Speyer/Metropolregion Rhein-Neckar. Gottesdienste in der Karwoche und an den Osterfeiertagen – Brauchtum in Gemeinden des Bistums
(is). Mit dem Palmsonntag, der in diesem Jahr auf den 13. April fällt, beginnt die Karwoche oder Heilige Woche, in der die Kirche des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu gedenkt. Höhepunkt ist die Feier der Osternacht, die zugleich Hauptfeier des ganzen Kirchenjahres ist. Im Speyerer Dom finden in der Karwoche und an den Osterfeiertagen folgende Gottesdienste statt:
Palmsonntag, 13. April: 10 Uhr Palmweihe im Domgarten, Prozession und Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann. Musikalisch wird der Gottesdienst von der Mädchenkantorei, den Domsingknaben, dem Domchor und den Dombläsern mit Werken von Schütz, Anerio, Crüger, Heiß und Melchiori gestaltet. Weitere Gottesdienste an diesem Tag um 7.30 Uhr und um 18 Uhr.
Mittwoch, 16. April: 17 Uhr Chrisam Messe, Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens. Im Gottesdienst werden die heiligen Öle, die im Laufe des Jahres für die Sakramentenspendung in den Pfarreien benötigt werden, geweiht. Der Gottesdienst wird musikalisch von der Mädchenkantorei, den Domsingknaben und Instrumentalisten des Domorchesters gestaltet. Sie führen die „Messe des pecheurs de Villerville“ von Gabriel Fauré und André Messager auf.
Gründonnerstag, 17. April: 8 Uhr Lesehore und Laudes mit der Schola Cantorum Saliensis. 19.30 Uhr Abendmahlsamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens. Der Domchor singt unter anderem die „Missa quarta“ von Bardos und Motetten von Rheinberger, Menschick und Kuhnau; anschließend Anbetung in der Afrakapelle bis 24 Uhr
Karfreitag, 18. April: 8.30 Uhr Lesehore und Laudes mit der Schola Cantorum Saliensis. 10 Uhr Kinderkreuzweg, gestaltet von den Kommunionkindern der Dompfarrei; anschließend Beichtgelegenheit bis 12 Uhr. 15 Uhr Karfreitagsliturgie mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens (Predigt). Der Mädchenchor und der Domchor singen die „Johannespassion“ von Hermann Schroeder und Liedsätze von Palestrina, Vittoria und Allegri; anschließend Beichtgelegenheit bis 18 Uhr.
Karsamstag, 19. April: 8 Uhr Lesehore und Laudes mit der Schola Cantorum Saliensis.
21 Uhr Feier der Osternacht mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Lichtfeier, Wortfeier, Tauffeier, Eucharistiefeier). Die Schola Cantorum Saliensis, die Kantorenschola und die Dombläser sorgen für die festliche musikalische Gestaltung der Osternacht mit Werken von Palestrina und Viadana.
Ostersonntag, 20. April: 10 Uhr Pontifikalamt mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens. Der Mädchenchor, die Domsingknaben, der Domchor und das Domorchester führen im Rahmen des festlichen Gottesdienstes die Trinitatismesse, KV 167, von Wolfgang Amadeus Mozart und das „Halleluja“ aus dem „Messiah“ von Georg Friedrich Händel auf. Die Pontifikalvesper mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann um 16.30 Uhr wird von der Schola Cantorum Saliensis musikalisch gestaltet. Weitere Gottesdienste um 7.30 Uhr und um 18 Uhr.
Ostermontag, 21. April: 10 Uhr Pontifikalamt mit Weihbischof Otto Georgens. Es musizieren die Männerschola des Domchores und die Dombläser. Weitere Gottesdienste um 7.30 Uhr und 18 Uhr.
Hintergrund:
Palmsonntag
Am Palmsonntag wird nach christlichem Verständnis an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert. Das Volk jubelte Jesu zu und streute Zweige auf den Weg. Der Evangelist Matthäus (21,8) beschreibt es so: “Sehr viele aus der Volksmenge aber breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg”. Die Gläubigen treffen sich am Palmsonntag vor der Kirche zur Segnung der Palm- oder Olivenzweige, im deutschsprachigen Raum werden meist Buchsbaumzweige oder Weidenkätzchenbüschel verwendet. Nach der Segnung der Zweige ziehen die Christen in einer Prozession in die Kirche. Die Evangelientexte, die in diesem Gottesdienst vorgetragen werden, handeln vom Leiden und Sterben Jesu.
