Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar.
Ausgebildete Lehrkräfte bewerben sich anderweitig –Referendarausbildung auf dem Prüfstand
Seit mehreren Jahren bildet die Anna-Freud-Schule jährlich ca. acht bis neun Studienreferendare vor allem und u.a. mit den Fächern Sozialpädagogik, Pädagogik und Psychologie aus. Bis zu dem Einstellungstermin 01.05.2018 konnte die ADD als personalführende Stelle den an der Anna-Freud-Schule ausgebildeten Lehrkräften ein Angebot auf eine Studienratsstelle an der Schule unterbreiten. Zum Einstellungstermin 01.11.2018 ist das nun fraglich.
In der Fachschule Sozialwesen, Fachrichtung Sozialpädagogik, in der Außenstelle der Anna-Freud-Schule in der Hochfeldschule im Stadtteil Gartenstadt konnten auch in diesem Jahr nicht alle Bewerber(innen) als Schüler für diesen Bildungsgang aufgenommen werden. Die Anna-Freud-Schule hat zwar 2018/19 mit insgesamt 11 Teilzeitklassen, vier Vollzeitklassen und drei Klassen Berufspraktikanten (Erzieher im letzten Ausbildungsjahr) mehr als 500 Fachschüler/innen bei den Erziehern im Unterrichtsbetrieb. Der stv. Schulleiter der Anna-Freud-Schule hat dazu ein kreatives Raumkonzept in seiner Organisation bei den limitierten Räumen umgesetzt. Ein „Mehr“ lassen die begrenzten Räumlichkeiten in der Hochfeldschule für die Anna-Freud-Schule aber gegenwärtig nicht mehr zu.
Die Anna-Freud-Schule konnte mit Unterstützung der ADD in den vergangenen drei Jahren viele an der Schule selbst ausgebildete Studienreferendare nach dem bestandenen zweiten Staatsexamen in ihre Bildungsgänge übernehmen. Dies führte dazu, dass heute die Anna-Freud-Schule über das jüngste Lehrerkollegium mit 44,9 Lebensjahren an einer BBS in Rheinhessen-Pfalz verfügt. Nach den Sommerferien kommen nochmals vier dringend benötigte Studienratsneueinstellungen durch die ADD u.a. mit Pflegetheorie, Pädagogik, Musik und Kunst hinzu. Ab dem Neueinstellungstermin 01.11.2018 wird es jedoch für die an der Anna-Freud-Schule ausgebildeten Studienreferendare erheblich schwieriger, eine feste Anstellung nach dem Examen an dieser Schule in Ludwigshafen zu erhalten. Folge: Die an der Anna-Freud-Schule gut ausgebildeten Lehrkräfte bewerben sich für andere BBS’en in anderen Ober- oder Mittelzentren des Landes. Für die Übernahme weiterer Referendare mit den Fächern Pädagogik, Sozialpädagogik und Psychologie müssten die Räumlichkeiten an der Fachschule Sozialwesen Fachrichtung Sozialpädagogik (Erzieher) in der Hochfeldschule nachhaltig erweitert werden. Gleichzeitig klagt der Schulträger öffentlich aber über fehlende Erzieher/innen in Ludwigshafen.
Weitere Studienreferendare an der Anna-Freud-Schule beenden 2019 mit Pädagogik, Biologie und diversen weiteren Fächern ihre Lehrerausbildung. Gleichzeitig kommen 2019 mehrere Lehrkräfte aus der Elternzeit – u.a. mit den Fächern Psychologie, Deutsch, Englisch, Musik und Sport – wieder in den Unterrichtsbetrieb zurück. Die Schulleitung der Anna-Freud-Schule stellt sich daher im Moment die Frage, ob sie sich weiterhin so engagiert in die Referendarausbildung des Landes Rheinland-Pfalz einbringen soll, wenn die Lehrkräfte nach dem Bestehen des Examens an der Anna-Freud-Schule keine berufliche Perspektive erhalten können. Bis heute hat auch noch kein Gespräch zwischen dem Schulträger und der Schulleitung bezüglich einer dringend notwendigen Fachschulentwicklungsplanung für die Bereiche Sozialwesen bzw. Gesundheit und Pflege in der Stadtgesellschaft stattgefunden.
Der Schulträger entwickelt 2018 aber einen allgemeinen Schulentwicklungsplan von dem die Rheinpfalz am 16.06.2018 ausführlich berichtete. Es ist schon seltsam, dass die Veränderungen in den Wirtschaftssektoren, die Veränderungen bei den Berufen der Zukunft, die Veränderungen an den Arbeitsmärkten und in den Ausbildungsmärkten durch die Digitalisierung, das Outsourcing, die Rationalisierungen in den Produktionsstätten, den technischen Fortschritt, den Internethandel und die Veränderungen im Dienstleistungssektor mit dem Bedarf an Arbeitskräften im Bereich Sozialwesen bzw. Gesundheit und Pflege offensichtlich bei diesem Schulentwicklungsplan gar nicht in Augenschein genommen werden. Die BBS‘en insgesamt und die Anna-Freud-Schule speziell mit ihrem Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales, mit ihren vorhandenen und notwendigen Fachschulen bzw. Berufsfachschulen in den Zukunftsdomänen Sozialwesen, Gesundheit und Pflege kommen erst gar nicht in diesem Artikel und damit wohl auch nicht in dem städtischen Schulentwicklungsplan vor. Es wird aber dafür eine vierte Integrierte Gesamtschule für Ludwigshafen gefordert, was aus der Sicht der Schulleitung der Anna-Freud-Schule zu einer erneuten Verschiebung der Schülerströme – auch zu Lasten des dringend benötigten Personals für den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt der Zukunft in Ludwigshafen – führt.
Text:Anna-Freud-Schule
StD‘ Katrin Griem