Metropolregion Rhein-Neckar / Heidelberg (rbe) – Das heutige Erdbeben der Stärke 3,9 und das Erdbeben der Stärke 3,2 im März sorgten in der Nähe des jeweiligen Epizentrums für leichte Schäden an Gebäuden. Manche Menschen fragen sich deshalb: Kommt ein noch größeres Beben, das auch stärkere Zerstörungen verursachen kann?
MRN-News hat nachgeforscht und die Ursachen der hiesigen Erdbeben beim Heidelberger Geologen Wilhelm Streit erfragt.
Streit erklärt die Ursache für die Beben in der Region: “Wir befinden uns im Oberrheingraben. Hier gibt es sehr große Verwerfungen, die sich von den Vogesen bis in den Schwarzwald und entlang des Rheines erstrecken. An diesen Verwerfungen kann es immer wieder zu seismischen Aktivitäten kommen.”
Der Oberrheingraben ist eine der seismisch aktivsten Zonen in Deutschland. Entlang des Rheines kommt es deshalb immer wieder zu leichteren bis mittleren Erdstößen. Besonders in der Nähe des heutigen Epizentrums im Raum Darmstadt/Groß-Gerau in Hessen, sind schon über die letzten zwei Jahrhunderte immer wieder Erdstöße bis zur Stärke 5,0 registriert worden. In den Jahren 1869-1871 kam es sogar zu einer außerordentlichen Häufung dieser Erdstöße – sogenannte Schwarmbeben, die ihren Ursprung in der gleichen Region wie das heutige Erdbeben hatten.
Ängste der Menschen, es könnte zu gravierenden Erdstößen mit desaströsen Zerstörungen kommen, sieht Wilhelm Streit als unbegründet. Er erwartet keine katastrophalen Beben jenseits der Stärken 6 oder höher und gibt erst einmal Entwarnung: “Erdbeben der Stärke 3 oder 4 können häufiger auftreten. Es wird aber nicht dazu kommen, dass die Erde in dieser Region binnen kürzester Zeit aufreißt und die Infrastruktur zerstört wird.”
Beben im Bereich von 3 oder 4 der Richterskala können dennoch u.a. Risse in Fassaden und wackelnde Inneneinrichtungen hervorrufen und auch leichtere Straßenschäden sind denkbar. Die heutigen Baustandards sind in Deutschland allerdings auch auf größere Erdbeben bis zur Stärke 6 ausgelegt. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass ein Erdbeben in der Region zur großflächigen Zerstörung von Häusern oder der Infrastruktur führt.
Text: Raphael B. Ebler.