Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar(red/ak) – Der Brexit könnte zu einer beträchtlichen Kostenbelastung der rheinland-pfälzischen Wirtschaft führen und beschäftigt daher die Unternehmen in zunehmendem Maße. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Blitzumfrage, die die Arbeitsgemeinschaft der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern (IHKs) vom 9. bis 21. August durchgeführt hat.
Vor allem jene Firmen, für die Großbritannien einen bedeutenden Absatzmarkt darstellt, befürchten erhebliche Nachteile, wenn es durch den Brexit zur Wiedereinführung von förmlichen Grenzabfertigungen kommen sollte. Sie rechnen durchschnittlich mit einem finanziellen Mehraufwand von 960 Euro pro Monat alleine für die Bearbeitung der Zollanmeldungen. Sollten nach dem Brexit weitere Unterlagen für den grenzüberschreitenden Warenverkehr erforderlich werden, könnten die Zusatzkosten noch deutlich höher ausfallen.
Selbst für Unternehmen, an deren Umsatz der britische Markt nur einen geringen Anteil hat, würde nach dem Brexit der Aufwand für die Zollanmeldungen mit durchschnittlich 455 Euro im Monat zu Buche schlagen. An der Umfrage beteiligten sich rund 130 Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich unterhalten.
Die größte Sorge der betroffenen Unternehmen ist ein mögliches Scheitern der Brexit-Verhandlungen. Sollten die Vorteile des Binnenmarktes ersatzlos wegfallen, würde dies für viele Unternehmen erheblichen Mehraufwand im Warenhandel und damit finanzielle Nachteile bedeuten. Das Ziel der Verhandlungspartner sollte aus Sicht der rheinland-pfälzischen Wirtschaft sein, ein umfassendes Freihandelsabkommen abzuschließen, das Zölle für Waren mit Ursprung in der EU und Großbritannien ausschließt.
Sollte die zweijährige Verhandlungsfrist dafür nicht ausreichen, muss aus Sicht der Wirtschaft eine ausreichend lange Übergangsfrist vereinbart werden, in der das Vereinigte Königreich vorläufig über den Brexit hinaus weiter zum Zollgebiet der EU gehört.
In jedem Fall erwarten die rheinland-pfälzischen Unternehmen von den Verhandlungspartnern schnelle und umfassende Informationen über den Verlauf der Verhandlungen und die erzielten Ergebnisse, damit sie sich frühzeitig auf die veränderten Rahmenbedingungen einstellen können.
2016 wurden Waren im Wert von ca. 3,6 Mrd. Euro aus Rheinland-Pfalz in das Vereinigte Königreich exportiert – eine Zunahme um 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Gegenrichtung wurden Güter mit einem Wert von mehr als 1,2 Mrd. Euro von den britischen Inseln nach Rheinland-Pfalz importiert. Damit ist Großbritannien der sechstwichtigste Handelspartner für rheinland-pfälzische Unternehmen.