Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar.
Der mit 10.000 US-Dollar dotierte Ralph Erskine Award geht dieses Jahr an ein Mannheimer Projekt. Erstmals in der Geschichte des Architekturpreises, welcher seit 1988 vom Verband Schwedischer Architekten (SAR) ausgelobt wird, erhält ein deutsches Projekt den begehrten Preis. Die herausragende Bedeutung des Projekts wurde zusätzlich durch die Verleihung durch Königin Silvia von Schweden unterstrichen, die erstmalig an der Veranstaltung teilnahm und den Preis persönlich überreichte. Die deutsche Delegation um die Studenten und Dozenten der TU Kaiserslautern sowie Bürgermeister Lothar Quast nahmen die Auszeichnung am Dienstag, 28. November 2017, im feierlichen Rahmen der schwedischen Architektur Gala in Stockholm vor rund 1200 Teilnehmern entgegen. Der Ralph Erskine Award wurde in den letzten 29 Jahren insgesamt nur elf Mal an herausragende internationale Projekte verliehen. Mit dem gemeinsamen Entwicklungsprojekt „Zusammen bauen – voneinander lernen“ konnte die Stadt Mannheim, das Land Baden-Württemberg und der Fachbereich Architektur der Technischen Universität Kaiserslautern (TU) die hochrangige Jury in Schweden überzeugen und den seltenen Preis nach Mannheim holen. Die Auszeichnung wird für Innovation in der Architektur und im Städtebau unter besonderer Berücksichtigung sozialer, ökologischer und ästhetischer Aspekte vergeben. Mit dem Preis werden Projekte ausgezeichnet, die vor allem „weniger privilegierten Schichten der Gesellschaft“ zugutekommen.
Die politische Bedeutung des einzigartigen Projekts wird dadurch deutlich, dass im Vorfeld der Preisverleihung erstmalig eine Podiumsdiskussion von der Deutschen Botschaft in Kooperation mit dem Goethe Institut veranstaltet wurde. Beim „Erskine Talk“ wurde über Themen wie beispielsweise „politische Stabilität in Krisenzeiten“ sowie „Engagement und Menschlichkeit“ diskutiert. Hierbei stellten Bürgermeister Lothar Quast und Tatjana Dürr von der städtischen Stabstelle Baukultur das Gemeinschaftsprojekt mit Bewohnern der Landeserstaufnahmeeinrichtung vor.
„Wir sind sehr stolz auf diesen Preis, der uns bestätigt, dass wir in Mannheim auf dem richtigen Weg sind, den Städtebau zukunftsweisend zu betrachten und gleichzeitig die Zuwanderung mit all ihren aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu berücksichtigen. Das Projekt steht zudem beispielhaft für einen neuen Weg zwischen institutionellen und neuen Kooperationsmodellen“, beschreibt Bürgermeister Lothar Quast die Besonderheiten des Projekts. „Zusammen bauen – voneinander lernen“ war ein partizipatives studentisches Entwurfs- und Bauprojekt in Zusammenarbeit mit Bewohnern der Landeserstaufnahmeeinrichtung Spinelli in Mannheim. Gemeinsam arbeiteten 16 Studierende der TU Kaiserslautern und 25 Flüchtlinge von Mitte August bis Ende Oktober 2016 an einem Gemeinschaftshaus auf dem Gelände der Spinelli Barracks – einer Konversionsfläche, die im Jahre 2015 zu einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Mannheim umfunktioniert wurde. Das entstandene rund 500 Quadratmeter große Gemeinschaftshaus bietet den Geflüchteten einen Ort der Zusammenkunft, des Austausches und der Völkerverbindung.
„Mit diesem Projekt geht die Stadt Mannheim neue Wege, um neue Formen öffentlicher Räume zu entwickeln, die das Wohlbefinden der Menschen sowohl in wirtschaftlicher wie auch sozialer Hinsicht fördern“, so Tatjana Dürr von der Mannheimer Stabstelle für Baukultur, die das Projekt mit der TU Kaiserslautern entwickelt und durch alle Instanzen manövriert hat. Mit dem Ralph Erskine Award erhält dieser neue Weg nun internationale Wertschätzung und schlägt die Brücke zu Ralph Erskines Verständnis zu Architektur und dem Leben: „Um ein guter Architekt zu sein, muss man Menschen lieben, denn Architektur ist eine angewandte Kunst und beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen für menschliches Leben.“
Der Ralph Erskine Award wird alle zwei bis vier Jahre vom Ruth and Ralph Erskine Nordic Fund vergeben. Er ist auf den Architekten Ralph Erskine zurückzuführen. Bekannt wurde der britisch-schwedische Architekt unter anderem durch die Wohnsiedlung Byker im englischen Newcastle upon Tyne. Zu seinen Werken zählten zudem ein Postgraduierten-College in Cambridge, die Universitätsbibliothek Stockholm sowie das Bürogebäude „Ark“ in London. Er unterrichtete an Hochschulen, hatte die Ehrendoktorwürde der Universität Lund inne und erhielt 1987 die Goldmedaille des Royal Institute of British Architects.
Quelle Stadt Mannheim; Fotograf: Jonas Malmström (fd Eriksson)