Hochdorf/ Rhein-Pfalz-Kreis/ Metropolregion Rhein-Neckar.
Von Tobias Faller, 15.10.2017
Der erste Saisonsieg der Spielzeit 2017/2018 ist unter Dach und Fach: Der TV Hochdorf setzte sich am gestrigen Samstagabend in einer packenden Begegnung mit 23:21 beim pfälzischen Konkurrenten TuS 04 Dansenberg durch. Beste Torschützen der Pfalzbiber waren Dominik Lenz, Arne Ruf, Steffen Christmann und Vincent Klug, die allesamt auf vier Treffer kamen.
Eine gefühlte Ewigkeit, nämlich genau 203 Tage, musste der TV Hochdorf auf seinen Pflichtspielsieg warten. Am 25. März schlug die Mannschaft von Trainer Stefan Bullacher am 25. Spieltag der Vorsaison den späteren Absteiger SG Pforzheim/Eutingen, gestern musste der TuS 04 Dansenberg dran glauben.
Mit fünf namhaften Ausfällen im Gepäck, standen die Vorzeichen für den TVH auch im ersten Pfalzderby der Woche schlecht. Doch wie schon vor zwei Wochen, als man der SG Köndringen/Teningen beim 17:17 einen Punkt abrung, wollten die übrig gebliebenen Akteure durch großen Kampf und eine sattelfeste Defensive lange Zeit im Spiel bleiben. Dass die Partie kein Handballleckerbissen werden würde und nicht sonderlich viele Tore fallen würden, war von Beginn an klar und sollte sich später auch bewahrheiten.
Schon der Start ins Spiel war holprig: Nach zehn Minuten hatten beide Teams zusammen gerade einmal vier Treffer erzielt; zwei pro Seite. Roy James und Steffen Kiefer hatten für ihre Farben jeweils schon einen Siebenmeter liegen gelassen und die Abwehrreihen samt der Torhüter Markus Seitz beim TuS und Sebastian Bachmann beim TVH schenkten sich nichts. Aufgrund der zahlreichen Ausfälle mussten die Hochdorfer mal wieder improvisieren: Co-Trainer Steffen Christmann spielte am Kreis fast durch und sollte zum Ende der Partie hin eine wichtige Rolle einnehmen; auf der Mitte war der 18-jährige Dominik Lenz der überragende Spieler seiner Mannschaft.
Die wirklich nennenswerten Szenen blieben in den ersten 25 Minuten aus. Erst nachdem Lenz vier Minuten vor dem Seitenwechsel das 7:8, was auch der Halbzeitstand sein sollte, erzielte, rückte ein weiterer Spieler der Pfalzbiber in den Mittelpunkt: Torwart Bachmann, der schon das ganze Spiel über passabel gehalten hatte, lief zu Höchstform auf und brachte die Dansenberger Spieler, vor allem von den Außenpositionen, zur Verzweiflung.
Nach der Pause erhitzten sich die Gemüter in der engen, stickigen und lauten Dansenberger Sporthalle dann zunehmend. Untypisch für das Spiel: In den ersten dreieinhalb Minuten des zweiten Durchgangs fielen fünf Treffer. Da die Gastgeber in der Folge noch zwei Tore drauflegten, wurde aus der 8:7-Pausenführung der Pfalzbiber schnell ein 10:12-Rückstand. Waren es in Halbzeit eins noch vorrangig die Defensivreihen, die dieses Spiel dominierten, so kamen beide Teams nun einfacher zu Toren. Beide Teams profitierten dabei von ihren durchschlagskräftigen Rückraumreihen; beim TVH in Person von Arne Ruf und Vincent Klug, die sich nach verhaltenem Beginn massiv steigerten und jeweils vier Treffer zum Erfolg beitrugen.
