Weinheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Obwohl der Frauenanteil in Führungspositionen in den vergangenen zehn Jahren leicht gestiegen ist, sind im Top-Management in Deutschland nur 11 Prozent Frauen tätig. „Wir brauchen mehr hoch qualifizierte Frauen in Führungspositionen“, forderte Professor Dr. Doris Klee, Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen in ihrem Gastvortrag „Wissenschaft und Gender – eine Führungsaufgabe“ bei der Freudenberg Gruppe in Weinheim.
Freudenberg New Technologies (FNT) lud Klee im Rahmen des Corporate Research & Development Kolloquiums ein. In der Innovationsschmiede am Standort Weinheim arbeiten über 30 Prozent Frauen. Darunter sind viele Naturwissenschaftlerinnen wie Chemikerinnen, Physikerinnen sowie Ingenieurinnen. Angeregt diskutierten Referentin und Zuhörer aus verschiedenen Geschäftsgruppen im Anschluss an den Vortrag über Möglichkeiten, die Karriere von Frauen gezielt zu fördern.
Unternehmen wie die Freudenberg Gruppe, die unterschiedliche Stärken von Frauen und Männern, von Jungen und Erfahrenen sowie verschiedene ethisch bedingte Sichtweisen nutzen, erzielen einen Wettbewerbsvorteil. Vielfältige Teams mit unterschiedlichen Perspektiven sind im globalen Wettbewerb innovativer und handeln effizienter.
Doch gerade in Führungspositionen seien zu wenige Frauen vertreten, so Klee in ihrem Vortrag. Schließen zunächst 50 Prozent der Frauen ein Hochschulstudium ab, geht später ein Großteil auf der Karriereleiter verloren. Deutschland liegt innerhalb von Europa im Vergleich im unteren Drittel bei akademischen Führungspositionen von Frauen. Warum? „Hindernisse für die Karriere von Frauen sind starre Hierarchien, fehlende Netzwerke, die ihnen zugeschriebene Rolle in Familie und Gesellschaft sowie in den Köpfen unterbewusst wirkende Stereotypen“, so Klee.
Gleichstellungspolitik sei daher eine Leitungsaufgabe in Organisationen und Unternehmen. Das beinhalte die Rekrutierung, Karriereförderung und die Möglichkeit zum familiengerechten Arbeiten von Frauen. Ziel müsse es sein, Talente zu identifizieren, anzusprechen und so einen großen Talentpool zu schaffen. Führungskräfte sollten ihr eigenes Handeln und ihre Einstellungen hinsichtlich der Gender-Thematik überprüfen, offene Gespräche führen und eine flexible sowie verlässliche Gestaltung der Arbeit gewährleisten. Auch Frauenförderprogramme wie zum Beispiel Mentoring könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um die Frauenförderung in allen Prozessen der Organisation zu implementieren. Neben der guten Unterstützung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch flexible Arbeitszeiten und -organisation sei auch Job-Sharing für Führungskräfte ein gutes Werkzeug, so Klee.