Germersheim/Kreis Germersheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Nach Jahren der Vorbereitung wurde jetzt in Neuburg eine „Wohn-Pflege-Gemeinschaft“ mit zwölf Plätzen eingeweiht. Einige hundert Besucher machten sich Mitte März ein Bild von der neuen ambulanten Wohn-Pflege-Gemeinschaft „Am Dorfplatz“. Das große Interesse im Dorf und in der Region hat uns sehr gefreut”, sagte die Vorsitzende Arnika Eck. Landrat Dr. Fritz Brechtel fand lobende Worte für den Bürgerverein: „Neuburg schreibt Geschichte. Das Bundes-Modellprojekt ‚Gemeinsam älter werden – zuhause‘ hat vor Jahren im Landkreis den Boden bereitet und Unterstützung geliefert für den Aufbau einer solchen Wohngruppe. Neuburg zeigt, dass eine gut organisierte Zusammenarbeit zwischen Bürgerschaft und Pflegeprofis eines ambulanten Dienstes sogar die 24-Stunden-Pflege in eine kleine Gemeinde bringen kann.“
„Ich gehe hier nicht mehr weg!”, sagen oder denken zumindest die meisten älter werdenden Menschen und meinen damit, dass sie auch bei gesundheitlichen Einschränkungen gerne in der vertrauten Umgebung bleiben wollen. Sollte dies bei höherem Pflegebedarf nicht mehr möglich sein, wollen sie zumindest im Wohnort, im Wohnquartier bleiben und nicht in ein entferntes Heim umziehen müssen. In Neuburg geht dieser Wunsch jetzt in Erfüllung. Eigentümer der neuen Einrichtung ist der Bürgerverein Neuburg, der bereits seit Jahren durch den Aufbau ehrenamtlich geleisteter Hilfen dazu beiträgt, dass Ältere, ergänzend zur ambulanten Pflege, bedarfsgerechte Unterstützung erhalten.
Tatkräftige Hilfe bekamen die örtlichen Aktivisten bei der Entwicklung des Projekts von der Kreisverwaltung. Durch Beratung in vielen fachlichen und organisatorischen Fragen trug die Geschäftsstelle der Regionalen Pflegekonferenz dazu bei, das Projekt zu realisieren. Für Harald Nier, langjähriger Mitarbeiter der Kreisverwaltung, ist klar: „Letztlich brauchen wir überall in den Gemeinden Wohn-Pflege-Gemeinschaften dieser Art, damit nicht nur die Wünsche Älterer berücksichtigt werden, sondern damit einfacher und effizienter als in einem großen Heim dem steigenden Bedarf an Hilfeleistungen und dem Mangel an Fachkräften begegnet werden kann.“ Seitens der Kreisverwaltung wurde vorausschauend bereits vor Jahren das innovative Konzept „Pflege 5.0“ einer wohnortsbezogenen, pflegerischen Vollversorgung entwickelt und als fachliche Entwicklungsleitlinie von der Pflegekonferenz bestätigt. Landrat Brechtel und Sozialdezernent Christoph Buttweiler sind sich sicher: „Wenn sich, wie prognostiziert, in wenigen Jahrzehnten die Zahl der über 80-Jährigen nahezu verdreifacht hat, reichen die herkömmlichen Altenhilfekonzepte nicht mehr aus. Wir müssen in unseren Gemeinden zukunftsfähige, sog. Sorgende Gemeinschaften entwickeln, in denen professionelle, ambulante Pflege- und Servicedienste und bürgerschaftlich organisierte Nachbarschaftshilfen Hand in Hand arbeiten. Dabei sind Wohn-Pflege-Gemeinschaften wie Neuburg ein zentraler Baustein.“
Der Bürgerverein bietet zwölf Senioren mit Pflegebedarf ein Zuhause in einer kleinen, überschaubaren Einheit mit zeitgemäßem Wohnen. „Den Menschen, die hier leben, soll trotz Pflegebedarf eine Perspektive gegeben werden”, so Eck. Unterstützung kommt vom Betreuungsteam dort, wo sie gebraucht wird. Vorhandene Ressourcen der Bewohner gilt es allerdings zu erhalten und zu fördern. Der Grad der Selbstbestimmung ist hoch. So bestimmen die Bewohner beispielsweise, was gekocht wird und wirken dabei mit, Wäsche kann zusammen gemacht und die Freizeitgestaltung geplant werden.
„Das „Seniorenwohnen am Dorfplatz“ in Neuburg ist ein wichtiger Meilenstein, der Ansporn und Beispiel für weitere Gemeinden im Landkreis sein kann. An vielen Orten sind es die Seniorenbeauftragten und Seniorenbeiräte der Gemeinden, die mit hoher Aufmerksamkeit und erheblichem Zeiteinsatz ergänzende Hilfen, Fahrdienste, kleinere Handreichungen etc. für die ältere Generation organisieren. Auch hier bildete das Bundesmodellprojekt den Rahmen, in dem die Kreisverwaltung nicht nur die Berufung von Seniorenbeauftragten initiierte, sondern auch ein fachlich begleitetes Netzwerk geschaffen hat, in dem sich die Beauftragten regelmäßig treffen und ihre Erfahrungen darüber austauschen, auf welche Weise sorgende Gemeinschaften vor Ort gefördert werden können“, so Brechtel.