Speyer (is)/ Metropolregion Rhein-Neckar. „Den eigenen Lebensstil hinterfragen“
Die Frage, wie der Lebensstil in den Industrienationen mit den Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens zusammenhängt, treibt immer mehr Menschen um. Die diesjährige Misereor-Fastenaktion stellt die Frage nach den Ursachen des Hungers. Sie richtet den Blick exemplarisch auf Bauernfamilien in Uganda, die sich mit Hilfe von Misereor-Partnern einen Weg aus Hunger und Armut erarbeiten.
Bei einem Pressegespräch in der Pilger-Redaktion wurde die diesjährige Misereor-Fastenaktion unter dem Leitwort „Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen“ vorgestellt. Misereor-Gast Joseph Lomoe berichtete über die Situation im Bistum Kotido im Nordosten Ugandas. Hier herrscht semiarides Klima, es ist über Monate hinweg sehr trocken. Die Männer und älteren Söhne sind Viehhirten und ziehen während der Trockenzeit mit Kühen und Ziegen auf der Suche nach Wasserstellen und Weideland umher. Landwirtschaft wird von den Frauen betrieben. Vom Sorghum, einer Art Hirse, das während der Regenzeit angebaut wird, ernähren sie die Kinder und die alten Menschen, mit denen sie in den so genannten Manyattas, ihren Runddörfern, zurückbleiben.
Die Ernte war schon immer knapp. Seit durch den Klimawandel das Wetter unvorhersehbar geworden ist, hat sich die Situation verschlimmert. Über 30 Prozent der Menschen leiden unter Hunger. Hinzu kommt, dass noch nicht einmal zehn Prozent der Menschen, die in dieser Region leben, lesen und schreiben können. „Vor Projektbeginn waren die Menschen unwissend und hilflos. Jetzt haben viele Menschen genügend zu essen, und die Frauen sind darüber hinaus unabhängiger und selbstbewusster geworden“, sagt Joseph Lomoe, der seit 1996 Kurse in organischer Landwirtschaft in der Diözese Kotido anbietet und damit Menschen erreicht, die meist keine Schule besuchen konnten. Um den Gemüseanbau auch in der Trockenzeit zu ermöglichen, hat Misereor den Bau von Wassertanks und einfachen Bewässerungsanlagen finanziert. Der Mut wurde belohnt: In der Regenzeit konnten die Frauen sogar Überschüsse auf dem Markt verkaufen und so ein kleines Einkommen für die Familie verdienen. Mittlerweile haben es schon über 1300 Frauen geschafft, auf diese Weise ihre Familien auch in der Trockenzeit ausreichend zu ernähren.
„Die Misereor-Fastenaktion bringt uns dazu, unsere eigenen Lebensgewohnheiten zu hinterfragen“, erklärte Weihbischof Otto Georgens, Bischofsvikar für weltkirchliche Aufgaben im Bistum Speyer. Immer mehr zu verbrauchen, sei kein Zeichen von Erfolg oder Stärke. „Noch eine Jeans mehr im Schrank macht uns nicht zufriedener. Schon gar nicht, wenn dafür Baumwollbauern in Afrika und Näherinnen in Bangladesch wie Sklaven schuften müssen, nur damit sie schön billig ist.“ Auch in Deutschland könne man nicht länger verdrängen, dass „unser heutiger Lebensstil zu einem Teil darauf gegründet ist, dass es anderen Menschen noch nicht mal zum Nötigsten reicht.“ Weihbischof Georgens forderte ein neues Denken und Handeln von Staat, Gesellschaft, aber auch von jedem Einzelnen. Die gemeinsam von Bistum, Katholikenrat und Misereor gestartete Kampagne „Gutes Leben. Für alle!“ gebe dafür wichtige Impulse.
Die Misereor-Fastenaktion läuft von Aschermittwoch bis Ostern. Sie findet ihren Höhepunkt am 5. Fastensonntag (6. April), wenn in allen katholischen Gottesdiensten die Gläubigen um Spenden für Menschen in Not gebeten werden.
Weitere Informationen:
www.misereor.de
www.gutesleben-fueralle.de