Speyer/ Metropolregion Rhein-Neckar. Zeit der bewussten Ausrichtung auf Gott
Weihbischof Georgens predigte am Aschermittwoch im Speyerer Dom – Gläubige mit Aschenkreuz bezeichnet
(is). „Fastenzeit ist keine Art von religiösem Trainingslager, sondern meint die bewusste Ausrichtung auf Gott“, erklärte Weihbischof Otto Georgens in seiner Predigt im Aschermittwochsgottesdienst im Speyerer Dom. Ausgangspunkt für diese Zeit der Umkehr und Buße sei nicht das Vertrauen auf die eigenen Selbstheilungskräfte sondern das Vertrauen auf Gott, so wie es auch im Tagesgebet formuliert werde: „Getreuer Gott, im Vertrauen auf dich beginnen wir die vierzig Tag der Umkehr und Buße. Gib uns die Kraft zu christlicher Zucht, damit wir dem Bösen absagen, und mit Entschiedenheit das Gute tun.“ Dieses Gebet sei „Programm“ für die ganze Fastenzeit, so der Weihbischof.
Mit „christliche Zucht“ sei nicht eine Sammlung von Verhaltensmaßregeln zum „züchtigen“ des Menschen gemeint, sondern die Bereitschaft „sich von Gott anziehen zu lassen“ und ihn als die Grunddynamik des eigenen Lebens anzuerkennen. Wer sich davon faszinieren lasse, bekomme Kraft zur Umkehr, zu einem Leben, wie es Jesus gelebt habe.
Zur dieser Umkehr gehöre außerdem nicht nur „dem Bösen abzusagen“ sondern „mit aller Entschiedenheit das Gute zu tun“, betonte der Weihbischof. Mehr als alle anderen Zeiten im Kirchenjahr stehe die 40-tägige Fastenzeit im Zeichen des Kreuzes, Zeichen der Orientierung an Jesus. Er gab den Gläubigen die Anregung mit „in den vor uns liegenden 40 Tagen bewusster als sonst nach den Kreuzen in unserer Umgebung Ausschau zu halten. Nicht mit dem kontrollierenden Blick, der sehen will, ob sie noch da sind, sondern mit dem Blick, der uns neu entdecken lässt: Du, Jesus, bist die Orientierung meines Lebens.“
Während des Gottesdienstes zeichneten Weihbischof Georgens und Mitglieder des Domkapitels den Gläubigen – wie es seit dem elften Jahrhundert Tradition ist – ein Aschenkreuz auf die Stirn. Die aus geweihten Palmzweigen des Vorjahres gewonnene Asche gilt als äußeres Zeichen für Trauer und Buße. Mit dem Empfang des Aschenkreuzes beginnen die Gläubigen die österliche Bußzeit, an deren Ende Ostern, das Fest der Auferstehung, steht. Der Aschermittwoch ist neben dem Karfreitag der einzige Tag, der in der katholischen Kirche als strenger Fastentag gilt.