Ludwigshafen / Metropolregion Rhein-Neckar – “Bilder sind wie Empfindungen, sie treten fertig in Erscheinung ehe man sichs versieht und behaupten ihr Vorhandensein. Dass es dann dem späteren Betrachter wie eine Chiffre gelebten Lebens erscheinen mag, wer wollte das im Voraus bestimmen? Zufall ist es jedenfalls nicht. Und wenn es so wäre – ist nicht jedes Leben, jedes Schicksal ‘zugefallen’? Die Welt bleibt voller Rätsel und kein Gedanke, einmal gedacht, geht verloren…” Zitat aus autobiografen Notizen Rudolf Scharpfs, um 1990.
Im Ludwigshafener Hemshof 1919 geboren, wollte Rudolf Scharpf schon als Junge Künstler werden. Besonders beeindruckt hat ihn Max Slevogts großes Golgatha-Fresko in der Friedenskirche, dessen Entstehung er im Jahr 1931/32 miterlebt hat. Bereits mit 15 Jahren wurde er an der Kunstakademie in Karlsruhe angenommen. Anschließend besuchte er die Freie Akademie Mannheim und studierte von 1936 bis 1937 an der Académie Julian in Paris. Seit 1944 war er als freischaffender Künstler tätig und Mitglied in mehreren Künstlerverbänden der Nachkriegszeit. Er lebte und arbeitete in Ludwigshafen und in der Gironde in Frankreich.
Wie viele Kollegen seiner Generation verarbeitete er die schrecklichen Erlebnisse des Zweiten Weltkrieges – Scharpf nahm am Russlandfeldzug teil – immer wieder künstlerisch in seinen Arbeiten. Vor allem in seinen Holzschnitten beschäftigte er sich mit den Traumata des Krieges. Ihre expressive und zum Teil subtile, abstrakte Handschrift erinnert an Werke des Expressionismus und Surrealismus. Thematisch steht immer wieder der Mensch in all seiner schicksalshaften Gebundenheit im Mittelpunkt seiner künstlerischen Auseinandersetzung.
Rudolfs Scharpfs Werk ist jedoch nicht allein auf den Holzschnitt begrenzt, sondern zeichnet sich durch den virtuosen Umgang mit unterschiedlichen Techniken aus, umfasst mit Farbe überarbeitete Druckgrafik, Zeichnungen, Monotypien ebenso wie Malerei und bemalte Keramik.
1977 hat Rudolf Scharpf sein Elternhaus in der Hemshofstraße 54 der Stadt Ludwigshafen am Rhein übereignet, womit er seinem künstlerischen Lebenswerk in seiner Geburtsstadt ein bleibendes Domizil geschaffen hat. Die Stadt Ludwigshafen konnte mit der 1982 eröffneten Rudolf-Scharpf-Galerie neben dem Wilhelm-Hack-Museum einen weiteren Ausstellungsort etablieren. Seither werden im Erdgeschoss im Wechsel Werke aus dem Bestand der Stiftung Scharpf (Arbeiten von 1945 bis 1970) gezeigt, während die beiden Obergeschosse für Ausstellungen zeitgenössischer Künstler zur Verfügung stehen.
Rudolf Scharpfs künstlerisches Schaffen und seine Ausstellungstätigkeit führten ihn nach Frankreich, Italien, Spanien, Südafrika, Mexiko und in die USA.
Er wurde mit dem Blevin-Davis-Preis (1950), dem Pfalzpreis für Grafik (1955), dem Ströher-Preis (1955), dem Preis der Pfälzer Kunstfreunde (1984), dem Willibald-Gänger-Preis Jockgrim (1988) ausgezeichnet und war Ehrengast in der Villa Massimo (1996).
Bis ins hohe Alter war Rudolf Scharpf künstlerisch aktiv. Neben seinem umfangreichen grafischen Arbeiten hinterlässt der Künstler ein großes malerisches Werk, das vor allem in seiner späten Schaffensphase an Bedeutung gewonnen hat.
Das Wilhelm-Hack -Museum widmete ihm zu seinem 90.Geburtstag im Museum eine Einzelausstellung im grafischen Kabinett. Zuletzt fand 2013 in der Rudolf-Scharpf-Galerie eine große Einzelausstellung statt. Das Wilhelm-Hack-Museum und die Stadt Ludwigshafen hat ihm mit seinem künstlerischen Werk und seiner großzügigen Stiftung viel zu verdanken – 2007 wurde er von der Stadt Ludwigshafen mit dem Maximilianstaler gewürdigt.
Nun ist Rudolf Scharpf am Samstag, 25. Oktober 2014, im Alter von 95 Jahren in Ludwigshafen verstorben.
“Rudolf Scharpf war seiner Heimatstadt Ludwigshafen eng verbunden. Mit seiner großzügigen Schenkung hat er der Stadt Ludwigshafen am Rhein ermöglicht, in der Rudolf-Scharpf-Galerie im Hemshof einen Ausstellungsraum zu etablieren, der als das junge Schaufenster des Wilhelm-Hack-Museums neben den Werken Rudolf Scharpfs vor allem aktuelle künstlerische Positionen präsentiert. Rudolf Scharpf hat bis ins hohe Alter selbst künstlerisch gearbeitet. Über viele Jahrzehnte war er ein in aller Welt anerkannter Künstler, der stets regen Anteil an der Entwicklung seiner Heimatstadt genommen hat. Wir verneigen uns vor dem Künstler und dem Menschen Rudolf Scharpf und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl
gilt seiner Lebensgefährtin und seinen Kindern. Mit der Rudolf-Scharpf-Galerie wird das Wirken ihres Namensgebers in unserer Stadt weiterbestehen”, würdigten Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse und Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg den Verstorbenen.