Weinheim / Metropolregion Rhein Neckar – Mehr als 100 Menschen gedenken in Weinheim der Opfer des Anschlags von Paris – „Kein Moslem muss sich heute verteidigen“
Es nieselte, die Glocken der zwei Kirchen läuteten hintereinander, Menschen hielten Bleistifte als Mahnungen an die Pressefreiheit in der Hand, Kerzen oder die mittlerweile bekannten Plakate, auf denen ein Gewehr auf ein Bleistift gerichtet ist. Betroffenheit und Trauer herrschte am Freitagabend, als sich mehr als 100 Menschen – darunter einige in der Region lebende Franzosen – vor dem Bistro „Montmartre“ oberhalb des Weinheimer Markplatzes versammelten, um der Opfer des Anschlags auf die Redaktion des „Charlie Hebdo“ zu gedenken. Die Aktion war vom neu gegründeten Bündnis „Weinheim bleibt bunt“ organisiert worden.
Uli Sckerl, Landtagsabgeordneter der Grünen, Stadtrat und Mitglied im Bündnis hatte die Teilnehmer der Mahnwache unter dem Motto „Je suis Charlie“ begrüßt und bekräftigt, dass sich nun insbesondere in den Kommunen die gesellschaftliche Solidarität mit den moslemischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu bewähren habe. Wie Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard verwies auch Sckerl auf die seit fast sechs Jahrzehnten währende Partnerschaft zwischen Weinheim und der französischen Stadt Cavaillon – sie zählt zu den ältesten Städtepartnerschaften der Republik. „Dieser Terroranschlag fand in Paris statt, aber es ist ein Anschlag auf die Grundwerte unserer Demokratie“, betonte er. OB Bernhard sicherte den in Weinheim lebenden Moslems zu: „Wir werden alles tun, um zu verhindern, dass die Rückschlüsse aus dieser schrecklichen Tat nicht in die falsche Richtung gehen.“
Diesen Faden griff auch der Weinheimer Journalist Sandro Furlan auf, der schilderte, wie elementar das Grundrecht auf Presse- und Meinungsfreiheit als besonders hohes Gut die westlichen Demokratien präge. „Wir lieben unseren Beruf – jetzt erst Recht, weil es die Meinungsfreiheit gibt“, erklärte er.
„Terror hat keine Religion und keine Nation“, versicherte Hasan Sarica, der als Vertreter der Islamischen Gemeinde an der Weinheimer Moschee sprach. Das Attentat von Paris sei ein Verbrechen, beschrieb er, das mit dem islamischen Glauben in keinerlei Verbindung stehe. So beschrieb es auch Leo Yankowic vom Bündnis „Weinheim gegen rechts“, das Teil des Bündnisses „Weinheim bleibt bunt“ ist. „Kein Moslem muss sich heute rechtfertigen“, erklärte er, „denn diese Taten haben mit einer Religion nichts zu tun, sie sind verbrecherisch und faschistisch, aber nicht religiös“. Yankovic verlas die Namen der Opfer von Paris, und die in der Nähe von Weinheim lebende französische Dichterin Catherine Friedel verlas zum Abschluss ein Gedicht über die Leidenschaft des Schreibens und der Poesie.