Frankenthal – Aktiv und selbstbestimmt mit Rollstuhl – Unter diesem Leitspruch fand erstmals am Samstag, 28. Oktober 2017 in der Sporthalle „Am Kanal“ in Frankenthal (Pfalz) ein Fahr- und Alltagstraining für Rollstuhlfahrer und deren Angehörige statt.
Die neun Teilnehmer sind meist Rollstuhlfahrer, aber auch Angehörige sind mit dabei. Im ersten Teil des Trainingstages haben sie nützliche Tipps und Anregungen für die Anschaffung und Finanzierung von Rollstühlen und zum Rollstuhl bekommen. Denn Rollstühle müssen gut auf ihre Nutzer abgestimmt sein: Der Körperschwerpunkt sollte für eine leichte Handhabung möglichst genau über der Achse der großen Haupträder sein. Dann allerdings stellt der Rollstuhl auch die höchsten Anforderungen an die Nutzer, man kann beispielsweise leichter nach hinten kippen, verdeutlicht der versierte Trainer Holger Kranz. Er ist Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung des integrativen Sports mbH am Standort in Walldorf. Eingeladen zum kostenlosen Rollstuhltraining hatten die Beauftragte für die Belange behinderter Menschen der Stadt Frankenthal (Pfalz), Birgit Löwer und der Landesverband Rheinland-Pfalz der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) mit Sitz in Mainz.
Im zweiten Teil wurde es praktisch, hier ging es um die Vermittlung der richtigen Techniken für den Umgang mit Hindernissen. Hierfür hat Holger Kranz eigens 10 verschiedene Probe-Rollstühle mitgebracht. Für eine simulierte Bordsteinkante dienten mehrere aufeinander gelegte Turnmatten. Es sieht so einfach aus, den Rollstuhl zu kippen um die vorderen Räder anzuheben. Eine Fahrerin setzt an, und hebt vorne ab, doch die Koordination stimmt nicht, sie kippt mit dem Rollstuhl seitlich um. Hier im Training passiert nichts und sie stellt sich gleich wieder auf. „Oberkörper zurücklehnen, die Räder mit einem Ruck anziehen, dann sofort wieder nach vorne und gleichzeitig vorlehnen“, zeigt Holger Kranz die richtige Technik.
Die Teilnehmer sind von der Veranstaltung begeistert. „Ich habe einiges dazugelernt“, sagt Andreas (Name geändert), der seit etwa zwei Jahren im Rollstuhl fährt. Und Birgit (Name geändert), die noch keine Rollstuhl-Erfahrung hat, fügt hinzu: „Falls ich wirklich mal einen Rollstuhl wegen der Multiplen Sklerose-Erkrankung brauche, weiß ich mit ihm umzugehen, das gibt mir ein sicheres Gefühl“.
„Selbstsicherheit, mehr Mobilität und größere Freiräume erfahren“, fasste Waltraud Oberfrank-Paul von der DMSG den gelungenen Trainingstag zusammen und war sich mit Birgit Löwer, der Behindertenbeauftragten der Stadt Frankenthal (Pfalz) einig: Nächstes Jahr soll es wieder einen Rollstuhltrainings-Tag geben.