Zur Aufbewahrung der geweihten Palm- bzw. Buchsbaumzweige gibt es den Brauch, die Zweige zu Hause an ein Kreuz zu stecken. Vor der nächsten Fastenzeit werden sie verbrannt und die Asche wird am Aschermittwoch, dem Beginn der Fastenzeit, den Gläubigen in Form eines Kreuzes auf die Stirn gezeichnet.
Im Speyerer Dom werden am Palmsonntag Palmzweige auf die Gräber der Kaiser und Könige gelegt. Dies geschieht nach altem Brauch und ist schon im 15. Jahrhundert in der Beschreibung der Domgottesdienste festgehalten. Die Bedeutung dieser Geste liegt in der mittelalterlichen Herrschaftsauffassung, dass die Könige ihr Amt direkt von Christus, dem König, erhalten. Ihm huldigen sie und richten ihr Amt an ihm aus. In Anerkennung ihrer Folgschaft dürfen die Herrscher Christus auf dem Weg in seine heilige Stadt begleiten. Sie folgen ihm in das himmlische Jerusalem und erhalten somit das ewige Leben. Dies kündigen die Palmzweige auf den Gräbern an.
Gründonnerstag – Erinnerung an das „letzte Abendmahl“
Der Gründonnerstag erinnert an das „letzte Abendmahl”, das Abschiedsmahl, das Jesus am Abend vor seinem Tod mit seinen Jüngern hielt. Woher der Tag seinen Namen hat, ist nicht geklärt. Es ist möglich, dass das Wort einen Bezug zum mittelhochdeutschen Wort „grienen” oder „greinen” und damit „weinen“ hat. Mit „Weinenden“ wurden Büßer bezeichnet, die am Aschermittwoch aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden waren und deren Zeit der Buße am „Grein-„ oder „Gründonnerstag“ beendet war. Es kann aber auch die Farbe „Grün“ gemeint sein, weil im Mittelalter an diesem Tag grüne Messgewänder getragen wurden oder weil an diesem Tag vor allem grünes Gemüse gegessen wurde.
In den abendlichen Gottesdiensten am Gründonnerstag verstummen ab dem Gloria-Gesang Orgeltöne und Glockengeläut bis zur Osternacht. Statt der Glocken „erklingen“ Holzklappern, „Ratschen“ oder „Gerren“. So ziehen zum Beispiel in Hauenstein oder Venningen am Karfreitag und Karsamstag Messdienerinnen und Messdiener durch den Ort, um die Gläubigen an Gebetszeiten oder Andachten zu erinnern.
Eine Besonderheit des Gründonnerstagsgottesdienstes ist auch der Fußwaschungsritus in Erinnerung an Jesus, der nach dem Bericht des Johannesevangeliums an diesem Abend seinen Jüngern die Füße wusch (Joh. 13, 1-5). Die Zeremonie bringt zum Ausdruck, dass Christen in der Nachfolge Jesu einander dienen sollen.
Karfreitag
Am Karfreitag gedenken die Christen der Kreuzigung Jesu. Das Wort „Kar” kommt vom Althochdeutschen „Kara“ und bedeutet „Klage“, „Sorge“, „Kummer“ oder „Trauer“. Wie der Aschermittwoch ist dieser Tag in der katholischen Kirche ein strenger Buß- und Fasttag. In vielen Gemeinden finden am Morgen Kreuzwegandachten für Kinder oder Erwachsene statt. Ein Beispiel dafür ist der Kreuzweg zur Annakapelle bei Burrweiler, der um 6.30 Uhr an der katholischen Kirche im Ort startet und zur Wallfahrtskapelle führt. Daran nehmen jedes Jahr rund 50 Gläubige teil.
Am Nachmittag des Karfreitags um 15 Uhr – zur Todesstunde Jesu – findet in den Kirchengemeinden ein Wortgottesdienst statt, in dessen Mittelpunkt die Leidensgeschichte Jesu und die Verehrung des Kreuzes stehen. Auf den Altären finden sich weder Kerzen noch Blumen noch irgendwelcher Schmuck. Die karge Ausgestaltung der Kirchen weist auf Leiden und Tod Jesu hin. Eucharistiefeiern finden an diesem Tag – wie auch am Karsamstag als Gedächtnistag der Grabesruhe Jesu – nicht statt.
