Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. Mehrere Tage waren Experten mit geschultem Blick für Sauberkeit in Landau unterwegs. Jetzt liegt das Gutachten vor: „Die Werte haben sich im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2009 überall verbessert, das freut mich. Aber es gibt weiterhin Handlungsbedarf“, fasst Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron als Verwaltungsrats-vorsitzender des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) den aktuellen Stand zu diesem Thema zusammen, mit dem sich der Verwaltungsrat in seiner anstehenden Sitzung beschäftigen wird. Dort wird sich das Gremium auch mit Fragen des Hochwasserschutzes bei Starkregen und mit Klimaschutzmaßnahmen im Arbeitsbereich des EWL befassen. Auf der Agenda stehen ebenfalls: die gelbe Wertstofftonne als Ersatz für den gelben Sack, die Sperrabfallsammlung sowie die Fortführung einer Partnerschaft mit Ruanda unter neuen Rahmenbedingungen.
Mit Objektivität ans Ziel
Innenstadt, Sehenswürdigkeiten sowie Parkplätze und Straßenzüge hat das Gutachten, das der EWL in Auftrag gegeben hat, unter die Lupe genommen. Im Vergleich zur ersten Sauberkeitsanalyse vor knapp zehn Jahren haben sich die Werte in allen drei Kategorien um mindestens einen ganzen Bewertungspunkt verbessert. Das Reinigungsergebnis der Innenstadt bezeichnet das Gutachten sogar als sehr gut. „Da zahlen sich Investitionen in größere Abfallbehälter, häufigeres Entleeren, Durchführung der Reinigung mit eigenem Personal und die gewissenhafte Arbeit unserer Bauhof-Mitarbeiter aus“, hält Bernhard Eck als EWL-Vorstandsvorsitzender fest. Denn seit der ersten Analyse haben sich die Verzehrgewohnheiten weiter verschoben: Auch in Landau wird mehr unterwegs getrunken und gegessen, das belegen Einwegbecher, Pizzaschachteln & Co. Die Freude über sehr gute Sauberkeitswerte in der Innenstadt trübt die Situation in Landaus Parkanlagen: So hat sich die Situation im Goethe- und im Schillerpark sowie am Schwanenweiher verschlechtert. Schlusslicht in der Bewertung ist der Parkplatz Hindenburgstraße; am Busbahnhof haben sich die Werte zwar im Vergleich zu 2009 leicht verbessert, sie sind aber immer noch unzureichend.
Zustande gekommen sind die Bewertungen durch zweimaliges Begehen von Arealen in Landau, die ein Zufallsgenerator ausgewählt hat. Meter für Meter wurden diese von einem Experten für Qualitätsmessung begutachtet, der dazu Tablett-PC, Kamera und eine spezielle App benutzt hat. Diese Vorgehensweise blendet subjektive Einflüsse der Wahrnehmung weitgehend aus. Unterschieden wurden dabei verschiedene Bereiche des öffentlichen Raums und verschiedene Verschmutzungsarten – von Abfall über Kaugummi bis hin zu Graffiti an Gebäuden.
Maßnahmen im Schulterschluss
Mit den Ergebnissen des Gutachtens setzt sich jetzt der Arbeitskreis Stadtbildpflege auseinander; in Landau arbeiten dafür viele Stellen engagiert und eng vernetzt zusammen. Gutes Beispiel für das effiziente Miteinander ist das Scherbentelefon, auf dem Bürger Nachrichten zu Scherben auf Radwegen, Ästen auf Gehwegen oder wildem Müll hinterlassen können. „Diese Art der Zusammenarbeit resultiert aus dem ersten Gutachten und hat ihre positive Wirkung entfaltet. Die Ergebnisse des neuen Gutachtens ergeben einen weiteren Fokus, hierfür diskutieren wir verschiedene Lösungsansätze“, berichtet Bernhard Eck.
Ein neues Logo zur Stadtsauberkeit, das Bürger über eine Online-Abstimmung ausgewählt haben, dient als visueller Anker. „Das Zeichen soll alle an unser gemeinsames Ziel erinnern, Landau sauber zu halten“, erklärt Falk Pfersdorf, Vorstandsmitglied des EWL. Er setzt dabei auch stark auf den Dialog mit Bürgern und dem Handel. Ein wichtiger Anstoß gelang mit dem Start des Mehrwegbechersystems RECUP. Seit Anfang Juli ist das System mit gut 1.000 Bechern in etlichen Cafés, Bistros und Bäckereien Landaus eingeführt.
