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Heidelberg – „Ossip Mandelstam – Wort und Schicksal“ Die UNESCO-Literaturstadt Heidelberg widmet dem russisch-jüdischen Dichter zum 125. Geburtstag eine große Ausstellung

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Ossip Mandelstam (1891–1938) in Moskau, 1923, Fotografie, Fotokopie Bildnachweis: Staatl. Literaturmuseum Moskau

Heidelberg / Metropolregion Rhein-Neckar (red/ak) – Anlässlich des 125. Geburtstages von Ossip Mandelstam widmet die UNESCO-Literaturstadt Heidelberg dem russisch-jüdischen Dichter die Ausstellung „Wort und Schicksal“. Die eigens für Heidelberg adaptierte und ergänzte Zusammenstellung von Exponaten des Staatlichen Russischen Literaturmuseums Moskau und weiterer russischer Archive ist vom 14. Mai bis 17. Juli 2016 in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Pfaffengasse 18, zu sehen. Gezeigt werden bislang unveröffentlichte Originaldokumente, Manuskripte, Fotos und Grafiken, darunter auch Heidelberger Universitätsdokumente oder Kopien der KGB-Untersuchungsakten des 1938 im russischen Gulag verstorbenen Schriftstellers. Die Ausstellung wie auch das Rahmenprogramm werden durch die Baden-Württemberg Stiftung und die Heidelberger Volksbank gefördert.

 

Wo Mandelstam nächtigte

 

Erstmals kann die Öffentlichkeit auch Objekte aus Mandelstams rastlosem Leben und direktem Umfeld in Augenschein nehmen, etwa das Sofa aus dem Arbeitszimmer des berühmten russischen Literaturtheoretikers Wiktor Schklowski, auf dem Ossip Mandelstam zeitweilig nächtigte, oder eine Ausgabe von Dantes „Göttlicher Komödie“ aus dem Besitz von Ossip Mandelstams Ehefrau Nadeschda. Umfangreich ist auch die Auswahl an politischen Originalplakaten und Bildwerken etwa des russischen Malers und Dichters Maximilian Woloschin. Einen spannenden multidisziplinären Zugang zu Mandelstam und seinem Lebensumfeld versprechen zudem Original-Ton- und Filmmaterialien sowie von Mandelstam inspirierte Klanginstallationen des jungen russischen Künstlers Nikolaj Khrust. Im Herbst 2016 wird die Ausstellung im Centro Federico García Lorca in Granada zu sehen sein. Zur Ausstellung gibt es ein umfassendes Begleitprogramm mit Stadtführungen, Konzerten, Theater- und Tanzveranstaltungen sowie Präsentationen von Bildwerken jugendlicher Heidelberger Künstlerinnen und Künstler zu Gedichten Ossip Mandelstams.

 

Internationales Auftaktprojekt für die UNESCO-Literaturstadt Heidelberg

 

Der Name Ossip Mandelstam ist eng mit der Stadt Heidelberg verbunden. In seiner Studienzeit 1909/1910 am Neckar begann er zu dichten. Heute lebt und schreibt der Poet Ralph Dutli in Heidelberg, der Ossip Mandelstams Gedichte vollständig übersetzt, erforscht und neu zugänglich gemacht hat.

 

„Ich könnte mir kein passenderes internationales Auftaktprojekt für die junge UNESCO City of Literature Heidelberg wünschen“, sagte Kulturbürgermeister Dr. Joachim Gerner bei einem Pressegespräch am Vortag der Ausstellungseröffnung. „Dass Ossip Mandelstam ein Jahrhundert-Poet war, zeigt sich bereits in seinen frühen Gedichten, die er in Heidelberg schrieb. Ihr Wortlaut bleibt im Gedächtnis. Sie setzen einen Kontrapunkt zur Schnelllebigkeit unserer Zeit“, so Gerner.

 

„Ossip Mandelstam war ein Poet, der es wagte, einem Diktator mit einem Schmähgedicht entgegen zu treten und der letztlich mit dem Leben dafür bezahlte“, erläuterte Dr. Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts und des Projekts City of Literature. „Bis heute gilt es für alle UNESCO Creative Cities, die Freiheit des Worts zu verteidigen. Ossip Mandelstam hat in seiner Poesie und im politischen Widerstand kompromisslos agiert. Seine Poesie gibt mir Kraft und Hoffnung“, so Edel.

