Speyer / Metropolregion Rhein Neckar – 15 Lehrerinnen und Lehrer an katholischen Schulen im Bistum Speyer haben Fortbildungsreihe zur Prävention von sexuellem Missbrauch mit Zertifikat beendet
„In unserer Schule gab es bisher soweit wir wissen keinen Vorfall und ich möchte dafür sorgen, dass das auch so bleibt“, erklärt Herbert Endres. Der Lehrer für Mathematik, Physik und technisches Zeichnen an der St. Katharina Realschule in Landstuhl ist einer von 15 neu ausgebildeten Präventions-Fachkräften für katholische Schulen im Bistum Speyer. Zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung überreichte Markus Bucher, Präventionsbeauftragter des Bistums, den Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Zertifikat „Geschulte Fachkraft für Präventionsmaßnahmen“. Grundlage des dreiteiligen Qualifizierungskurses, der von der Hauptabteilung „Schulen, Hochschulen und Bildung“ in den letzten Monaten durchgeführt wurde und heute im Speyerer Priesterseminar zu Ende ging, ist die Präventionsordnung des Bistums. Sie sieht vor, dass jeder kirchliche Träger eine geschulte Fachkraft für präventive Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch bestellt.
„Es ist ein Qualitätsmerkmal guter Schulen, wenn Gefährdungsquellen frühzeitig erkannt werden und ihnen präventiv begegnet wird. Dafür werden die Fachkräfte einstehen“, so Thomas Mann, Schulrat i. K. und Leiter der Fortbildungsreihe nach der Übergabe der Zertifikate.
Im letzten Teil ihrer Ausbildung hatten sich die Lehrerinnen und Lehrer zusammen mit ihren Schulleitungen mit Präventionsmaßnahmen in Institutionen und Einrichtungen beschäftig. Prof. Dr. Mechthild Wolff, Mitglied des „Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch“ der Bundesregierung und Professorin an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Landshut, stellte Methoden und Instrumente für eine erfolgreiche Präventionsarbeit vor. Unterstützt wurde sie dabei von Diplom-Sozialpädagogin Annette Heck, die schon die beiden ersten Fortbildungsmodule der Ausbildung zu den Themen „Formen und Wirkungen von (sexualisierter) Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen“ sowie „Täterstrategien“ begleitet hatte.
„In allen Institutionen, die pädagogisch, therapeutisch oder pflegend mit Menschen umgehen, gibt es das Risiko eines Fehlverhaltens“, so Wolff. Deshalb gehe es bei der Entwicklung eines Präventionskonzeptes zunächst darum, in den jeweiligen Einrichtungen und Institutionen eine Analyse zu betreiben, wo Risiken für Fehlverhalten bestünden. „Es geht darum, miteinander Dinge anzuschauen, zu bewerten und dann Handlungsstrategien zu entwickeln und um eine Enttabuisierung von Themen, über die lange geschwiegen wurde.“ In diesen Kommunikationsprozess müssten alle miteinbezogen werden, nicht nur Lehrerinnen und Lehrer sondern auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern. Es sei wichtig Kindern und Jugendlichen zu „übersetzen“, worüber die Erwachsenen beim Thema Missbrauch sprechen und sie darüber zu informieren, wann sie zum Beispiel ein „Recht auf Beschwerde“ hätten. Wenn es zu einem Fehlverhalten in einer Einrichtung gekommen sei, stelle sich die Frage nach der angemessenen Intervention. Dabei sei es auch notwendig mögliche Folgen und Risiken für die Betroffenen einschätzen zu können, um richtig zu reagieren.
„Wir sind sehr froh, dass das Bistum eine solche Schulung angeboten hat“, betonte Wolfgang Ringwald, Leiter der St. Katharina Realschule. Träger der Schule ist die Gemeinnützige St. Dominikus Schulen GmbH, die insgesamt sieben Schulen im Bistum betreibt. „Wenn etwas passiert, ist das Prozedere klar.“ Die Ausbildung habe dazu beigetragen, das Präventionskonzept an der Schule weiterzuentwickeln, erklärte sein Kollege Endres. Als nächster Schritt sei geplant, in der Schule einen Studientag zum Thema „Prävention“ für das Lehrerkollegium und die Mitarbeiter im Ganztagsschulbereich zu organisieren und die Schülervertretung und den Elternbeirat für das Thema weiter zu sensibilisieren.
Um in den Schulen den Schutz vor sexuellem Missbrauch zu stärken, bietet die Hauptabteilung „Schulen, Hochschulen und Bildung“ des Bischöflichen Ordinariats neben der Ausbildung zur Präventions-Fachkraft weitere Fortbildungen zu diesem Thema für verschiedene Berufsgruppen an. Für Mitarbeiter im nicht-pädagogischen Bereich und ehrenamtlich Tätige gibt es eine Informationsveranstaltung zur Präventionsordnung, die darauf ausgerichtet ist, Hinweise auf sexuellen Missbrauch zu erkennen und mit diesen angemessen umzugehen. Das Konzept für diese Fortbildung wurde an der Maria-Ward-Schule in Landau entwickelt und erprobt.
Neubeschäftigte Lehrer und pädagogische Mitarbeiter haben die Möglichkeit, in Form eines Studientags Strategien zur Verbesserung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen sowie Vorkehrungen zur Erschwerung von Straftaten kennen zu lernen. Der nächste Termin für diesen Studientag, der von der Diplom-Sozialpädagogin Annette Heck gestaltet wird, ist am 15. Oktober 2014, von 9 Uhr bis 16 Uhr im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt/Weinstraße.