Landau/Metropolregion Rhein-Neckar. „Es gibt nur eine Sache auf der Welt, vor der wir Angst haben müssen:
Die Angst selbst.“ Franklin D. Roosevelt. „Angst und Politik“: Unter dieses Motto haben die Veranstalter die Landauer Akademiegespräche im Wintersemester 2017/2018 gestellt. Vier Abende lang beschäftigt sich die renommierte Reihe, die gemeinsam von der Stadt Landau, dem Frank-Loeb-Institut an der Universität Koblenz-Landau, und der Evangelischen Akademie der Pfalz veranstaltet wird, mit diesem aktuellen politischen Thema. Oberbürgermeister Thomas Hirsch, Dr. Timo Werner, Geschäftsführer des Frank-Loeb-Instituts, und Dr. Christoph Picker, Direktor der Evangelischen Akademie der Pfalz, haben das Programm der Akademiegespräche jetzt bei einem Pressegespräch im Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Das Thema «Angst und Politik» empfinde ich als extrem spannend, da es zahlreiche verschiedene Facetten und einen unmittelbaren Bezug zu aktuellen politischen Diskussionen bietet“, fasst OB Hirsch zusammen, der im Rahmen des Pressegesprächs auch an die Landauer Gespräche, erinnerte. „Vor genau 30 Jahren wurde das Frank-Loebsche Haus in seiner heutigen Funktion als Begegnungsstätte mit der «Woche der Begegnung» eingeweiht“, so der Stadtchef. „Aus allen Teilen der Erde kamen damals auf Einladung des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Christof Wolff frühere jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nach Landau. Aus dieser so wichtigen Geste der Versöhnung erwuchsen die Landauer Gespräche. Die von der Evangelischen Akademie der Pfalz und dem Frank-Loeb-Institut initiierten «Akademiegespräche» und die «Landauer Gespräche» fusionierten schließlich zu den «Landauer Akademiegesprächen».“ Die Veranstaltungsreihe stehe weiterhin für Frieden, Toleranz und Völkerverständigung, betont Hirsch.
„Angst als politischer Faktor wird unterschätzt“, führt Dr. Picker in Bezug auf das übergeordnete Thema der Akademiegespräche 2017/2018 aus. „Dabei ist Politik kein rationales Geschäft, sondern hat viel mit Emotionen zu tun. Das zeigt auch der jüngste Rechtsruck, mit dem wir uns in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern konfrontiert sehen. Menschen haben Angst vor Überfremdung, Angst vor anderen Religionen, Angst um ihre Sicherheit und Angst vor dem drohenden sozialen Abstieg.“ Mit diesem Thema müsse sich die Gesellschaft auseinandersetzen, so Dr. Picker. Aus diesem Grund hätten die Veranstalter „Angst und Politik“ als Thema der Landauer Akademiegespräche 2017/2018 gewählt.
Auch Dr. Werner betont die Notwendigkeit, sich wissenschaftlich mit dem Thema Emotionen in der Politik auseinanderzusetzen. „In der politik- und sozialwissenschaftlichen Forschung in den USA ist das Thema bereits allgegenwärtig“, bekräftigt der Politikwissenschaftler. „Rechtspopulisten, wie wir sie aktuell überall in Europa sehen, instrumentalisieren die Emotionen der Menschen, allen voran die Angst, für ihre Zwecke. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns mit dem Thema wissenschaftlich auseinandersetzen.“ Dr. Werner betont zugleich, dass die Landauer Akademiegespräche keine „Show-Veranstaltung“ seien. Es gehe nicht darum, durch die Auswahl der Gäste um jeden Preis einen Konflikt heraufzubeschwören, so Dr. Werner. Stattdessen sei eine wissenschaftlich fundierte, sachliche Diskussion gewünscht.
Allen drei Veranstaltern ist es wichtig, dass die Veranstaltungsreihe sich nicht an ein rein akademisches Publikum wendet. „Die Vorträge sind allgemeinverständlich und richten sich an alle Bürgerinnen und Bürger“, so OB Hirsch, Dr. Picker und Dr. Werner. „Daher ist es auch von Bedeutung, dass die einzelnen Veranstaltungen nicht etwa an der Universität, sondern mitten im Herzen der Stadt, im Alten Kaufhaus, stattfinden.“
Die Landauer Akademiegespräche 2017/2018 beginnen am 8. November 2017 mit dem Thema „Angst als politischer Erfolgsfaktor“. Gäste sind Historiker Prof. Dr. Bernd Greiner von der Universität Hamburg und Wahlkampfmanager Kajo Wasserhövel, „Spin-Doctor“ der Bundes-SPD. Am 18. Januar 2018 folgt das Thema „Angst und innere Sicherheit“ mit Beate Bube, Präsidentin des baden-württembergischen Landesamts für Verfassungsschutz, und Kriminologe Prof. Dr. Christian Pfeiffer, ehemaliger Präsident des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Zum Thema „Angst vor dem sozialen Abstieg“ werden am 5. Februar 2018 Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Christoph Butterwegge, 2017 Bundespräsidentenkandidat für DIE LINKE, erwartet. Beschlossen wird die Reihe am 15. März mit dem Thema „Angst vor der Religion“. Gäste sind Theologe Prof. Dr. Rolf Schieder von der Humboldt-Universität Berlin und der deutsch-syrische Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bassam Tibi.
Alle Veranstaltungen beginnen um 19 Uhr im Alten Kaufhaus. Der Eintritt ist frei.