Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar.„Der Bischof ist Zeuge für die Wahrheit“
Bistum gedenkt mit Gottesdienst im Dom der Amtseinführung von Dr. Karl-Heinz Wiesemann vor zehn Jahren – Generalvikar Dr. Franz Jung würdigt Bischof Wiesemanns Fähigkeit, sich in Situationen hineinzufühlen und den „großen Bogen“ zu spannen
Mit einem feierlichen Pontifikalamt am vierten Fastensonntag Laetare erinnerte das Bistum Speyer an die Wahl von Papst Franziskus vor fünf Jahren sowie an die Amtseinführung von Dr. Karl-Heinz Wiesemann als Bischof von Speyer vor zehn Jahren. Viele waren in den Speyerer Dom gekommen, um diese beiden „Jubiläen des Weges“, wie Bischof Wiesemann sie nannte, gemeinsam zu feiern. Er zelebrierte den Gottesdienst gemeinsam mit Weihbischof Otto Georgens, dem emeritierten Bischof Dr. Michael Wüstenberg, der bis September 2017 im Bistum Aliwal in Südafrika tätig war, Generalvikar Dr. Franz Jung, Domkapitular Dr. Norbert Weis und dem Ludwigshafener Dekan Alban Meißner.
„Ich richte meinen herzlichen Dank an alle, die diesen Weg in den vergangenen zehn Jahren mitgegangen sind“, sagte Bischof Wiesemann in seiner Begrüßung. Die Kirche sei eine Gemeinschaft des Weges, auf dem wir „wie die Emmausjünger mit Christus unterwegs sind“. In seinen Dank bezog er auch seine Familie, seinen Vorgänger den emeritierten Bischof Dr. Anton Schlembach, die Mitglieder des Domkapitels, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bischofshaus, im Bischöflichen Ordinariat, in den Pfarreien und im Dom sowie alle Gläubigen ein. Dem evangelischen Kirchenpräsidenten Christian Schad sagte er Dank für die positive ökumenische Weggemeinschaft, dem Speyerer Oberbürgermeister Hansjörg Eger für das gute Miteinander von Stadt und Kirche.
„Die Wahrheit zu tun, heißt auch, Veränderungen und Umbrüche als solche zu erkennen und sie offen zu benennen. Sie haben das erkannt und deshalb einen der einschneidendsten Veränderungsprozesse in unserem Bistum seit seiner Neugründung vor 200 Jahren eingeleitet“, würdigte Generalvikar Dr. Franz Jung in seiner Predigt die „Grundhaltungen, die Sie als Bischof auszeichnen und die die letzten zehn Jahre maßgeblich dazu beigetragen haben, dass dieser Prozess gelingen konnte.“ Exemplarisch nannte er die „vertrauensvolle und damit tragfähige Beziehung zu den Priestern des Bistums“. Zugleich verstehe es Bischof Wiesemann, „die Herzen der Menschen zu erreichen und den Inhalt der Glaubenslehre so zu vermitteln, dass er ihnen als Wahrheit für ihr eigenes Leben aufleuchtet“. Seine „Fähigkeit, Stimmungen und Gestimmtheiten geradezu seismographisch zu erspüren“, habe in zugespitzten Situationen mehrfach dazu beigetragen, „dass der Gesprächsfaden in unserem Bistum nie abgerissen ist, trotz aller Probleme und offenen Fragen“.
Generalvikar Jung hob auch Wiesemanns Fähigkeit hervor, „den gegenwärtigen Moment in ein größeres Ganzes einzuordnen“. Wer wie er den „großen Bogen“ spanne, sehe weiter und verstehe es, die aktuellen Probleme in einen größeren Kontext einzuordnen. „Das enthebt nicht den Herausforderungen der Gegenwart. Aber es nimmt ihnen den Schrecken, der einen zuweilen atemlos macht und entmutigt.“ Zum aufrichtigen Benennen der Wahrheit gehöre für Bischof Wiesemann auch der Hinweis auf die „Widersprüchlichkeit der Welt und das Unabgegoltene eines jeden Lebens“. Als „dialektischer Denker, der sie durch und durch sind, gelingt es Ihnen, die Phänomene des Lebens in ihrer oftmals verwirrenden Gebrochenheit wahrzunehmen“, attestierte er Bischof Wiesemann die „große und seltene Begabung, Komplexität zu denken“. Gleichzeitig werde er nicht müde, darauf hinzuweisen, „wie sehr diese Abbruchkante des Lebens seit dem Kreuzestod des Herrn auf Golgotha als Riss durch die Welt und eines jeden Menschen Leben geht“. Er wisse darum, dass „Auferstehung zu neuem Leben nicht geht, ohne sich diesem Bruch ehrlich zu stellen“.
Wiesemanns bischöflichen Wahlspruch „Maior omni laude – Größer als alles Lob“ bezeichnete Generalvikar Jung als Hinweis darauf, dass „die größere und immer neue Wahrheit für uns endliche Menschen nur im Modus des Komparativs“ zu haben sei. Weil Gott immer größer sei, deshalb könne man ihn nie erreichen. „Gut ignatianisch im Komparativ zu leben“ heiße daher, „Erreichtes immer neu zu überschreiten, weil der Mensch in Christus schon längst zu Gott hin überschritten und zu ihm erhoben ist.“
In seinem Schlusswort betonte Bischof Wiesemann, dass die vielfältigen Begabungen und Charismen der wahre Schatz der Kirche sind. „Als Christen sind wir heute gemeinsam aufgerufen, in unsere Zeit hinein deutlich zu machen, welche Kraft im Glauben steckt und auch wie schön unser Glaube ist.“ Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Domchor unter Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domorganist Markus Eichenlaub gestaltet. Es erklangen unter anderem Werke von Palestrina und Schütz. Ein Umtrunk in der Vorhalle des Domes bot im Anschluss an den Gottesdienst Gelegenheit zum Gespräch und zur persönlichen Begegnung.
Fotos: Klaus Landry