Speyer (is)/Metropolregion Rhein-Neckar.Unterschiedliche Wege zum Glauben
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann hat am Sonntag in der Krypta des Speyerer Domes 18 erwachsenen Taufbewerberinnen und Taufbewerbern (Katechumenen) aus dem Bistum Speyer offiziell die Zulassung zu den Sakramenten des Christwerdens erteilt. Die Frauen und Männer im Alter von 19 bis 50 Jahren werden in der Osternacht in ihren Heimatpfarreien getauft, gefirmt und empfangen zum ersten Mal die heilige Kommunion.
Die Taufbewerberinnen und Taufbewerber sind auf ganz unterschiedlichen Wegen mit dem Glauben in Kontakt gekommen: In einer längeren Zeit der Vorbereitung (Katechumenat) haben sie sich auf den Empfang der Sakramente vorbereitet. Unter Anleitung erfahrener Christen lernten die Taufanwärter im Katechumenat christlichen Glauben und Lebensstil kennen. Mit der Zulassung zur Taufe beginnt jetzt für die Frauen und Männer die letzte intensive Phase der Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente an Ostern.
In seiner Predigt ging Bischof Dr. Wiesemann zunächst auf das Schriftwort des Propheten Jesaja ein: „Seht das ist mein Knecht, den ich erwählt habe“. Gott sage zu jeder Taufbewerberin, zu jedem Taufbewerber mit diesem Schriftwort „Ich habe dich erwählt.“ Die Worte der Bibel seien nicht Menschenwort sondern Gotteswort und wirkten bis ins Heute. Weiter heißt es im Schrifttext: „Ich habe dich von den Enden der Erde geholt, aus ihrem äußersten Winkel habe ich dich gerufen.“ Bischof Wiesemann verwies darauf, dass geographisch gesehen auch die Katechumenen aus den entferntesten Winkel der Erde, von Kasachstan über Kleinasien, bis hin nach Kuba kommen. Aber es gehe nicht nur um die äußere Entfernung, sondern auch um die innere. Gott habe diese Katechumenen mit ihren Talenten und Charismen herausgerufen und erwählt, um in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen zu werden. Kirche heiße im Lateinischen ecclesia, die Herausgerufene. Mit der Taufe berufe Gott Menschen in die Gemeinschaft der Kirche und sende sie in die Welt, damit sie das Evangelium in Wort und Tat bezeugten. „Das ist nicht immer einfach, aber Gott sagt zu uns: ‘Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir!’“, so Wiesmann.
Weiter verwies Bischof Dr. Wiesemann auf die besondere Symbolik des Ortes der Feier: In die Krypta muss man hinabsteigen, von außen ist sie nicht sichtbar, sie scheint verborgen im Innern des großen Domes. Sie bildet mit das Fundament des Domes. Und im Zentrum der Krypta steht der alte Taufbrunnen. Auf das Fundament der Krypta stützt sich der Altarraum, der Vierungsturm mit seinem gewaltigen Gewölbe, quasi der ganze Dom. Dieses Bild könne auch für die Menschen stehen: „Wenn der Glaube, auf den wir getauft werden, Fundament unseres Lebens ist, dann werden wir spüren welche Kraft und welche Perspektive uns Gott schenken kann.” Dies sollten die Getauften immer wieder durch Wort und Tat in ihrem Leben bezeugen.
In der feierlichen Liturgie stellten die Glaubensbegleiter aus den Gemeinden die Taufbewerber dem Bischof vor und übergaben Empfehlungsschreiben, in denen die Gemeinden um die Taufe der Katechumenen bitten. Pfarrer Benno Riether berichtete stellvertretend über den Glaubensweg einer Bewerberin und eines Bewerbers.
Die Feier wurde musikalisch beeindruckend mitgestaltet durch ein Vokalensemble unter Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domorganist Markus Eichenlaub.
Hintergrund
Das Wort “Katechumenat” leitet sich vom griechischen “katechein” her, das “entgegentönen”, aber auch “unterrichten” bedeutet. Bis ins vierte Jahrhundert hat diese Form der Sakramentenvorbereitung das kirchliche Leben geprägt; sie erlebt seit gut einem Jahrzehnt eine Renaissance. Erwachsene Taufbewerber wurden – damals wie heute – durch Bürgen der Gemeinde vorgestellt und in einem ersten Ritus in den Katechumenat aufgenommen.
Katecheten trugen Verantwortung für einen Glaubensunterricht. Wenn in den Katechumenen die Entscheidung gereift war, sich in der folgenden Osternacht taufen zu lassen, wurden sie sechs Wochen zuvor, zu Beginn der Fastenzeit, vom Bischof feierlich zur Taufe zugelassen. Damit begann die letzte intensive Phase der Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente der Eingliederung in die Kirche (Taufe, Firmung, Eucharistie). An diese altkirchliche Tradition knüpft die heutige Praxis an.
Kontakt: Bischöfliches Ordinariat Speyer, Patrick Stöbener, Telefon 0 62 32/102-286, E-Mail: kircheneintritt@bistum-speyer.de. – Informationen zur Erwachsenentaufe oder zum Wiedereintritt in die katholische Kirche gibt es unter der zentralen Telefonnummer 01801-301010 (zum Ortstarif) oder im Internet unter www.katholisch-werden.de
Foto: Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann mit einem der Taufbewerber aus dem Bistum Speyer
Das Foto kann zur Illustration des Berichts über die zentrale Zulassungsfeier für erwachsene Taufbewerber im Bistum Speyer verwendet werden.