Als Abwehrchef Roy James zwölf Minuten vor Schluss beim Spielstand von 17:16 für Hochdorf nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte sah und die Dansenberger postwendend in Führung gingen, schienen sie das Spiel im Griff zu haben. Dann begannen jedoch zehn denkwürdigen Minuten, die sich wie Kaugummi zogen und die die Hochdorfer auf die Siegerstraße brachten, weil sie im Hexenkessel die Ruhe und vor allem die Nerven bewahrten. Erst bekam Heim-Trainer Marco Sliwa wegen zu starken Reklamierens eine Zeitstrafe aufgebrummt, dann musste wenig später auch noch Christopher Seitz runter. Im folgenden Angriff mussten Steffen Christmann und Theodoros Megalooiknomou nach einem eher harmlosen Gerangel am Kreis beide auf der Strafbank Platz nehmen. Kaum hatten die Dansenberger danach wieder ergänzt, musste Jan Claussen für zwei Minuten vom Feld — es war die vierte Zeistrafe innerhalb von drei Minuten für den Gastgeber.
Da die beiden Schiedsrichter die ruppige Gangart des Aufsteigers konsequent ahndete, kam es für diese noch dicker. Zwei Minuten vor Schluss musste Luca Munzinger runter. In der Folge monierte Christopher Klee so stark, dass auch er seine dritte Zeistrafe erhielt. Als dann noch wenig später Megalooiknomou eine Zwei-Minuten-Strafe aufgebrummt bekam, bot sich die Chance für die Hochdorfer, den Sack zuzumachen. Denn — man konnte es bei all den Zeitstrafen und Unterbrechungen fast vergessen — es wurde auch noch Handball gespielt. Knapp zwei Minuten vor Schluss stand es noch 21:21, doch nach Megalooiknomous Foul bekamen die Pfalzbiber einen Siebenmeter zugesprochen. Der spielende Co-Trainer Steffen Christmann übernahm nach dem frühen Fehlwurf von Roy James Verantwortung und verwandelte auch seinen vierten Versuch sicher im Tor. Im anschließenden Angriff konnten die Dansenberger den Ball in zwei Versuchen nicht am eingewechselten Lennart Schulte vorbeibekommen, sodass die Hochdorfer in einer 6:3-Überzahl keine Probleme hatten, sich eine gute Chance herauszuspielen, die Benedikt Bayer von Linksaußen dann eiskalt zum 23:21-Endstand verwandelte.
Dass auf Seiten der Hochdorfer daraufhin alle Dämme brachen, versteht sich von selbst. »Wir sind überglücklich über unseren ersten Saisonsieg. Man kann sehen, dass von unseren Spielern Tonnen von Ballast abgefallen sind. Uns haben fünf ganz wichtige Spieler gefehlt, deshalb ziehe ich meinen Hut vor der Leistung, die die Mannschaft heute erbracht hat«, freut sich Trainer Stefan Bullacher. Er weiß aber auch: »Dass der Sieg am Ende glücklich ist, ist ebenso klar. Wir hätten heute genauso gut auch wieder verlieren können.« Am kommenden Samstag (Anpfiff: 20 Uhr) steht bereits die nächste Auswärtsaufgabe auf dem Programm: Es geht zum Zweitliga-Absteiger TV 1893 Neuhausen, der für den TVH Neuland ist.
Für den TuS 04 Dansenberg spielten: M. Seitz, Hottgenroth – Klee (4), Claussen (3), Munzinger (2) – Schulze (2), Labroue (1) – Megalooiknomou (4/4) – Kiefer (2), C. Seitz (3), Jung, Lammering, von Lauppert.
Für den TV Hochdorf spielten: Bachmann, Schulte – Schwenzer (3), Lenz (4), Ruf (4) – Bayer (1), Lanninger (2) – Christmann (4/4) – James, Novo (1), Müller, Klug (4), Eschbach.
Spielverlauf: 1:2 (7.), 4:3 (16.), 6:4 (18.), 6:7 (24.), 7:8 (HZ) – 10:10 (34.), 13:13 (41.), 15:16 (47.), 18:17 (50.), 19:20 (54.), 21:21 (59.), 21:23.
Siebenmeter: 5/4 – 5/4
Zeitstrafen: 22 Minuten – 12 Minuten
Rote Karten: Klee (58., dritte Zeistrafe) – James (48., dritte Zeistrafe)
Zuschauer: 500