Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Er war der gelehrteste Speyerer Bischof des 19. Jahrhunderts: Daniel Bonifaz von Haneberg, dessen Geburtstag sich am 17. Juni zum 200. Mal jährt. Obwohl Haneberg nur knapp vier Jahre Amtszeit vergönnt waren, hinterließ das Sprachgenie als Seelsorgebischof tiefsten Eindruck bei den Gläubigen im Bistum Speyer und weit darüber hinaus. Nach seinem Tod im Mai 1876 schrieb die Bistumszeitung „Der christliche Pilger“: „Der Schmerz und die Theilnahme war eine so allgemeine, wie wir sie noch niemals beim Tode eines Menschen wahrgenommen haben.“ Haneberg kam 1816 im Allgäu als Sohn eines Bauern auf die Welt. In der Schulzeit zeigte sich seine außergewöhnliche Begabung. Schon als Gymnasiast besuchte der spätere Bischof zusätzlich die Universität. Er beherrschte neben Latein, Griechisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Portugiesisch acht orientalische Sprache und konnte sich auch auf Chinesisch verständigen. Nach der Priesterweihe machte Haneberg schnell akademische Karriere, wurde Professor an der Münchener Universität. Er unterrichtete die Fächer Altes Testament und Orientalische Sprachen.
1850 trat Haneberg in die Benediktinerabtei St. Bonifaz in München ein. 1854 wurde er zum Abt gewählt, lehrte aber weiterhin an der Universität. Nachdem der 1866 in den Adelsstand Erhobene zuvor einige Berufungen auf Bischofsstühle abgelehnt hatte, nahm er 1872 die Ernennung zum Bischof von Speyer an. In der Zeit des Kulturkampfes zwischen Staat und katholischer Kirche bot sich eine liberal gesinnte und zugleich fest zur Kirche stehende Persönlichkeit wie Haneberg als Leiter eines Bistums besonders an.Der Geistliche gewann bereits bei seinem Amtsantritt die Herzen der Menschen, indem er zum Dialog aufforderte. In seinem ersten Hirtenbrief schrieb er: „Es ermuthigt mich, von vielen gehört, ja zum Theil selbst erfahren zu haben, daß es zu den vorherrschenden Eigenschaften der Bewohner dieser schönen Gauen gehört, einen offenen, freien Meinungsaustausch zu lieben.“
Trotz seines professoralen Hintergrundes verkörperte Haneberg nach der Einschätzung des Kirchenhistorikers Hans Ammerich einen Bischofstyp, der ganz in der Seelsorge aufging. Als 1873 die Cholera in Speyer ausbrach und viele Todesopfer forderte, pflegte der Bischof mit seinen Mitarbeitern trotz höchsten Ansteckungsrisikos persönlich die Kranken in den Wohnungen und Spitälern. Auch bei seinen Visitationsreisen nahm Haneberg keine Rücksicht auf seine schwache gesundheitliche Konstitution. Sein früher Tod war eine Folge dieses unermüdlichen Einsatzes.