Brühl/ Metropolregion Rhein-Neckar. „Versöhnung, Barmherzigkeit, lieben – das sind die Quellen unserer Gesundheit.“
Die Festhalle war bis auf den letzten Platz gefüllt bei der neunten Veranstaltung des Brühler Gesundheitsforums. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Dr. Ralf Göck erläuterte der Brühler Internist Dr. Axel Sutter die Intention des Gesundheitsforums. „Wir wollen Hilfen zur Heilung und Krankheitsbewältigung anbieten und auch Wege aufzeigen, wie die Gesundheit bestmöglich erhalten werden kann“, so Sutter. Aktuellen Studien zufolge sei das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall nach einem Wutanfall fünffach erhöht. Und er fragte, was wohl der stille, innere Groll mit der Gesundheit anrichte, der oft noch über Jahre nach einer emotionalen Verletzung in dem Betroffenen wohne. Damit leitete er zum Thema des Abends über: „Die Kraft des Verzeihens – macht vergeben gesünder?“
Der weithin bekannte Pater Anselm Grün, neben Seelsorger auch Erfolgsautor mit Millionenauflagen kam ein zweites Mal ins Brühler Gesundheitsforum. Als Theologe und Psychologe war ihm dieses Thema vor Ostern ein besonderes Anliegen.
Er begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass er sehr häufig innerem Widerstand gegenüber Vergeben begegne. Das Vergeben dürfe nicht überfordern, es müsse auch psychologisch richtig geschehen:Zuerst einmal sei es wichtig, sich selbst zu vergeben. Unversöhnte Menschen würden leichter krank.
Er stellte Verzeihung, Vergebung und Versöhnung gegenüber. Beim Verzeihen werde auf einen „Rechtsanspruch“ verzichtet. Beim Vergeben werde die Schuld beim Anderen belassen und nicht auf den Betroffenen übertragen. Bei der Versöhnung schließlich werde Gemeinschaft wiederhergestellt, so Pater Anselm Grün.
Zum Versöhnen nannte er wichtige Bereiche: Das Aussöhnen mit der eigenen Lebensgeschichte, mit dem eigenen Leib, dem eigenen Charakter. Wenn man einem anderen vergebe, sei dies ein zweifacher Akt. Einmal befreie man sich selbst von Bitterkeit und Selbstmitleid und auch von der Bindung an den Anderen. Doch zuerst sei es sehr wichtig, den eigenen Schmerz zuzulassen, ihn nicht zu verdrängen. Auch die Wut dürfe zugelassen werden.
So habe Hildegard von Bingen in Aussicht gestellt, dass Verletzungen in Perlen verwandelt werden können. Verletzungen in der eigenen Lebensgeschichte, könnten so zu einem Schatz werden.
Vergeben bedeute allerdings auch nicht, sich über den Anderen zu stellen.
Eine Hilfe könne ein Wort Jesu sein: „Segnet die, die Euch mit Worten verletzt haben“. Segnen sei wie ein Schutzschild, man steige aus der Opferrolle aus, so der Pater.
Wichtig war ihm zu betonen, dass Abschied nehmen aus der Opferrolle ein Weg zur Selbstheilung sei. Oft könnten auch Versöhnungs-Rituale helfen. So erzählte er von einem Ehepaar, wo einer der Eheleute die Hochzeitskerze anzündete als Zeichen, dass er jetzt bereit sei über das gemeinsame Problem zu sprechen.
Es sei gut eine große, dicke Hochzeitskerze zu haben so schmunzelnd der Pater und erntete damit nicht zum ersten Mal befreite Lacher aus dem Publikum.
„Wer bitter lebt, der wird krank und wer die Wurzeln in seiner Familie abschneidet, lebt isoliert und vereinsamt.“ Auch wenn der Andere eine Versöhnung ablehne, sei es wichtig, dass manselbst versöhnt sei: „Ich muss ihm nicht nachlaufen. Ich segne ihn und hoffe, dass er irgendwann in Frieden kommt mit sich selber“.
Zum Schluss seines Vortrages fasste Pater Anselm zusammen „Hass und Groll machen krank. Versöhnung, Barmherzigkeit, Liebe, das sind die Quellen unserer Gesundheit“.
Nach den abschließenden Fragen aus dem Publikum leitete der Pater ein Versöhnungsritual an.In der Stille war jeder eingeladen,sein „verletztes inneres Kind“ zu umarmen und sich zum „innersten, tiefsten Kern des Menschen“ führen zu lassen.„Dort sind wir frei, ganz und heil, ursprünglich und authentisch, rein und klar und das Geheimnis Gottes wohnt in uns“, so Pater Anselm Grün.
Zum Abschluss bedankten sich Dr. Göck und Dr. Sutter bei Pater Anselm Grün und wiesen auf die Webseite www.bruehler-gesundheitsforum.de hin, wo man sich zu einem Newsletter anmelden kann, um Näheres über die weiteren Veranstaltungen des Gesundheitsforum zu erfahren.
Bild „Geschenk Anselm“
Mit einem Bildband über Brühl äußerte Bürgermeister Dr. Göck den Wunsch, Pater Anselm Grün wieder einmal begrüßen zu dürfen