Speyer / Metropolregion Rhein Neckar – „Liebe miteinander leben“, so stand auf Buttons und Gläsern geschrieben bei der Feier der Ehejubiläen im und um den Speyerer Dom am Wochenende. Gerade die ältesten Teilnehmer wurden dort zu Hoffnungsträgern für die nachfolgenden Generationen, indem sie ihnen von der erfolgreichen Suche nach dem „Schatz im Acker ihres Lebens“ berichteten. Dieses Gleichnis (Mt 13,44) hatte Weihbischof Otto Georgens für seine Predigt im Festgottesdienst gewählt.
Einen solchen Schatz haben Valentina und Paul Sefrin vor 60 Jahren gefunden, als sie sich in ihrer Heimatstadt Pirmasens kennenlernten. „Wir waren arm, hatten kein Haus – nur ein Kind“, denkt Valentina Sefrin an die Zeit zurück. Heute noch ist die 82-Jährige ihrem Mann dankbar dafür, dass er sein Versprechen gehalten und sie geheiratet hat, um den ersten großen Schatz im gemeinsamen Leben wachsen zu sehen.
Von Dankbarkeit erfüllt ist Valentina Sefrin auch heute. Dass sie mit ihrem Mann bei der Feier der Ehejubiläen sitzen kann, grenzt an ein Wunder. 27 Tage lag er im vergangenen Jahr nach einer Krankheit im Koma, musste dann von einer Reha zur anderen, saß im Rollstuhl. „Ich habe damals einen Rosenkranz nach dem anderen gebetet und der Herrgott hat mich erhört – deshalb war es mein Wunsch, heute gemeinsam mit meinem Mann hier zu sein“, erzählt Sefrin. Ihr Mann fühlte sich wohl und lobte das Zusammentreffen: „Das ist alles wunderbar gemacht.“
Weihbischof Georgens Worte hatten den Nagel auf den Kopf getroffen, wie Waltraud und Werner Ernst aus Heltersberg bei Kaiserslautern versicherten. Im November vor 50 Jahren wurden sie getraut, durchlebten seither gemeinsam gute und weniger gute Zeiten. Unterstreichen kann Waltraud Ernst (70) eine Passage aus der Predigt, die ein „Rezept“ für eine lang anhaltende Ehe enthielt: „Es ist wie der Weihbischof gesagt hat: ein hartes Stück Arbeit.“ Gleichsam sei es eine Gnade, so viele Jahrzehnte miteinander zu erleben. „Das ist nicht jedem vergönnt“, betont Ernst.
Ebenso sieht es Stefan Butsch-Engelmann, der mit seiner Frau aus Schifferstadt gekommen war. „Unsere Kinder haben organisiert, dass wir heute hier sein können. An unserer Goldenen Hochzeit im Mai haben sie uns mit der Einladung überrascht“, berichtet er.
Hinweise für ein anhaltendes partnerschaftliches Leben gerade für jünger Verheiratete packte Weihbischof Georgens in seine Predigt. Er richtete unter anderem an die Paare den Appell, ein Auge auf die vielen Alltagswunder zu haben, einen liebevollen Umgang mit den zahlreichen Kleinigkeiten darin zu pflegen und nicht über Hindernisse im Alltag zu klagen. „Gib nicht vorschnell auf. Nur so kannst du erfahren, dass in allem ein Schatz verborgen ist“, betonte er und nannte die Ehe in Anlehnung an den Religionsphilosophen Martin Buber „die Erfüllung des Daseins“.
Insgesamt 733 Eheleute fanden am Samstag und Sonntag den Weg zum Kaiser- und Mariendom. Die Mehrheit – 347 – hatten Goldene Hochzeit gefeiert. Bei neun Paaren war die Eiserne Hochzeit nach 65 Jahren ins Haus gestanden, ein Paar durfte sogar die Gnadenhochzeit nach 70-jähriger Ehe gemeinsam erleben.
Die Festgottesdienste, in dem alle Jubelpaare persönlich den Segen des Weihbischofs und weiterer Priester und Diakone empfingen, wurden musikalisch von Domorganist Markus Eichenlaub und den Kantoren Monika Keggenhoff sowie Joshua Weindel gestaltet. Den gemeinsamen Hochzeitswalzer auf dem Domvorplatz nach dem Stehempfang im nördlichen Domgarten stimmten an beiden Tagen Miriam Ast (Gesang/Saxofon) und Walter Ast (E-Piano) an.