Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Authentische Schilderungen zum Leben im heutigen Israel, das nicht immer einfache Zusammenleben unterschiedlicher Religionen und Völker und die daraus entstehenden Konflikte, die Generationen prägenden Erfahrungen aus dem Holocaust, interessante und teilweise wenig bekannte Hintergründe zur Geschichte des Heiligen Landes und des Judentums, Jüdischer Humor, Spannendes zum Unterwegssein aus den Spuren Jesu: Chefziba Hilger – Israelin, Jüdin, Archäologin und Historikerin mit einem Studium in Bibelforschung – fesselte in den zurückliegenden zwei Wochen bei einem Besuch in der Pfalz mit diesen Themen ihre Zuhörerinnen und Zuhörer. Am 25. November reiste sie nach Israel zurück.
Studiendirektorin Birgitta Greif von der Schulabteilung im Bischöflichen Ordinariat hatte bei Besuchen mit angehenden Religionslehrerinnen und Religionslehrern im Heiligen Land Chefziba Hilger kennengelernt. Als Reiseleiterin bringt sie vor allem Gruppen aus Deutschland ihre Heimat und deren Geschichte näher. Die Ehe mit einem Deutschen machten diese Schwerpunktsetzung naheliegend. Sie begleitet Besucher zu den historischen Stätten, führt sie auf den Spuren Jesu durch Galiläa und durch Jerusalem. Ihr „Lieblingsort“ ist ein Gang unter der Klagemauer, der ins Herz biblischen Bodens führt und die biblischen Erzählungen besonders lebendig werden lässt. Wichtig sind ihr aber die Orte an der Via Dolorosa, der letzte Weg Jesu vor seiner Kreuzigung.
Bei ihrem Besuch im Bistum Speyer hatte Chefziba – der biblische Name bedeutet „Ich habe dich gewünscht“, wie sie erläutert – ein dichtes Programm: es gab Begegnungen mit angehenden Religionslehrerinnen und Religionslehrern, sie gestaltete einen Studientag für Referendarinnen und Referendare, sprach bei Jahrestagungen von Religionslehrerinnen und Religionslehrern sowie bei Schulklassen in Landau und Speyer. „Uns in der Schulabteilung des Bistums ist es ein Anliegen, dass das Judentum im katholischen Religionsunterricht behandelt wird“, erklärte dazu Studiendirektorin Birgitta Greif. Sie begleitete die Veranstaltungen für Lehrkräfte und Multiplikatoren mit Chefziba Hilger. Auch das Kloster St. Magdalena besuchte der Gast aus Israel, um mehr von dem Ort zu erfahren, an dem Edith Stein – Jüdin und Karmelitin – von 1923 bis 1931 gelebt und gearbeitet hatte, und die dann 1942 in Auschwitz ermordet wurde, weil sie Jüdin war. „Stark beeindruckt“ war Chefziba Hilger auch von der Speyerer Mikwe, dem jüdischen Ritualbad aus dem 12. Jahrhundert.
Wenn die temperamentvolle Frau mit den schwarzen langen Locken erzählt, spürt man bis in die Gestik hinein die Begeisterung, die Liebe zu ihrer Heimat, die sie als „eine Wiege der menschlichen Kultur“ beschreibt. Die Israelin und Jüdin versteht sich als Brückenbauerin. Im Verhältnis von Deutschen zu Israelis bzw. zu Juden spüre sie auch heute noch oft Unsicherheit und sogar Ängste. Diese Ängste will sie den Besuchern ihres Landes nehmen. „Wir Israelis unterscheiden zwischen den Tätern in den Zeiten der Shoa und den nachfolgenden Generationen“, sagt sie. Fast alle ihre Gruppen führt sie zur Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Und wenn sie wahrnimmt, wie sehr dieser Besuch ihre deutschen Besucher bewegt, ist dies auch für sie immer ein „sehr emotionaler Moment“. Chefziba erzählt besonders gern vom Besuch einer Gruppe, aus deren Kreis einige Mitglieder an der Ehrenmauer im „Garten der Gerechten“ in Yad Vashem die Namen ihrer Verwandten suchten, die während der Shoa jüdische Mitbürger gerettet hatten – und die Namen mit Hilfe von Chefziba auch fanden.
Einen Besuch in der Redaktion des „pilger“ nutzt Chefziba Hilger, um der Schulabteilung des Bistums Speyer für die Einladung in die Pfalz und die vielen Gespräche und Begegnungen zu danken. Das große Interesse an ihrer Heimat, an dem Land, der Bibel, mache sie froh, betont sie – und freut sich über die vielen positiven, begeisterten Rückmeldungen.