saison ein Tief folgen – sowohl sportlich als auch finanziell. Die Gehälter sind dabei treibende Faktoren, denn je höher der Spieleretat, desto wichtiger sind dauerhaft hohe Einnahmen. Um sich dauerhaft auf oberstem Niveau zu etablieren, sind gewisse Risiken also unverzichtbar und die Verlängerungen mit Vogt und Kramaric zeigen, dass Hoffenheim nun genau diesen Schritt machen will.
Ob das Wagnis belohnt wird oder nicht, kann frühestens nach Abschluss der CL-Gruppenphase beurteilt werden, wenn auch nur teilweise. Denn alleine ein Überwintern in der Königsklasse wäre aus Hoffenheimer Sicht ein großer Erfolg, der die Planungssicherheit erhöhen würde.
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