Mannheim / Metropolregion Rhein-Neckar – Zur Einweihung des neuen Fachklassen- und Klassengebäudes des Peter-Petersen-Gymnasiums und zur Umbenennung dieses Gymnasiums in „Johanna- Geissmar- Gymnasium“ hatte Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz gemeinsam mit Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb geladen.
„Seit dem neuen Schuljahr läuft im neuen Fachklassen- und Klassengebäude der reguläre Schulbetrieb. Der erste Bauabschnitt bei der Sanierung des Peter-Petersen-Gymnasiums ist abgeschlossen und wir können heute das fertiggestellte Fachklassen- und Klassengebäude einweihen“, zeigte sich Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in seiner Ansprache zufrieden.
In das Peter-Petersen-Gymnasium wurde in der Vergangenheit viel investiert. Die im Jahr 2010 beschlossene Generalsanierung des Peter-Petersen-Gymnasiums wird in drei Bauabschnitten bis zum Jahr 2016 fertiggestellt sein. „Aus ursprünglich elf Gebäuden entstehen bis zum Bauende drei Gebäudekomplexe mit mehreren Freiflächen. Durch die Reihenfolge der einzelnen Bauabschnitte wurde für die Schüler ein Umzug in Container vermieden. In den letzten Sommerferien konnte das Fachklassen- und Klassengebäude nach nur 14 Monaten Bauzeit für rund 11 Millionen Euro fertiggestellt werden“, erklärte der Oberbürgermeister.
„Das neue Gebäude sorgt für eine offene und gleichzeitig freundliche Lernumgebung und spielt für den Betrieb der Ganztagsschule eine bedeutende Rolle. Besonders die Ausstattung der neuen naturwissenschaftlichen Räume ist auf dem geforderten Stand und lassen jedes Lehrerherz höher schlagen. Die Schüler haben künftig für die Durchführung diverser Experimente geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung und können ihre Talente frei entfalten“, ergänzte Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb.
Doch nicht nur baulich hat sich am Peter-Petersen-Gymnasium einiges verändert. Nach langen Diskussionen hat sich die Schulkonferenz der Schulgemeinschaft dazu entschieden, das Gymnasium umzubenennen. Ab dem 1. Februar 2014 wird das Peter-Petersen-Gymnasium Johanna-Geissmar-Gymnasium heißen.
Der Reformpädagoge Peter Petersen war nicht zuletzt aufgrund der 2009 erschienen Studie von Benjamin Ortmeyer als Namensgeber einer Schule untragbar geworden. Ortmeyer hatte Petersens antidemokratische, rassistische und menschenfeindliche Gesinnung aufgedeckt und die gedankliche Nähe des Pädagogen zum Nationalsozialismus herausgearbeitet. Im Hinblick auf die Haltung und Identifikation der Kinder und Jugendlichen mit dem Schulnamen wurde daher nach einem alternativen Namen gesucht – die Wahl der Schulgemeinschaft fiel auf Johanna Geissmar.
Dieser Name war in Mannheim lange Zeit relativ unbekannt. „Doch die Entscheidung ist berechtigterweise auf Johanna Geissmar gefallen. Die in Mannheim geborene Jüdin nutzte Anfang des 20. Jahrhunderts die neuen Bildungsmöglichkeiten für Frauen und holte mit 32 Jahren ihr Abitur nach, um anschließend Medizin in Heidelberg zu studieren. Sie ist damit ein Sinnbild für Bildungsgerechtigkeit und steht für gleiche Bildungschancen unabhängig der sozialen Herkunft oder des Geschlechts“, betonte Dr. Kurz.
Darüber hinaus hat sich Johanna Geissmar in der Zeit des Nationalsozialismus demonstrativ zu Menschlichkeit, Toleranz und Solidarität bekannt. Nach der Reichspogromnacht flüchtete sie zunächst in den Schwarzwald, bevor 1940 ihre Deportation ins Lager Gurs erfolgte. Hier kümmerte sie sich als Häftlingsärztin um Verletzte und Kranke. 1942 schloss sich Johanna Geissmar freiwillig dem Transport nach Ausschwitz an, um die Kranken nicht alleine zu lassen und vor Ort Angehörige zu finden. Sofort nach der dortigen Ankunft wurde sie gemeinsam mit 711 anderen Menschen in der Gaskammer getötet und anschließend verbrannt. Die Geschichte von Johanna Geissmar ist bewegend und ihr Einsatz für ihre Mitmenschen beispielslos. Oberbürgermeister Dr. Kurz freute sich, dass die Schulkonferenz des Gymnasiums sich für diese Persönlichkeit als Namensgeberin entschieden hat.
„Ich darf Ihnen versichern, dass sich hier am Gymnasium noch einiges ändern wird. In den nächsten beiden Bauabschnitten folgt beispielsweise noch die Errichtung einer Mensa und diverse Sanierungsarbeiten an bereits bestehenden Gebäuden. Wir dürfen also weiterhin gespannt auf die weitere Entwicklung – insbesondere auf die äußerlichen Veränderungen – am Peter-Petersen-Gymnasium blicken“, kündigte der Oberbürgermeister abschließend an.