 

„Dass durch die Kooperation mit den zwei UNESCO-Literaturstädten Ossip Mandelstams Kunst und Werke seiner russischen Zeitgenossen wie Maximilian Woloschin international europaweit gezeigt werden können, freut uns sehr“, bekannte der Direktor des Staatlichen Literaturmuseums Moskau, Professor Dmitrij Bak, und fügte hinzu: „Es hätte Mandelstam, der sowohl einen starken Bezug zur deutschen Kultur und vor allem Musik hatte als auch eine starke ‚Sehnsucht nach Weltkultur‘ empfand, sicher ebenso glücklich gemacht.“

 

Ein rastloses Leben

 

Ossip Mandelstam wurde 1891 als Sohn jüdischer Eltern in Warschau geboren. Er wuchs in Pawlowsk und Sankt Petersburg auf, wo er am renommierten Tenischew-Gymnasium eine breite geisteswissenschaftliche Ausbildung erhielt. Da Ossip Mandelstams poetisches Schaffen während seines Studienaufenthaltes in Heidelberg 1909/10 seinen Anfang nahm, wurde Heidelberg zur „Wegscheide von größter Wichtigkeit für die Dichtung des zwanzigsten Jahrhunderts“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (11. Februar 2016) vermerkt. Beeinflusst von der Idee des Symbolismus, veröffentlichte Mandelstam 1910 seine ersten Gedichte und begann 1911 an der Petersburger Universität sein literaturwissenschaftliches Studium. Er wurde Mitglied der Literatengruppe der Akmeisten um Nikolai Gumiljow und veröffentlichte neben Gedichten auch Essays zu literarischen Themen. Sein 1913 erschienener erster Gedichtband „Der Stein“ machte Mandelstam in der literarischen Welt bekannt. Die Zeit nach der Oktoberrevolution war für Mandelstam eine ruhelose Zeit. Rastlos und im „inneren Exil“, lebte er mit seiner Frau Nadeschda, die er seit 1919 kannte und 1922 heiratete, abwechselnd in Moskau, Petersburg und Tiflis, stets ohne große materielle Basis. Im Gegensatz zu Werken anderer Dichter durften in den 20er Jahren seine Bücher noch erscheinen. Im Zuge der Stalinschen „Säuberungen“ in den 1930er Jahren wurde er 1934 erstmals verhaftet. Einem harten Urteil entging Mandelstam nach einem Selbstmordversuch. Zunächst nur nach Tscherdyn verbannt, verbrachte er später drei Jahre in Woronesch in der Verbannung. Seine letzten Gedichte in den „Woronescher Heften“ entstanden hier. Legenden zufolge sprach Stalin persönlich telefonisch mit Mandelstams Freund und Kollegen Pasternak über Mandelstams Schicksal. Am 2. Mai 1938 erneut verhaftet, wurde er zu fünf Jahren Lager wegen konterrevolutionärer Aktivitäten verurteilt. Am 27. Dezember 1938 starb er im Übergangslager „Wtoraja Retschka“ bei Wladiwostok und wurde in einem Massengrab beerdigt. Nadeschda Mandelstam und Freunde des Dichters bewahrten viele der Gedichte, teils durch Auswendiglernen der nicht niedergeschriebenen Texte, und ermöglichten ihre Veröffentlichung in den 60er Jahren.

 

Ausstellungseröffnung

 

Offiziell eröffnet wird die Ausstellung des Staatlichen Literaturmuseums Moskau und der Mandelstam-Gesellschaft Moskau in Kooperation mit den UNESCO Cities of Literature Heidelberg und Granada am Freitag, 13. Mai 2016, um 19 Uhr von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner, der Baden-Württembergischen Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Theresia Bauer, sowie dem 1. Botschaftsrat und Kulturattaché der Russischen Föderation, Sergey Maguta. Künstlerische Beiträge liefern zur Vernissage das Klangforum Heidelberg mit Mandelstam-Vertonungen sowie die Freie Waldorfschule Heidelberg mit russisch-deutschen Collagen von Texten Ossip Mandelstams in der Regie von Theaterregisseur Martin Oelbermann; Professor Urs Heftrich, Direktor des Slavischen Instituts der Universität Heidelberg, gibt in einem Kurzvortrag eine Einführung zu Ossip Mandelstam.

 

Kooperationspartner der Ausstellung in der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte sind das Staatliche Literaturmuseum Moskau und die Mandelstam-Gesellschaft Moskau sowie die UNESCO City of Literature Heidelberg und die UNESCO City of Literature Granada. Herausgegeben vom Staatlichen Literaturmuseum Moskau und den UNESCO Cities of Literature Heidelberg und Granada wird auch eine zweisprachige, reich bebilderte Publikation mit Texten von und zu Ossip Mandelstam im Verlag Das Wunderhorn, Heidelberg, erscheinen.

 

Führungen und Öffnungszeiten

 

Öffentliche Führungen durch die Ausstellung: 15.5, 22.5, 29.5., 26.6., 29.6., 10.7., jeweils 14.30 Uhr.

Öffnungszeiten der Ausstellung: täglich außer Montag 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.

Eintritt frei.

 

Infos: www.heidelberg.de/cityofliterature und www.ebert-gedenkstaette.de

 

 

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