ist die älteste im gesamten Rhein-Neckar-Kreis und eine der ältesten in Baden.
Wie aber wurden die Weinheimer zu Pionieren der Partnerschaft?
Die beiden Partnerschaftsbegründer leben nicht mehr, es waren der damalige Oberbürgermeister Rolf Engelbrecht und sein französischer Amtskollege Fleury Mitifiot. Aus Briefen geht aber hervor, dass beide Kommunalpolitiker damals nicht nur die Weitsicht teilten, sondern auch eine „tiefe Sympathie und Hochachtung“ füreinander. Engelbrecht und Mitifiot hatten sich 1948 in der IBU kennengelernt, der „Internationalen Bürgermeisterunion für deutsch-französische Verständigung“. Es heißt, „die Ziele der Partnerschaft“ seien ihnen „eine Herzensangelegenheit“ gewesen. Rolf Engelbrecht war ein frankophiler Mensch, wie sein Gegenüber einmal so beschrieben hat: „Sein Eifer, sich in der Sprache Molières perfekt auszudrücken, wog auf eine für mich sehr vorteilhafte Weise meine eigene Faulheit beim Erlernen der Sprache Goethes auf.“ Kurze Zeit nach der Partnerschaftsgründung des Jahres 1958 bestand Mitifiot auf einem gegenseitigen Treffen ehemaliger Kriegsgefangener. Später bekannte er: „Dies war das Ereignis im Rahmen dieser Partnerschaft, das mich am meisten berührt hat.“
Schon vor der offiziellen Verschwisterung gab es übrigens gegenseitige Besuche von Jugendgruppen des Stadtjugendrings, und eine Folkloregruppe aus Cavaillon beteiligte sich am Festzug zur Weinheimer 1200-Jahr-Feier 1955. Eine Tradition, die heute noch Jahr für Jahr zur Fastnachtszeit fortgesetzt wird, am eifrigsten zwischen der Karnevalsgesellschaft Weinheimer Blüten und dem „Corso-Comité“ in Cavaillon. Zum 50-jährigen Bestehen der Partnerschaft vor zehn Jahren gab es gegenseitige Besuche und einen Empfang im Ratssaal.
Dabei bezeichnete der französische Generalkonsul Christian Dumon die lange währende Partnerschaft zwischen Weinheim und Cavaillon als „besonders gutes Beispiel unter den Partnerschaften“. So wie sie vor 50 Jahren „die Wiege der europäischen Vereinigung“ war, so biete sie jetzt „die Grundlage für ein neues Europa der Gemeinsamkeiten“. Zuvor hatten Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard und sein französischer Amtskollege Maurice Giro am Grab von Engelbrecht auf dem Weinheimer Hauptfriedhof zwei Kränze niedergelegt. „
60 Jahre Jumelage feiern Weinheim und Cavaillon in diesem Jahr unter anderem auch wieder mit einem Provence-Markt zum „Weinheimer Herbst“ im September.
Der weit über Weinheims Grenzen hinaus beliebte Markt ist auch ein „Kind“ der Partnerschaft. Ebenso feiern mehr als 50 Frauen und Männer aber auch zeitgleich ein persönliches Erlebnis mit dieser außergewöhnlichen Städtepartnerschaft. Denn im Rahmen und gefördert von einer Stiftung besuchten sie als junge Menschen, meist Auszubildende in einem Lehrberuf, jeweils für ein halbes Jahr die Partnerstadt. Diese Stiftung wurde zum 25-jährigen Bestehen der Partnerschaft gegründet, feiert also ebenfalls ein Jubiläum. Theo Gießelmann und Fernand Lombard hießen damals die amtierenden Rathauschefs in Weinheim und Cavaillon. Sie erinnerten sich der Gründung einer der ersten Städtepartnerschaften überhaupt und nannten ihre Stiftung nach den Männern der ersten Stunde: Engelbrecht und Mitifiot.
Im vergangenen Jahr hat Cavaillons neuer Bürgermeister Gérard Daudet erstmals Weinheim besucht, um die Kontakte zu intensivieren. Eine Abordnung des Stadtmarketings und des OB-Referats (wo im Rathaus Partnerschaftsangelegenheiten angesiedelt sind) nahmen im Dezember mit Weinheimer Produkten am Weihnachtsmarkt in Cavaillon teil. Auch der Weinheimer Jugendgemeinderat plant Kontakte mit französischen Jungpolitikern aufzunehmen. In der nächsten Woche empfängt OB Bernhard eine Austausch-Schülergruppe im Rathaus. Am Wochenende ist eine Jubiläumsdelegation unter Führung von Bürgermeister Daudet in Weinheim, am Freitag, 13. April, um 18.30 Uhr findet ein offizieller Festakt im Großen Sitzungssaal des Rathauses statt. Dabei werden Fotos aus Privatarchiven Weinheimer Bürgerinnen und Bürger gezeigt.