Worms/Metropolregion Rhein-Neckar.Grundlagen für weitere Forschungen gelegt: Archivarische Aufarbeitung des Nachlasses von Gustav Nonnenmacher
Vor zwei Jahren haben die Erben des 2012 verstorbenen Wormser Bildhauers Gustav Nonnenmacher den gesamten künstlerischen und persönlichen Nachlass der Stadt Worms geschenkt. Ein Teil der Werke wurde 2014 zum 100. Geburtstag des Künstlers in einer großen Ausstellung gezeigt.
Dem Archiv wurden in diesem Zusammenhang weit über 4.000 Dokumente übergeben, die seitdem vom Stadtarchiv verzeichnet wurden. Es fanden sich zahlreiche Fotos von Werken, Briefwechsel mit Auftraggebern, Zeitungsausschnitte, persönliche Briefe, Quellen zu Konflikten um Werke im öffentlichen Raum, Literatur über den Künstler, Skizzen und verschiedene weitere Unterlagen, die Nonnenmacher aufbewahrte und die Aussagen über ihn erlauben.
Viele der schriftlichen und fotografischen Zeugnisse waren nicht systematisch geordnet. Mehrseitige Schreiben fanden sich an verschiedenen Stellen; Fotos waren nicht beschriftet, Standorte von Werken waren unbekannt. Das Stadtarchiv hat in enger Zusammenarbeit mit Ulrike Arnold, der Tochter des Künstlers, in sorgfältiger Kleinarbeit die Dokumente gesichtet, nach den Regeln des archivarischen Arbeitens fachgerecht systematisiert und in der Archivdatenbank verzeichnet. So konnte ein in seiner Vollständigkeit einmaliges Werkverzeichnis fast aller standortgebundenen Werke mit Ortsangabe, Entstehungszeit Beschreibung, Abbildungs- und Publikationsnachweis erstellt werden. Darüber hinaus umfasst das nun der Öffentlichkeit zur Verfügung stehende Findbuch detaillierte Angaben zu den freien Werken des Künstlers, selbst zu solchen, die im Privatbesitz oder verschollen sind. Auch die Sekundärliteratur ist ebenfalls komplett vorhanden. So bietet zum Beispiel die vom Sohn des Künstlers, Frank Nonnenmacher, („Du hattest es besser als ich“) publizierte Doppelbiografie die Möglichkeit, den Lebensweg des Künstlers als Waisenhauskind, Weltkriegspilot, Bruder eines KZ-Häftlings und Familienvater nachzuvollziehen.
Insgesamt kann man feststellen, dass im Archiv der Stadt Worms nunmehr eine perfekte Materialgrundlage für Forschungen unterschiedlicher Art gegeben ist. Als Fragestellungen bieten sich zum Beispiel an: „Vom Kriegerdenkmal zum antimilitaristischen Mahnmal“, „Aufgaben der Kunst im öffentlichen Raum“, „Provokationen durch Kunstaktionen“, „Vom Spiel mit Realismus und Abstraktion“, „Erotik, Sexualität und Machismo“ im Werk Gustav Nonnenmachers.
Nachdem der Nonnenmacher-Nachlass nunmehr seit Anfang Juni erschlossen ist und die Daten über die Unterlagen in Kürze auch über das Internet zugänglich sein werden, stellt der Leiter des Archivs Dr. Gerold Bönnen, fest: „Hier wurde – nicht zuletzt dank der immensen Kenntnisse der Tochter des Künstlers von dessen Leben und Werk – eine hervorragende Basis für eine biografisch-politisch orientierte Forschung geschaffen. Interessierte Promovenden vor allem aus den Fächern Geschichte und Kunst sind uns willkommen und werden von uns gerne unterstützt.“
Abb.: Gustav Nonnenmacher in seinem Atelier, 1992/93 (Foto: U. Orth-Giesen, Fotoabt. Stadtarchiv Neg. OG_196);