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Mannheim – Landtagswahl Baden-Württemberg 2016 Wahlanalyse der Forschungsgruppe Wahlen

Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar, 13.3.2016. Grüne erstmals stärkste Partei in einem Bundesland CDU und SPD historisch schwach

In Baden-Württemberg verliert die CDU ihre letzte Hochburg im Westen an die Grünen und erstmals seit über sechs Jahrzehnten sind weder CDU/CSU oder SPD die Sieger einer Landtagswahl.
Nie zuvor waren Christ- und Sozialdemokraten in Baden-Württemberg schwächer.

Die Hauptgründe für das grüne Rekordergebnis sind hohes Parteiansehen, eine sehr gute Regierungsbilanz sowie viel Politikvertrauen nicht nur beim Top-Thema Flüchtlinge. Hinzu kommt mit Winfried Kretschmann der fast schon idealtypische Landesvater: Bei Arbeitsbilanz und Reputation erreicht der grüne Kandidat ein Niveau, in das in den letzten Jahrzehnten nur eine Handvoll Ministerpräsidenten vorgestoßen sind.

So schafft Kretschmann beim Image auf der +5/-5-Skala mit 2,8 einen seltenen Ausnahmewert, was neben seiner politischen Arbeit auf lagerübergreifender Integrationsfähigkeit basiert: Während der Ministerpräsident für 85 Prozent der Befragten einen guten Job macht
(schlecht: sieben Prozent), ist sein Ansehen in fast allen Bevölkerungsgruppen klar positiv. 66 Prozent der Baden-Württemberger wollen Kretschmann als nächsten Regierungschef. Nur 17 Prozent sind für Guido Wolf (CDU), der beim Image mit 0,1 nur knapp über dem extrem schwachen Wert von Ex-Regierungschef Stefan Mappus rangiert.

Dass Wolf selbst in den eigenen Reihen kaum Zugkraft besitzt, liegt auch am überwiegend kritisch bewerteten Abrücken von Angela Merkel. Für deren Flüchtlingspolitik gibt es nämlich neben 75 Prozent der Grünen- auch von
78 Prozent der CDU-Anhänger Zustimmung, zumal Baden-Württemberg für 68 Prozent aller Befragten „die vielen Flüchtlinge verkraften kann“.

Im AfD-Lager sind mit Blick auf Merkels Flüchtlingspolitik und das „Verkraften“ 93 bzw. 73 Prozent anderer Meinung, und für 89 Prozent ist ihre präferierte Partei „die einzige, die die Probleme beim Namen nennt“. Entsprechend kanalisiert die AfD zwar nach originär (rechts-)populistischen Mustern kommunikationsstark Protest und diffuse Ängste, bietet aber kaum Lösungen an: In allen anderen Politikfeldern praktisch unsichtbar, liegt sie selbst beim Top-Thema Flüchtlinge mit 12 Prozent klar hinter CDU und Grünen (20 bzw. 27 Prozent).

Während die AfD-Anhänger ihr Votum meist bundespolitisch erklären, und Kanzlerin und Kabinett dort sehr negativ sehen, war für 56 Prozent aller Wähler das Land wichtiger. Dabei liegt die Zufriedenheit mit Grün-Rot sichtbar über dem guten Schnitt der stets CDU-geführten Vorgängerregierungen. Grund ist weniger die Arbeit der SPD als die der Grünen, die „in Baden-Württemberg“ aber auch für 60 Prozent aller Befragten „für eine andere Politik als die Grünen im Bund stehen“.

Bezeichnend hierfür ist eine signifikant höhere Reputation der grünen Landespartei im Vergleich zur grünen Bundespartei, wogegen die einst hochgeschätzte Baden-Württemberg-CDU weit hinter die Bundes-CDU fällt.
Die SPD, mit mäßigem Ansehen und strukturell traditionell schwach, leidet nicht nur unter der bipolar schwarz-grünen Konkurrenzsituation, sondern mit ihrem sozialen Markenkern auch unter einer AfD, die mit Parallelen zur Linken spezifisch-ökonomische Statusängste anspricht.

Zwar geht es neben allen Befragten den meisten AfD-Anhängern finanziell gut, überproportional viele befürchten aber eine Verschlechterung ihrer eigenen Wirtschaftslage. Besonders stark ist die AfD bei Männern jüngeren und mittleren Alters, unter ihrem Gesamtergebnis liegt sie bei älteren Wählern.

Den Grünen, bisher vor allem urban-bildungsbürgerlich dominierte Milieupartei und nach wie vor unter Hochgebildeten und in Großstädten besonders stark, gelingt in der Generation 60plus eine kleine Sensation:
Während die CDU hier auf 32 Prozent (minus 17) einbricht, liegen die Grünen mit 30 Prozent (plus 15) bei den ab 60-Jährigen fast auf Augenhöhe mit der CDU, die vor allem auch dieser beteiligungsstarken Altersgruppe ihre jahrzehntelange Überlegenheit in Baden-Württemberg zu verdanken hatte. Bei allen unter 60-Jährigen lassen die Grünen die CDU zehn Prozentpunkte hinter sich.

Die Zahlen basieren auf einer telefonischen Befragung der Forschungsgruppe Wahlen unter 1.025 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten in Baden-Württemberg in der Woche vor der Wahl sowie auf der Befragung von 19.037 Wählern am Wahltag.
Autor dieser Analyse ist die Forschungsgruppe Wahlen.

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