Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Stylische E-Bikes oder frisch geschabte Spätzle direkt aus der Verpackung – Produkte wie diese haben ihren Ursprung im Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum Dezernat 16. Seit 2013 gibt es die Einrichtung in der alten Feuerwache in Bergheim-West, die sich seither sehr gut entwickelt hat. Das bestätigt auch eine unabhängige Evaluierung des Planungs- und Beratungsbüros STADTart aus Dortmund. Nun steht die Entscheidung an, wie es mit dem Zentrum weitergeht – denn die Zwischennutzung des Gebäudes ist befristet bis Ende 2018. Betreiber des Zentrums ist die Heidelberger Dienste gGmbH (HDD). Die Verwaltung schlägt nun vor, die Nutzung um weitere fünf Jahre bis 2023 zu verlängern. Ab dem 18. Oktober beraten darüber die gemeinderätlichen Gremien.
„Wir wünschen uns eine Verlängerung für das Dezernat 16, da sich hier ein Leuchtturm der Kreativszene entwickelt hat. Die Nachfrage nach günstigen Büros und Ateliers ist enorm hoch und die Beratungsangebote werden gut angenommen. Die Zahl der erfolgsbedingten Auszüge zeigt auch, dass das Zentrum eine wichtige wirtschaftliche Funktion erfüllt: Es bietet die Rahmenbedingungen, damit junge Kreativunternehmen in den Markt starten und dort auch bestehen können“, erklärt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Erfolgreiche Ausgründungen: „Das Beste waren die kurzen Entscheidungswege“
Die Studie zur Evaluierung hat untersucht, ob das Dezernat 16 die vom Gemeinderat 2013 formulierten Ziele erreicht hat. Dazu gehörten eine stärkere Wahrnehmung Heidelbergs als kreative Stadt, eine stärkere Bindung der kreativen Akteurinnen und Akteure an die Stadt und mehr Neugründungen im Bereich der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass diese Ziele bereits weitestgehend erreicht worden sind. So gab es seit 2013 beispielsweise 13 Auszüge aus dem Dezernat 16, von denen sich anschließend sieben als selbständige Unternehmen im Stadtgebiet niedergelassen haben.
Dazu gehört zum Beispiel die E-Bike-Manufaktur Coboc. Das Unternehmen startete im Dezernat 16, wurde kontinuierlich größer und hat heute 27 Mitarbeiter und einen neuen Firmensitz an der Kurfürsten-Anlage. „An unsere Zeit im Dezernat 16 denken wir gerne zurück. Wegen der Atmosphäre und der Zusammenarbeit mit anderen Mietern. Oder weil es auch spätabends nach langer Montage noch Gespräche oder gemeinsame Essen mit den anderen Unternehmen und Kreativen gab und sich alle gegenseitig halfen“, erinnert sich Cobocs Brandmanagerin Carina Ehmann und ergänzt: „Das Beste waren die kurzen Entscheidungswege. Wie schnell das Dezernat 16 auf unser Wachstum reagiert hat. Das ist nicht selbstverständlich. Da gehen die Türen woanders zu und hier sind sie aufgegangen.“
Zentrum konstant voll belegt
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um Räume spricht für den Erfolg des Dezernats 16. Das Zentrum ist konstant voll ausgelastet – es gibt immer mehr Bewerbungen als Räume zur Verfügung stehen. Bis Ende 2016 haben sich fast 330 Unternehmen um Räumlichkeiten im Dezernat 16 beworben – nur ein Teil konnte tatsächlich bedient werden. Das Zentrum verfügt aktuell über rund 3.000 Quadratmeter vermietbarer Fläche, davon sind rund 1.700 Quadratmeter flexible Nutzräume – also Medienräume, Ateliers, Studios, Büros, Lagerräume und ein großes Foyer für Ausstellungen. Vorherrschende Branchen im Zentrum sind der Kunstmarkt, dem sich 20 Prozent der Mieter/innen zurechnen, sowie die Musikwirtschaft (16 Prozent), die Designwirtschaft (16 Prozent) und der Bereich Software-/Games-Industrie (10 Prozent).
Zudem hat sich das Dezernat 16 – insbesondere das integrierte Café Leitstelle – als Treffpunkt und Veranstaltungsort für die kreative Szene etabliert. Allein im Jahr 2016 fanden rund 200 Events im Zentrum statt, dazu gehörten Netzwerkveranstaltungen oder Tagungen für die Gründerszene, Kulturveranstaltungen, Messen oder Special-Interest-Treffen von Firmen.
Finanzen: Instandhaltungsarbeiten am Gebäude notwendig
Der Betreiber Heidelberger Dienste gGmbH konnte seit Beginn des Projekts jährlich wachsende Einnahmen vorweisen, die jedoch noch nicht alle laufenden Kosten decken. Die Stadt Heidelberg verzichtet daher gegenüber der HDD bislang auf die Zahlung einer Miete und unterstützt die HDD bei den Nebenkosten. Im Falle einer Verlängerung der bisherigen Nutzung für weitere fünf Jahre müsste die Stadt auch für diesen Zeitraum mit laufenden Gebäudeunterhaltungsmaßnahmen rechnen, die voraussichtlich in einem Gesamtumfang von bis zu 182.000 Euro liegen werden.