Lorsch / Metropolregion Rhein Neckar – Er ist der Mann, der die Völker belauscht. Er haftet Mikrochips auf ihre Rücken, mit Lichtschranken überwacht er ihre Pforten. Er weiß genau, wer welche Aufgabe im Staate hat und wie alt die einzelnen Bewohner sind. Und selbst, dass sie in völliger Dunkelheit leben, ja arbeiten, hindert ihn nicht daran, sie auch dort auszuforschen. Denn er installiert Infrarot- und Endoskopkameras, er fühlt ihre Körpertemperatur und misst Intelligenz und er weiß, wie sie sich – ohne Worte – gegenseitig informieren. Trotzdem wird Jürgen Tautz nicht als Spion geächtet. Im Gegenteil: Drei Mal schon wurde der Professor für Zoologie für seine so wissenschaftlichen wie ungewöhnlichen Forschungen rund um die Honigbienen als bester Wissenschaftskommunikator Europas ausgezeichnet.
Denn Tautz sind zwei Dinge gleich wichtig: Zum einen seine Forschungen über die Biene, das drittwichtigste Haustier des Menschen. Und zweitens, die damit gesammelten Ergebnisse weiterzugeben insbesondere an Schülerinnen und Schüler. Sein von der UNESCO anerkanntes Projekt HOBOS (Honig-Bienen-Online-Studie) zielt darauf ab, die Daten, die mit den oben umrissenen Methoden gesichert werden, online zu stellen. Ausgewählte, miteinander vernetzte Schulklassen in aller Welt haben darauf Zugriff, können sich darüber austauschen und die Ergebnisse auswerten und vergleichen. Tautz erwartet gar, dass durch die Neugier und Beobachtungsgabe seiner internationalen Mit-Forscherinnen und -forscher neue Erkenntnisse gewonnen werden können über eine Welt, die uns eigentlich unzugänglich ist.
Doch die Bienen – bekanntermaßen eine durch den Mensch en bedrohte Spezies -sind für ein Viertel der weltweiten Nahrungsproduktion verantwortlich. Und je mehr man über sie erfährt, desto mehr wächst der Respekt vor ihrer sozialen Organisation und der ihres Staates. Heute spricht man vom Bienenvolk als einem Superorganismus, Tautz stellt die Bienen und ihren Staat auf eine Stufe mit Säugetieren. Der Mensch hingegen „nimmt auf der Sinneswelt der Bienen die Rolle eines Parasiten ein“.
Im Rahmen des Bienen- und Dichterfestes hält der in Heppenheim gebürtige, heute in Würzburg lebende und viel beachtete Wissenschaftler den Vortrag „Honigbienen – die Bestäuber der Welt“ (Sonntag, 14.30 Uhr). Und wer Prof. Dr. Jürgen Tautz kennt, weiß: Wissenschaft ist nicht nur spannend, sondern auch unterhaltsam!
Infokasten
Das Bienen- und Dichterfest am Lorscher Frühlingsmarkt hat folgende Höhepunkte:
Samstag, 17. Mai
13.15 Uhr„More than Honey“ – Der erfolgreiche Kinofilm über die Bienen (Paul-Schnitzer-Saal)
16 Uhr „Kunst und Natur“ – Belebte Skulpturen für Wild- und Honigbienen; Vortrag von Jeanette Zippel (Paul-Schnitzer-Saal)
Sonntag, 18. Mai
11 Uhr Lyrik-Lesung mit Inge Mahara Leonija Sommer (Raumausstattung Graf)
14.30 Uhr„Honigbienen – die Bestäuber der Welt“ – Vortrag von Prof. Jürgen Tautz (Paul-Schnitzer-Saal)
15 Uhr Leseschwarm für Kinder: „Von Tieren und anderen Biestern“ (Treffpunkt Villa Kunterbunt)
16.30 Uhr„More than Honey“ – Der erfolgreiche Kinofilm über die Bienen(Paul-Schnitzer-Saal)
17.45 Uhr Auflösung der Gewinnspiels (Hauptbühne)
20 Uhr Poetry Slam des Jugendrates (Museumskeller)
An beiden Tagen:
12 – 17 Uhr: Jede volle Stunde: Stundengedichte am KULTour-Karren.
Im Paul Schnitzer-Saal den ganzen Tag begehbar: Bienen-Dichter-Installation der Klasse 2a der Wingertsbergschule.
In den Marktständen: Bienen und ihre Produkte, Gerichte aus und mit Honig, Bienenweiden, Bienen basteln etc.
Das ganze Frühlingsmarkt-Programm im Programmflyer und unter www.lorsch.de