Germersheim/Kreis Germersheim/Metropolregion Rhein-Neckar. „Mit Abschluss der Baumaßnahme am Ottersheimer Teilungswehr ist die Längsdurchgängigkeit der Queich auf dem Gebiet des Landkreises Germersheim nun umgesetzt. Damit wird die ökologische Qualität der Queich deutlich verbessert“, so Landrat Dr. Fritz Brechtel bei der offiziellen Einweihung des Umgehungsgewässer am Ottersheimer Teilungswehr am 8. Mai 2017. Im Zuge der Umsetzung der Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ist ein guter ökologischer und chemischer Zustand der oberirdischen Gewässer zu erreichen. Ein wesentlicher Baustein zur Erreichung dieser Ziele stellt die Wiederherstellung der Längsdurchgängigkeit an den bedeutsamen Fließgewässern dar.
Der Landkreis Germersheim, als Gewässerunterhaltungspflichtiger für das Gewässer Queich, ist bisher Träger dreier Längsdurchgängigkeitsprojekte gewesen. Es wurden Fischaufstiegsanlagen an der Zeiskamer Mühle, der Holzmühle in Westheim sowie der Ludwigsmühle in Lustadt unter der Regie des Landkreises errichtet. Das jüngste Längsdurchgängigkeitsprojekt, die Baumaßnahmen am Ottersheimer Teilungswehr, stellten den letzten Schritt zur Umsetzung der Fischdurchgängigkeit an der Queich im Landkreis Germersheim dar.
Am Ottersheimer Teilungswehr wird das Wasser der Queich zu 2/5 auf den Spiegelbach und zu 3/5 auf den weiteren Queichverlauf aufgeteilt. Für den Spiegelbach ist die Verbandsgemeinde Bellheim unterhaltspflichtig. Wegen der gemeinsamen Betroffenheit bestand daher auch eine gemeinsame Verantwortlichkeit der Verbandsgemeinde und des Landkreises für dieses Projekt. Die Maßnahme wurde nach Abstimmung mit der Verbandsgemeindeverwaltung Bellheim aber in der Trägerschaft des Landkreises durchgeführt.
„Ursprünglich diente das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtete Ottersheimer Teilungswehr dazu, den Wasserspiegel der Queich zu erhöhen, um den Holztransport aus dem Pfälzerwald zu ermöglichen. Das Wehr wird in der Denkmalliste des Kreises geführt. Deshalb wurde das Projekt mit der Denkmalschutzbehörde abgestimmt“, so Bau- und Umweltdezernent Michael Gauly. Planung und Realisierung wurden früh auch zwischen Planungsbüro, dem Bauunternehmen, der SGD Süd, der Verbandsgemeinde Bellheim, der Ortsgemeinde Ottersheim und der Kreisverwaltung abgestimmt.
Das bestehende Querbauwerk war ökologisch nur eingeschränkt durchgängig und stellte somit ein selektives Wanderhindernis für aquatische Organismen dar. Die von der Firma Hydro-Energie Roth, Karlsruhe geplante und vom Bauunternehmen Anton Himmelsbach aus Schuttertal gebauten Umgehungsgewässer beschreiben zwei kurze Bögen und überwinden dabei einen Höhenunterschied von rund 0,3 Metern am Spiegelbach bzw. 0,5 Metern an der Queich.
„Die neu gebauten Fischaufstiegsanlagen wurden als Rauhgerinne mit Beckenstrukturen geplant. Wegen der geringen Höhenunterschiede zwischen Ober- und Unterwasser am Ottersheimer Teilungswehr waren nur zwei (Spiegelbach) beziehungsweise drei (Queich) Becken nötig, um den jeweiligen Höhenunterschied zu überwinden. Fischleitarten an der Queich sind Schmerle, Gründling, Döbel, Schneider und Hasel. Auch Begleitarten wie Elritze, Stichling, Barbe, Aal und Bachforelle wurden im Unterlauf der Queich in Germersheim nachgewiesen“, sagte Georg Roth, Fachbereichsleiter „Umwelt und Landwirtschaft“ bei der Kreisverwaltung Germersheim.
Sowohl an der Queich als auch am Spiegelbach wird im Unterlauf die Wasserkraft zur Stromgewinnung genutzt. Deshalb mussten die bestehenden Teilungsverhältnisse 2/5 (Spiegelbach) und 3/5 (Queich) auch beim neuen Durchgängigkeitsbauwerk weiterhin beibehalten werden. Die Gemeinde Ottersheim hat im Rahmen dieser Baumaßnahme am Teilungswehr das alte Stein-Beton-Wasserhäuschen abgerissen und will dieses neu in Holzbauweise im Bereich der Hinweisschilder im Randbereich des Spiegelbaches errichten.
„Das Teilungswehr ist ein beliebtes Ziel im Radwegenetz des Landkreises Germersheim. Durch die optische Neugestaltung dürfte das Ottersheimer Teilungswehr zukünftig noch attraktiver für den Rad- und Wandertourismus sein“, sagte der für Umwelt und Tourismus zuständige Kreisbeigeordnete Michael Braun.
Die Baumaßnahme konnte zügig umgesetzt werden. Die Erdbauarbeiten wurden in etwa einem Monat durchgeführt. Die reinen Baukosten belaufen sich auf rund 180.000 Euro und wurden wie die Planungskosten zu 90 Prozent aus Mitteln der Aktion Blau des Landes Rheinland- Pfalz gefördert. Der Eigenanteil in Höhe von 10 Prozent konnte aus dem Ökokonto des Landkreises finanziert werden, mit dem Ausgleichszahlungen früherer Eingriffe vom Landkreis verwaltet werden. Somit gestaltete sich die Maßnahme, wie auch die vorherigen Projekte, für den Kreishaushalt kostenneutral.
Die Entfernung der unschönen Graffitis am Kulturdenkmal Ottersheimer Teilungswehr hat der Landkreis Germersheim aus eigenen Mittel übernommen. Die Queich zählt zu den bedeutenden Fließgewässern im Landkreis Germersheim. Die Queichquelle entspringt rund drei Kilometer südlich der Gemeinde Hauenstein. Das Gewässer ist etwa 52 Kilometer lang und mündet bei Germersheim in den Rhein. Die Gewässerstrecke der Queich im Landkreis Germersheim beträgt etwa 15 km.