Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar. Gute Noten für die Psychologischen Beratungsstellen in Mannheim: 98 Prozent der Klienten sind mit der Beratung zufrieden, ebenso viele würden die Beratungsstellen weiterempfehlen. Dieses Ergebnis und weitere Kennzahlen haben die Stadt Mannheim, die Evangelische Kirche und der Caritasverband Mannheim gestern bei der Vorstellung des gemeinsamen Jahresberichts 2014 präsentiert. Die Psychologischen Beratungsstellen bieten Erziehungsberatung für Familien, Fachberatung für Erzieherinnen, Prävention, Beratung zum Kinderschutz und Online-Beratung für Jugendliche an. Die Hilfe ist kostenlos.
Während die Zahl der bearbeiteten Fälle 2014 gegenüber dem Vorjahr etwa gleich geblieben ist, zeichnet sich über einen längeren Zeitraum eine deutliche Steigerung ab: um 67 Prozent seit 1990. Dabei gab es beim Personal lediglich 10 Prozent mehr. „Jetzt sind wir am Limit, mehr schaffen wir mit diesen Ressourcen nicht“, sagt Bodo Reuser, Geschäftsführer der Psychologischen Beratungsstelle der Evangelischen Kirche Mannheim. Ein Grund für den steigenden Bedarf ist zunehmende Unsicherheit der Eltern. Es fehlen Vorbilder, an denen sie sich in schwierigen Situationen orientieren können, zum Beispiel wenn das Baby die ganze Nacht lang schreit.
In einigen Stadtteilen leben besonders viele Familien, die starken Belastungen ausgesetzt sind. Mehrere Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut, psychische Erkrankungen oder Trennung der Eltern kommen zusammen. Aus diesen Stadtteilen wurden überdurchschnittlich viele Familien beraten. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir die Menschen dort erreichen“, sagt Maria Wolf, kommissarische Abteilungsleiterin Psychologische Beratungsstellen und Frühe Hilfen bei der Stadt Mannheim. 30 Prozent der Familien, die 2014 in die Beratungsstellen kamen, erhielten Arbeitslosengeld oder Hartz IV. 47 Prozent hatten einen Migrationshintergrund, 41 Prozent waren alleinerziehend.
Für Kinder, die besonderen Belastungen ausgesetzt sind, gibt es neben der Beratung auch verschiedene Gruppenangebote. Dazu gehören eine Gruppe für Kinder, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden, eine Gruppe für Kinder psychisch kranker Eltern und eine Gruppe für Kinder, deren Eltern suchtkrank sind. „Die Kinder sollen Entlastung erfahren und lernen, dass sie nicht schuld sind“, erklärt Dr. Sabine Gaspar-Sottmann, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle beim Caritasverband Mannheim. Aber auch Eltern brauchen Momente des Ausgleichs: Für sie hat der Caritasverband deshalb jetzt erstmals ein Achtsamkeitstraining angeboten. (juk)