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Heppenheim – Gedenkstätte für Zwangsarbeiter: Einweihung am 27. Januar

Heppenheim / Metropolregion Rhein-Neckar.
Gedenken an Zwangsarbeiter
Einweihung der Erinnerungsstätte in Heppenheim am 27. Januar
Am Samstag, dem 27. Januar 2018 um 16 Uhr, wird die Erinnerungsstätte für Zwangsarbeiter am Westrand der Gunderslache, nahe dem ehemaligen Standort des Tonwerks, eingeweiht. Der Künstler Klaus Weber entwarf im Auftrag des Initiatorenkreises um Franz Beiwinkel ein Mahnmal, das in Kooperation mit dem Investor, der Firmengruppe Dreher, und der Stadt Heppenheim am westlichen Ende der Hans-Kohl-Straße errichtet wurde. Um 16.30 Uhr wird anschließend in der Lagerhalle der Firma Vock, Gunderslachstraße 8, der offizielle Empfang inklusive einer Festansprache der Leiterin des Dokumentationszentrums Zwangsarbeit in Berlin, Frau Dr. Christine Glauning, stattfinden. Stadt und Initiatoren laden alle Interessierten zur Teilnahme ein.
Der geschichtliche Hintergrund
Die Politik der Nationalsozialisten war geprägt von politischer, militärischer und wirtschaftlicher Kriegsvorbereitung. Im Rahmen der Verkündung eines Vierjahresplanes, der die wirtschaftliche Autarkie des Reiches zum Ziel hatte, erfolgte die Einflussnahme auf die deutsche Wirtschaft. Hier ging es um die außenpolitischen Ziele des Reiches. Die Aufrüstung führte zu einem wirtschaftlichen Aufschwung, sodass die bis dahin herrschende Arbeitslosigkeit bis 1936 einer Vollbeschäftigung gewichen war und ein Arbeitskräftemangel entstand. Mit der Einberufung hunderttausender Männer zur Wehrmacht verschärfte sich dieses Problem seit Kriegsbeginn weiter. Die Lösung des NS-Regimes bestand im zunehmenden Einsatz sogenannter Fremdarbeiter. Dabei übernahmen ausländische Arbeitskräfte (bis 1941 waren es schon über 3 Millionen), vor allem im Bergbau, der Landwirtschaft sowie in der Chemie- und Metallindustrie die Arbeit der zum Kriegsdienst verpflichteten deutschen Männer. Auch im Heppenheimer Tonwerk wurden immer mehr ausländische Zwangsarbeiter eingesetzt. Zu Kriegsende bestand die Belegschaft mit ca. 160 Mitarbeitern zu 80 bis 90 Prozent aus „Fremdarbeitern“.
Auch wenn das Tonwerk für die regionale Wirtschaft, insbesondere für Heppenheim, durchaus bedeutend war (immerhin der größte Arbeitgeber der Region), stand die Heppenheimer Bevölkerung dem Betrieb eher negativ gegenüber. „Wer Vater und Mutter nicht ehrt, der muss ins Tonwerk!“ war eine geläufige Redewendung, die auch zum Titel für eine 1999 erschienene Forschungsarbeit der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim wurde. Die abgelegene Lage des Tonwerks sowie die vorherrschende Meinung, dass dort nur unqualifizierte Menschen beschäftigt seien, trug zu einer Abgrenzung der Bevölkerung auch gegenüber den Zwangsarbeitern bei. Zudem untersagte der NS-Staat persönliche Kontakte zu Zwangsarbeitern. Trotzdem ergaben sich durchaus Kontakte zwischen Zwangsarbeitern des Tonwerks und der Heppenheimer Bevölkerung, wenngleich sie meist dadurch entstanden, dass die Zwangsarbeiter für Gartenarbeit o. ä. quasi „ausgeliehen“ wurden.
Die Lebensbedingungen und -umstände im Tonwerk waren katastrophal. Oft wurden nicht einmal die staatlichen Mindestvorgaben erreicht: In einem Beanstandungsschreiben des Kreisstellenleiters der DAF (Deutsche Arbeitsfront) wird beschrieben, dass die Baracken verwanzt waren und die Arbeiter daher selbst bei Kälte lieber im Freien schliefen. In einer Beschwerde über die Zweigstelle des Tonwerks in Bensheim wird auf mangelnde Hygiene hingewiesen. Die Ernährungssituation der Zwangsarbeiter im Tonwerk in Heppenheim kann zwar als vergleichsweise günstig betrachtet werden, dennoch wurde auch dort der Anweisung Fritz Sauckels, (Generalbevollmächtigter für den Arbeitseinsatz) vom 20. April 1942 gefolgt, mit der man die maximale Arbeitsleistung bei geringstmöglichem Aufwand für die Lebensbedürfnisse erreichen wollte. Dies führte oftmals zur Reduzierung des ohnehin schon geringen Nahrungsmittelkontingents als Druckmittel zur Leistungssteigerung.
Die Erinnerungsstätte
Die Erinnerungsstätte liegt mitten im Leben in direkter Nachbarschaft zu einem Spielplatz. Sie selbst ist eine raumgreifende Anordnung verschiedener, meist als Silhouette dargestellter Bildelemente. Bildhaft aufgegriffen wird die wuchtige äußere Form des Tonwerks, und es erscheinen zwei stilisierte menschliche Figuren. Diese sind dergestalt vor dem Hintergrund positioniert, dass erst der Blick durch ein Guckfenster in einer Eisenstele deutlich macht, dass die beiden mit großen Mühen eine Lore bewegen. Für den Blick auf diese Realität muss sich der Betrachter leicht verneigen. Die Eisenstele mit dem Guckfenster trägt eine Beschriftung, die wesentliche Eckdaten der Zwangsarbeit in Heppenheim zur Zeit des „Dritten Reiches“ wiedergibt. Eine weitere Schautafel listet alle 575 bekannten Namen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern in Heppenheim auf.

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