Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Ob Bildung und Gesundheit für alle, Klimaschutz oder Chancengleichheit: Städte haben als handelnde Akteure vor Ort eine Schlüsselposition bei der Lösung globaler Aufgaben. Heidelberg möchte hier gemeinsam mit anderen Städten weltweit vorangehen. Auf Initiative und Einladung von Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner und Michael Møller, Generaldirektor der Vereinten Nationen in Genf und damit einer der höchsten UN-Vertreter in Europa, sind Ende April Vertreter von internationalen Organisationen, Städten und Unternehmen in Heidelberg zusammengekommen.
Ergebnis des Treffens: Die UN bereitet ein Programm vor, in dem weltweit 20 bis 25 Städte mit gutem Beispiel vorangehen. Diese Städte sollen zeigen, wie man vor Ort in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Organisationen und Bürgern die globalen Ziele der UN umsetzen kann. Heidelberg ist eine von weltweit 25 Städten, die an dem neuen UN-Programm teilnehmen sollen: Daneben sind weitere Universitätsstädte wie Cambridge und Palo Alto – beides Partnerstädte Heidelbergs –, aber auch größere Städte, Millionenstädte und „Megacities“ mit teils mehr als zehn Millionen Einwohnern wie Tokio, Seoul, Los Angeles, Hangzhou und Mexico City im Gespräch. Den Anstoß zu der neuen Städteinitiative haben UN-Generaldirektor Møller und Oberbürgermeister Professor Würzner bei einem Treffen im Januar beim Weltwirtschaftsforum in Davos gelegt.
Städten kommt bei der Lösung globaler Probleme eine zunehmend bedeutendere Rolle zu: Rund 3,5 Milliarden Menschen leben mittlerweile in Städten – die Hälfte der Weltbevölkerung. Im Jahr 2030 werden voraussichtlich 60 Prozent aller Menschen weltweit in Städten leben.
Michael Møller, Generaldirektor der Vereinten Nationen in Genf, erklärte nach dem Treffen: „Alle Bereiche der Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, wenn wir unsere Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen wollen. Ich erlebe eine ganz neue Bereitschaft zu dieser Zusammenarbeit, in der Gesellschaft genauso wie bei Unternehmen, Regierungen und Institutionen. Die Regierungen dürfen nicht die einzigen sein am Verhandlungstisch. Wir brauchen vor allem auch die Städte und ihre Bürger.“
Heidelbergs Oberbürgermeister Professor Dr. Eckart Würzner sagte: „Um globale Probleme lösen zu können, müssen die Städte stärker in die Entscheidungsprozesse auf internationaler Ebene eingebunden werden. Es ist ein wichtiges Signal, wenn Regierungschefs bei internationalen Konferenzen Absichtserklärungen unterschreiben. Aber irgendjemand muss diese Ziele dann auch umsetzen. Das geht nur über ganz konkrete Projekte vor Ort, in den Städten. Wir wollen in einer Gruppe von Städten, Unternehmen und Institutionen verschiedenste Lösungsmöglichkeiten aufzeigen und damit Städte und Bürger in aller Welt in ihrer Entwicklung unterstützen. Ich freue mich sehr über das Interesse der UN, künftig stärker mit den Städten als Akteuren vor Ort zusammen zu arbeiten.“
Teilgenommen an dem zweitägigen Treffen in Heidelberg haben unter anderem Vertreter von Palo Alto (Hauptort des Silicon Valley), Doha (Katar), Abidja (Elfenbeinküste), der Organisation für Internationale Wirtschaftsbeziehungen (OIER), des United Nations Global Sustainability Index Institute sowie von Unternehmen. Als Experten waren auch Vertreter aus den Bereichen Bildung, Gesundheit, Finanzen, Jugendarbeit und von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bei dem Treffen dabei.
Die „Sustainable development goals“ der UN sind ein allgemeiner Aufruf zum Handeln, um die Armut zu beenden, den Planeten zu schützen und sicherzustellen, dass alle Menschen Frieden und Wohlstand genießen. Sie umfassen insgesamt 17 Ziele, unter anderem die Bekämpfung von Armut und Hunger sowie den Einsatz für Bildung und interaktives Lernen, Gesundheit, sauberes Wasser, Gleichheit, erneuerbare Energien, Wirtschaftswachstum und Innovation sowie intelligente Stadtentwicklung. Die Ziele werden von bislang 193 Staaten weltweit unterstützt.
Umwelt-, Nachhaltigkeits- und Bildungshauptstadt Heidelberg
Heidelberg ist eine Vorreiterstadt insbesondere beim Klima- und Umweltschutz sowie in der Bildung und Wissenschaft, auch international: Mit der Bahnstadt wird derzeit die weltweit größte Passivhaus-Siedlung gebaut. Für ihren vorbildlichen Einsatz für nachhaltige Entwicklung wurde die Stadt 2015 im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York mit dem Global Green City Award ausgezeichnet. Die Universität Heidelberg ist die älteste und beste Universität Deutschlands und gehört zu den Top-50-Einrichtungen weltweit. Zudem ist Heidelberg Standort zahlreicher Forschungs- und Wissenschaftseinrichtungen von weltweitem Ruf, wie das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT), das European Molecular Biology Laboratory (EMBL) und vier Max-Planck-Institute. Heidelberg ist laut Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung bundesweit Spitzenreiter beim schulischen Lernen und hat die niedrigste Schulabbrecherquote aller deutschen Städte.