Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Viele Menschen, die aus dem Ausland zu uns kommen, sind trotz Hochschulabschlusses oftmals nicht oder nicht ihrer Qualifikation entsprechend in den hiesigen Arbeitsmarkt integriert. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte die Stadt Mannheim gemeinsam mit dem IQ Netzwerk Baden-Württemberg die Brückenmaßnahme „Anpassungsqualifizierung Betriebswirtschaftslehre für internationale Fachkräfte“. Ziel dieser Maßnahme ist es, den Teilnehmern die Integration in den Arbeitsmarkt zu erleichtern und größere Chancen auf eine höherwertige Tätigkeit zu ermöglichen. Seit Ende September 2016 läuft das Projekt mit 18 Teilnehmern, die in verschiedenen Unterrichtseinheiten und im Wechsel zwischen Graduate School Rhein-Neckar und Welcome Center Rhein-Neckar/Heidelberger Dienste gGmbH fachliche, kulturelle, methodische sowie sprachliche Kompetenzen vermittelt bekommen.
-
INSERAT
www.cdu-lu.de
„Wir müssen ,die Schätze hebenʼ, die in Mannheim und der Region vorhanden sind. Es ist wichtig, dass Fachkräfte mit internationalen Qualifikationen diese auch am deutschen Arbeitsmarkt einsetzen können. Davon profitieren sie selbst sowie die Unternehmen als Unterstützung der steigenden Fachkräftenachfrage“, sagt Wirtschaftsbürgermeister Michael Grötsch. Oftmals sind sich Betriebe jedoch unsicher, wie ausländische Abschlüsse – vor allem im Bereich der Betriebswirtschaftslehre, für die es keine Gleichwertigkeitsprüfung gibt – zu bewerten sind. So entstand zwischen dem IQ Netzwerk Baden-Württemberg und dem Fachbereich für Wirtschafts- und Strukturförderung die gemeinsame Idee einer Brückenmaßnahme, die in enger Abstimmung mit Unternehmen und Mannheims Hochschulen entwickelt wurde.
Innerhalb von sechs Wochen frischen die Teilnehmer BWL-Grundlagen auf, beschäftigen sich mit Rechnungswesen, Marketing oder Statistik und lernen vor allem die deutsche Wirtschaft betreffende Inhalte, wie öffentliches Recht oder Arbeitsrecht. Daneben stehen Deutsch als Fremdsprache, Bewerbungstrainings und die Besonderheiten der hiesigen Unternehmenskultur auf dem Stundenplan. Bei anschließenden Praktika haben die Teilnehmer die Gelegenheit, ihre Erfahrungen und das neue erworbene Wissen in Unternehmen der Region anzuwenden. „Die Maßnahme läuft bisher mit großem Erfolg. Die Teilnehmer sind motiviert und die Nachfrage nach dem zweiten Durchgang ist groß“, Christiane Ram, Fachbereichsleiterin der Wirtschafts- und Strukturförderung, freut sich, dass die Brückenmaßnahme auf großes Interesse trifft. Hüseyin Ertunç koordiniert das Projekt von Seiten des IQ Netzwerkes und weiß, dass in die Beratungsstellen viele Ratsuchende mit ausländischen BWL-Abschlüssen kommen. „Der Zugang zu einer Beschäftigung in ihrem Beruf ist meist sehr schwierig. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit der Stadt Mannheim diese Qualifizierungsmaßnahme initiieren konnten“, so Ertunç.
Die eigentümergeführte DIRINGER & SCHEIDEL Unternehmensgruppe war der erste Betrieb, der einer Projektteilnehmerin einen Praktikumsplatz im Bereich Human Resources angeboten hat. Die 34-Jährige erlangte in ihrer Heimat Brasilien zunächst den Bachelor in BWL, später dann ihren Master-Abschluss mit Schwerpunkt Management und Personalwesen. Sie spricht neben Portugiesisch und Deutsch weitere drei Sprachen. „Die Projektteilnehmerin hat bei uns erstmals die Gelegenheit, Einblicke in das Personalwesen einer mittelständischen, stark diversifizierten Unternehmensgruppe zu gewinnen“, sagt Achim Ihrig, Mitglied der Geschäftsleitung der DIRINGER & SCHEIDEL Unternehmensgruppe und verantwortlich für den Dienstleistungsbereich. „Mehr denn je ist der Mittelstand der treibende Motor der deutschen Wirtschaft. Wir meinen, dass wir ihr mit diesem Praktikum wertvolle Erfahrungen auf ihren weiteren beruflichen Lebensweg in Deutschland mitgeben können.“ Die Stadt Mannheim bietet zwei Praktikumsplätze für Teilnehmer mit verwaltungswissenschaftlichem Schwerpunkt an.
Finanziert wird das Projekt zu 100 Prozent aus Mitteln des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ des IQ Netzwerkes. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Heidelberg und des Rhein-Neckar-Kreises sowie die regionalen Agenturen für Arbeit, das Jobcenter Mannheim und andere Institutionen unterstützen die Maßnahme. Bis 2018, dem Ende der Projektlaufzeit, sollen weitere Qualifizierungsdurchgänge erfolgen. Zusätzliche Betriebe, die einem Betriebswirt mit internationalem Abschluss einen Praktikumsplatz anbieten möchten, werden noch gesucht.
Über das IQ Netzwerk Baden-Württemberg
Das IQ Netzwerk Baden-Württemberg ist Teil des bundesweiten Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung (IQ)“. Es wird finanziert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Das Ziel ist es, die Arbeitsmarktchancen von erwachsenen Migranten zu verbessern. Hierzu baut das IQ Netzwerk Baden-Württemberg seit 2011 gemeinsam mit lokalen, regionalen und landesweiten Akteuren Beratungs- und Qualifizierungsangebote auf und fördert die Vernetzung der Arbeitsmarktakteure. Ein Schwerpunkt ist die Unterstützung von Personen mit ausländischen Berufsabschlüssen beim Zugang zum Arbeitsmarkt in Deutschland durch Beratungsangebote und Qualifizierungsmaßnahmen. Koordiniert wird das IQ Netzwerk Baden-Württemberg durch das Interkulturelle Bildungszentrum Mannheim gGmbH (ikubiz).
MEHR AKTUELLE TOPMELDUNGEN