Klimaschutz und Vorsorge
Energieeffizienz, Klimaschutz und Maßnahmen für Klimaanpassung sind weitere Punkte auf der Agenda der Verwaltungsratssitzung: Bei den Gesprächen geht es unter anderem um eine Photovoltaikanlage auf den Dachflächen der Kläranlage. „Das wäre ein wichtiger Schritt zur Energieautarkie bei der Abwasserreinigung und das klimaneutral“, hält Bernard Eck fest. Im neuen Wertstoffhof betreibt der EWL bereits Photovoltaikanlagen.
Klimaanpassung ist und bleibt nach den Starkregenereignissen der vergangenen Monate ein großes Thema, nicht nur in Landau. So hat der EWL Niederschlagsdaten gesammelt und analysiert. „Es gab harsche Kritik an der Kanalauslegung – aber Rohrquerschnitte, die immer noch verhältnismäßig selten vorkommende extreme Niederschlagsmengen aufnehmen, sind nicht vertretbar und auch unbezahlbar“, hält Bernhard Eck fest. In Landau geht man deshalb einen anderen Weg: Dr. Maximilian Ingenthron hat eine Arbeitsgruppe Starkregenvorsorge ins Leben gerufen. Er sagt: „Alle Dienststellen, die Belange der Starkregenvorsorge verantworten, werden zusammengezogen. Ihre Aufgabe ist es, in enger Zusammenarbeit ein Vorsorgekonzept für die Stadt zu erarbeiten.“ Am 23. August veranstalten die Partner gemeinsam mit einem Experten des Landesumweltministeriums und einem Professor der technischen Hochschule Kaiserslautern eine Informationsveranstaltung für Bürger; hierbei geht es um die Darstellung der Grenzen des öffentlichen Schutzes und um die wichtigen privaten Präventivmaßnahmen. Der Verwaltungsrat des EWL soll über die Steuerung der Arbeitsgruppe Starkregenvorsorge im Rahmen des Landauer Klimaanpassungskonzepts befinden.
Startschuss für gelbe Tonne
Ab 1. Januar 2019 wird die Verpackungsordnung durch das Verpackungsgesetz abgelöst; ab diesem Zeitpunkt haben Kommunen die Möglichkeit, den gelben Sack für Verpackungsabfälle durch ein anderes Erfassungssystem zu ersetzen oder ein kombiniertes System anzubieten. Die Stadtteile von Landau haben sich alle für die Einführung einer gelben Tonne ausgesprochen, die zur Wertstofftonne erweitert werden kann. Folgt der Verwaltungsrat dem Vorschlag des EWL, wird in Landau – mit Ausnahme der Kernstadt und Arealen mit überwiegend Mehrfamilienhäusern – die gelbe Tonne eingeführt. Das kann frühestens zum 1. Januar 2020 erfolgen; so lange läuft die Abstimmungsvereinbarung mit den Dualen Systemen; und auch deren Verträge mit den örtlichen Dienstleistern. Zudem arbeitet der EWL weiter an der Umsetzung einer Sperrabfallsammlung auf Abruf. Bevor die Dienstleistung ausgeschrieben werden kann, müssen noch weitere Rahmenvorgaben beschlossen werden: Der EWL schlägt zum Beispiel vor, den Grundstückseigentümer zweimal pro Jahr einen gebührenfreien Hol- und Bringservice anzubieten.
Partnerschaft mit Ruhango
Der EWL regt eine Partnerschaft im Rahmen des vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung initiierten Marshallplans mit Afrika an: Diese soll als Pilotprojekt mit der Distriktverwaltung Ruhango – ehemals Kigoma – im afrikanischen Ruanda erfolgen und eine seit 1984 bestehende Zusammenarbeit mit der Kommune auf eine neue Basis stellen. Im Vordergrund des Projekts stehen das Lernen und Verstehen auf beiden Seiten. Die afrikanische Kommune muss beispielsweise wegen des schnellen Bevölkerungszuwachses Verwaltungsstrukturen, insbesondere in den Bereichen Wasser, Abwasser und Abfall, neu aufbauen. Hierbei kann Landau unterstützen – aber auch von den ruandischen Partnern lernen.