Der Ort der Tagung ist kein Zufall. Es gibt wenig Kommunen mittlerer Größe, die beim Thema Berufsorientierung so aktiv sind wie Weinheim. Oberbürgermeister Heiner Bernhard betonte das Engagement der Stadt; der OB ist auch Bundessprecher der „Weinheimer Initiative“, die sich bundesweit für die kommunale Koordinierung am Übergang von der Schule ins Berufsleben einsetzt. Veranstalter und Gastgeber sind neben der Stadt Weinheim die Freudenberg Stiftung, die AG „Weinheimer Initiative“ und der Rhein-Neckar-Kreis. Immer wieder gibt es im Laufe der zweitägigen Fachtagung Praxisbeispiele aus Weinheim. Zum Auftakt am Donnerstagmittag leitete Jürgen Ripplinger von der Kommunalen Koordinierungsstelle Übergang Schule/Beruf eine Gesprächsrunde mit Dr. Ditmar Flothmann, der ehrenamtlich die Berufsintegration geflüchteter junger Menschen leitet, mit Dr. Rainer Kuntz, dem Ausbildungsleiter der Firma Freudenberg und Sprecher des Weinheimer Unterstützerkreises Berufsstart WUB sowie Sozialarbeiter Martin Pandikow.
Gemeinsam arbeiteten sie heraus, was in Weinheim gemeinsam bereits in die Wege geleitet worden ist. Kuntz gehört auch dem Bündnis Ausbildung Weinheim an, und Ripplinger konnte von zurückliegenden Erfolgen ebenso berichten wie von einem Projekt, das im nächsten Frühjahr greifen soll: Eine Lern-Praxis-Werkstatt, die von den Berufsbildungsträgern und den größten Weinheimer Ausbildungsbetrieben getragen wird. Zwischen Vorträgen und Gesprächsrunden werden am Donnerstag und Freitag immer wieder Weinheimer Themen und Projekte aus der Praxis beleuchtet, wie zum Beispiel die „Weinheimer KochKultur“, die als ausgezeichnetes ehrenamtliches Integrationsprojekt gestartet ist – mittlerweile ist eine Firma gegründet und die beiden Gründerinnen stehen kurz vor dem Abschluss von Arbeitsverträgen mit Köchen, die als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Ein Musterbeispiel, fanden alle.
Eingangs der Fachtagung hatte auch Dr. Pia Gerber, die Geschäfsführerin der Freudenberg.Stiftung, die Teilnehmer im Bürgersaal des Alten Rathauses begrüßt. Dabei kritisierte sie auch manche „Paradoxie“ in der Abschiebungspraxis, die bisweilen dazu führe, dass „die am besten integrierten Menschen abgeschoben werden sollen“. Auch kritisierte sie, es gebe „Behörden mit politisch gewollten Engpässen“. Grundsätzlich müsse jeder, der sich in der Arbeit mit Geflüchteten engagiere, einen ganzheitlichen Ansatz anstreben und häufig „den Spurwechsel mitdenken“.