Die Osternacht als Höhepunkt des Kirchenjahres
Für die Christen in aller Welt ist es das „Fest der Feste”. Nicht Weihnachten, wie viele meinen, sondern Ostern ist der Höhepunkt des Kirchenjahres, und hier wiederum die Osternacht, die eigentliche Feier der Auferstehung Jesu. Besonders die eindrucksvolle Symbolik dieser Nacht spricht die Menschen an: Dunkelheit, Feuer, Licht, Wasser, Brot und Wein – es sind menschliche Ursymbole, die diese Liturgie prägen, sinnenhafte Hinweise auf Vergänglichkeit und neues Leben. Ein besonderer Anziehungspunkt ist das lodernde Osterfeuer. An ihm wird zu Beginn der Feierlichkeiten die Osterkerze entzündet, als Sinnbild für den vom Tod auferstandenen Jesus Christus. Nach dem Auftakt im Freien ziehen die Gläubigen in das dunkle Gotteshaus. Der Priester oder Diakon bringt die Osterkerze mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“ in die Kirche. Von der Osterkerze aus werden die Kerzen der Gottesdienstteilnehmer angezündet. Das Licht breitet sich immer mehr aus, bis schließlich die ganze Kirche im Glanz der Kerzen erstrahlt. Es folgt der feierliche Lobgesang der Osternacht, das „Exsultet” (lat. „es jauchze“).
Im Wortgottesdienst stehen Lesungen aus dem Alten und Neuen Testament im Mittelpunkt, die vom Heilshandeln Gottes künden: die Schöpfungsgeschichte, die Erzählung vom Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer und als Höhepunkt das Osterevangelium vom leeren Grab. Mit der Allerheiligenlitanei beginnt die Tauffeier. Der Priester segnet das Taufwasser, die Gläubigen erneuern ihr Taufversprechen. Nach Möglichkeit wird in der Osternacht, dem traditionellen Tauftermin der alten Kirche, das Sakrament der Taufe gespendet. In der anschließenden Eucharistiefeier wird erneut das Geheimnis von Tod und Auferstehung gegenwärtig. Am Ende des Gottesdienstes teilen Messdienerinnen und Messdiener oft Ostergaben an die Gläubigen aus: meist sind es bunt bemalte Ostereier als Symbole des Lebens.
Emmausgang am Ostermontag
Im Gottesdienst am Ostermontag wird das „Emmaus-Evangelium“ (Lukas 24, 13-29) gelesen. Es erzählt die Geschichte der zwei Jünger, die unterwegs nach Emmaus sind. Jesus schließt sich ihnen an, aber die beiden erkennen ihn nicht. Erst als er in Emmaus mit ihnen Mahl hält, stellen sie fest, dass Jesus ein Stück mit ihnen gegangen ist.
In Erinnerung an diesen Gang der Jünger hat sich der Brauch des „Emmausganges“ als besinnlicher Osterspaziergang entwickelt. Diese Tradition findet man im Bistum Speyer unter anderem in Deidesheim und in Niederkirchen.
Osterbrunnen
Zur Vorbereitung auf das Osterfest werden in manchen Gemeinden öffentliche Brunnen mit bunten Ostereiern, Zweigen oder Bändern geschmückt. In der Pfalz wird dieser Brauch zum Beispiel in Lug, Völkersweiler, Waldrohrbach, Edenkoben und Rinntal gepflegt.
Ostergarten/Osterkrippe
Unter dem Motto „Mit Jesus auf dem Weg auf Ostern zu“ ist noch bis zum 27. April in der katholischen Kirche in Schopp (südlich von Kaiserslautern) ein Ostergarten, gestaltet mit Naturmaterialien und biblischen Figuren, die aus Draht, Stoff, Fellen gebastelt sind, zu sehen. Dargestellt werden Szenen des Weges, den Jesus in seinen letzten Tagen gegangen ist. Die letzte Station zeigt das offene Grab und Jesus, der mit den Jüngern aus Emmaus unterwegs ist. Der Ostergarten und seine Figuren wurden von Gemeindemitgliedern aus Schopp und Umgebung aufgebaut und hergestellt. Die Kirche ist täglich – außer dienstags und donnerstags – von 16 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.