Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Mit einer Feierstunde in Anwesenheit von Staatssekretärin Katrin Schütz wurde im Gewerkschaftshaus die Beratungsstelle „Faire Mobilität“ eingeweiht. Dort erhalten Arbeitssuchende aus Südosteuropa arbeits- und sozialrechtliche Unterstützung. Mannheim und Stuttgart sind die einzigen Großstädte im Südwesten mit solch einem Angebot. Die Mannheimer Beratungsstelle geht zurück auf die Initiative des evangelischen Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt (KDA) und des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Nordbaden. Seit 1. März sind im Mannheimer Gewerkschaftshaus zwei muttersprachliche Sozialberater für Ratsuchende da, wenn es um die Durchsetzung von Lohnzusagen oder nicht gewährte Arbeitsrechte geht. Im Bedarfsfall verweisen sie an Rechtsanwälte.
“Die Integration von südosteuropäischen Neuzugewanderten in unseren Arbeitsmarkt braucht faire Rahmenbedingungen. Mit unserer Förderung leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Arbeitsmarktintegration und zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der neuzugewanderten Migrantinnen und Migranten”, sagte Staatssekretärin Katrin Schütz vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg anlässlich der Eröffnung der Beratungsstelle “Faire Mobilität” in Mannheim. Dazu sei eine enge Zusammenarbeit mit den Einzelgewerkschaften, aber auch mit den vielen Migrationsdiensten in Mannheim notwendig.
Für Bürgermeisterin Felicitas Kubala ist die Beratungsstelle ein wichtiger Baustein: „Wir begrüßen es sehr, dass es in Mannheim nun eine solche Beratungsstelle für Migrantinnen und Migranten aus den südosteuropäischen Staaten gibt. Das Ziel, die Situation dieser Menschen zu verbessern, wird mit diesem Projekt, das von der Stadt Mannheim mitfinanziert wird, weiter vorangetrieben.“ Lars-Christian Treusch, Geschäftsführer DGB-Region Nordbaden betont, dass „schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung wuchern“, wo niemand genau hinschaue. „Dies hat auch Auswirkungen auf gute Arbeit an anderer Stelle, da diese unter Druck gerät. Die neue Beratungsstelle in Mannheim ist der Beitrag der Gewerkschaften, genauer hinzusehen und so den Druck auf die guten Arbeitsplätze zu verringern“
„Es ist unser Auftrag, als Kirche dorthin zu schauen, wo andere wegschauen. Wir stehen für Menschen ein, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten. Das tun wir hier in Mannheim beispielhaft zusammen mit der Gewerkschaft“, sagt Dekan Ralph Hartmann. Für eine Verständigung mit den Kirchen in Südosteuropa setzt sich die badische Landeskirche mit ihrem Dienst in der Arbeitswelt (KDA), aber auch über den Erfahrungsaustausch vor allem mit der Evangelischen Kirche in Rumänien (EKR) ein.
Für Thomas Löffler und Klaus Peter Spohn-Loge vom KDA und Lars-Christian Treusch vom DGB geht mit der Beratungsstelle ein lang verfolgter Wunsch in Erfüllung. Es ist für sie eine Investition für ein besseres Zusammenleben in Europa und für beide Institutionen eine Besonderheit, weil hier zum ersten Mal Kirche und Gewerkschaft ein Projekt gemeinsam geplant und umgesetzt haben. „Gemeinsam schließen wir hier eine Beratungslücke für die südosteuropäischen Zuwanderinnen und Zuwanderer, die leicht in prekäre Arbeitssituationen geraten“, sagt Wirtschafts- und Sozialpfarrer Thomas Löffler vom KDA. Derzeit leben in Mannheim rund 13.000 Zuwanderer aus Südosteuropa (Quelle: Stadt Mannheim).
Die Beratungsstelle „Faire Mobilität – Arbeitnehmerfreizügigkeit sozial, gerecht, fair“ gehört zum bundesweiten Netzwerk „Faire Mobilität“. Das Projekt wird in Mannheim durch die Evangelische Kirche Mannheim – Kirchliche mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) in der badischen Landeskirche sowie dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) umgesetzt. Kirche und Gewerkschaft beteiligten sich mit jeweils 10.000 Euro an der Finanzierung. Neben der Förderung durch das Land Baden-Württemberg in Höhe von 40.000 Euro stellt die Stadt Mannheim knapp 20.000 Euro zur Verfügung. Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet. Im Mannheimer Arbeitslosenzentrum (MAZ) in der Diakoniekirche Luther ist eine Außenstelle geplant.