Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar/Stuttgart – Mit großem Engagement werben die Industrie- und Handelskammern in Baden-Württemberg bei ausländischen Jugendlichen für die Berufsausbildung. „Wir sehen in unseren Beratungsgesprächen, dass die guten Chancen für Jugendliche aus dem Ausland bzw. Jugendliche mit Migrationshintergrund auf unserem Ausbildungsmarkt steigen“, erklärt Dr. Peter Kulitz, Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), anlässlich der heutigen Landespressekonferenz. Im Jahr 2012 haben 8.200 ausländische Jugendliche (ohne deutschen Pass) einen Ausbildungsvertrag abgeschlossen. Damit haben sie einen Anteil von insgesamt rund elf Prozent an allen Azubis, die 2012 neu eingestiegen sind.
Das Duale Ausbildungssystem ist bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund und ihren Eltern häufig nicht bekannt. Dies führt dazu, dass diese Jugendlichen zumeist das Abitur anstrebten, um gute Berufs- und Karrierechancen zu haben. Dr. Kulitz: „Hier ist Aufklärung nötig, das bestätigen die neuesten Zahlen, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) jetzt vorgelegt hat.“ Danach wird es in den nächsten Jahren zu Fachkräfteengpässen im mittleren Qualifikationsbereich, also von dual ausgebildeten Fachkräften kommen. Bis 2030 werden bundesweit rund drei Millionen dual ausgebildete Fachkräfte fehlen, während dem Arbeitsmarkt rund 1,6 Millionen Akademiker mehr als heute zur Verfügung stehen werden. Auch der Fachkräftemonitor der baden-württembergischen IHKs zeigt dies auf: Im Schnitt der Jahre 2014 und 2015 fehlen demnach in Baden-Württemberg 23.000 Akademiker, 79.000 betrieblich weitergebildete Fachleute und 48.000 betrieblich ausgebildete Fachkräfte.
„Wir wollen mehr Azubis mit Migrationshintergrund und weniger Jugendliche ohne Berufsabschluss in Baden-Württemberg. Für Menschen ohne oder mit geringer Qualifikation wird es auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft noch schwerer. Gerade vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels darf aber kein Jugendlicher zurück bleiben. Deswegen ist die Berufsausbildung ein Top-Thema in unserer Fachkräfte-Allianz für Baden-Württemberg“, sagt Finanz- und Wirtschaftsminister Dr. Nils Schmid.
„Die Schulen müssen generell ihre berufliche Orientierung ausbauen“, fordert der BWIHK-Präsident. Die von der IHK stark unterstützten rund 4.000 Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und allgemeinbildenden Schulen in Baden-Württembergtragen bereits zu diesem Ziel bei. Auch die landesweite Initiative der Ausbildungsbotschafter – Auszubildende, die in Schulen für eine Berufsausbildung werben – zielt in diese Richtung. Insgesamt sind derzeit rund 2.700 Ausbildungsbotschafter aktiv, es wurden bislang über 68.000 Schülerinnen und Schüler erreicht.
Um speziell bei den jungen Menschen mit Migrationshintergrund die Bildungs- und Qualifizierungspotenziale besser auszuschöpfen, sollten diese Jugendlichen bereits in der Schule stärker gefördert werden. Schulen, Migrantenorganisationen, Träger beruflicher Bildung und Unternehmensvertreter mit Migrationshintergrund sollten noch besser zusammenarbeiten. „Wir müssen außerdem die zurzeit fehlende Infrastruktur für eine Ausbildung von jungen Menschen aufbauen, die aus einem anderen Land oder einer anderen Region kommen. Hierzu sind wir mit der Landesregierung bereits im Gespräch“, sagt Dr. Kulitz.
Beispiele für Aktivitäten verschiedener baden-württembergischer IHKs zur Förderung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Berufsausbildung finden Sie in der Anlage.
Anlage zur PRESSEINFORMATION 19/2014
Beispiele für das Engagement der IHKs in Baden-Württemberg bei der Förderung von mehr Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Dualen Ausbildungssystem:
• Die IHK Heilbronn-Franken informiert allein oder als Teil eines Expertennetzwerks regelmäßig in Veranstaltungen Jugendliche mit Migrationshintergrund und deren Eltern über die duale Berufsausbildung, engagiert sich in der passgenauen Vermittlung und hat eine eigene Internetseite für Unternehmer mit Migrationshintergrund erstellt.
• Die IHK Karlsruhe ist Mitglied im Kuratorium des Karlsruher Integrationspreises des Internationalen Begegnungszentrums. Bei der Karlsruher IHK findet darüber hinaus am 4.11.2014 die Veranstaltung „Integration durch Ausbildung“ statt.
• Bildungsberater der IHK Rhein-Neckar werben gezielt bei Unternehmern mit Migrationshintergrund dafür auszubilden. Angeboten werden auch Ausbildereignungskurse speziell für Migranten, ausbildungsbegleitende Qualifikationen wie den/die „Wirtschaftskenner/in Türkei“ oder eine Einführung in betriebswirtschaftliche Grundlagen speziell für Migranten.
• Die IHK Region Stuttgart betreibt in einem bundesweit einzigartigen Projekt mit der KAUSA Servicestelle ein Anlaufzentrum für Migranten. Sie vernetzt Jugendliche, Eltern und Unternehmer mit Migrationshintergrund und Migrantenorganisationen sowie Unternehmerverbände und Elternvereine mit dem Ziel, für einer Ausbildung zu werben und Ausbildungsplätze zu vermitteln.
• Die IHK Ulm informiert in einem Projekt zusammen mit türkischen Vereinen sowie mit Schulen türkische Jugendliche über die berufliche Ausbildung, berät sie zur Berufswahl und vermittelt konkrete Ausbildungsplätze der Unternehmen. Schwerpunkt des Projektes ist die Arbeit mit den Jugendlichen und deren Eltern, um Chancen und Perspektiven einer Berufsausbildung aufzuzeigen. Flankiert werden diese Beratungen durch ausbildungsvorbereitende Seminare sowie eine individuelle Begleitung der Jugendlichen während der Ausbildung.