Hockenheim/Metropolregion Rhein-Neckar -Die Stadt Hockenheim hat die Liste mit 1.365 gesammelten Unterschriften von Hockenheimer Bürgerinnen und Bürger, die sich damit für den vertraglich zugesicherten Lärmschutz entlang der Bahnstrecke ausgesprochen hatten, an Bahnchef Grube übersendet. Damit möchte die Stadt den Konzernchef auffordern, die Bedenken der Hockenheimer ernst zu nehmen und sich mit der seit Jahrzehnten andauernden Problematik direkt zu befassen.
Erstaunt hatte man bei der Stadt zuvor zur Kenntnis genommen, dass Bahnchef Grube die an ihn persönlich adressierten Postkarten der Hockenheimer nicht selber beantworten werde. Dies hatte Konzernbevollmächtigter Eckart Fricke in einem Pressegespräch Ende Oktober deutlich gemacht. „Nicht nur, dass dieses Pressegespräch stattfand, ohne dass man vorher der Fairness halber mit den anderen Beteiligten vor Ort gesprochen hätte. Passend zu dieser Nacht- und Nebelaktion verkündet die Bahn auch noch, dass Hockenheim offenbar nicht wichtig genug ist, als dass sich Herr Grube persönlich um die Sorgen der Menschen hier vor Ort kümmern kann“, so Oberbürgermeister Dieter Gummer.
Zwar könne den Oberbürgermeister bei der Bahn inzwischen nicht mehr viel überraschen. Die Äußerung Frickes, dass man mit den im Planfeststellungsverfahren ausgelegten Plänen den damaligen vertraglichen Verpflichtungen nachkomme, sei jedoch absolut nicht nachvollziehbar. „Die damaligen vertraglichen Verpflichtungen legen Mittelungspegelwerte zugrunde, die zum Teil strenger sind als die aktuell nach dem Recht geltenden Höchstwerte der 16. BImSchV. Nicht mal diese aktuell geltenden Werte werden eingehalten, wenn die Bahn ihre bevorzugte Variante 7 durchbringt, geschweige denn die vertragliche Verpflichtung von damals, die die Bahn zu erfüllen hat“, sagt Gummer. Nach aktuellem Recht hätten bei Realisierung der Variante 7 immer noch ca. 3.100 Wohnungen nachts keinen ausreichenden Lärmschutz. Dabei wird derzeit noch ein Schienenbonus von 5 dB (A) zu Gunsten der Bahn angerechnet, dessen Abschaffung bereits beschlossen ist.
Es sei für den Oberbürgermeister zwar nachvollziehbar, dass man nun von der Bahn versuche, abzulenken und der Stadt den „Schwarzen Peter“ der Mitfinanzierung zuzuschieben. Jedoch ändere dies nichts an den vertraglichen Verpflichtungen der Bahn, die im Jahre 1976 zugesichert hatte die Werte einzuhalten und sich auch verpflichtet hatte, notwendige Nachrüstungen vorzunehmen, wenn die Werte nicht eingehalten werden. Darüber hinaus hege man nach wie vor Zweifel an den Berechnungen, die den eingereichten Planfeststellungsunterlagen zugrunde liegen. Dies habe man unter anderem auch in der Einwendung der Stadt im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens dargelegt und mit eigenen Berechnungen untermauert.
„Wenn die Bahn so sicher ist, dass sie mit ihrer favorisierten Variante 7 den optimalen Schutz der Hockenheimer vor Lärm bietet, warum taucht dann Herr Grube ab und schickt seinen Bevollmächtigten vor?“ fragt Gummer. Auch vermisse er konkrete Nachbesserungen, die man sich von der Bahn nach einem Gespräch im Frühjahr mit Staatssekretär Odenwald beim Bundesverkehrsministerium erhofft hatte.
„Es geht hier um Menschen, es geht um das Wohlergehen dieser Menschen und es geht um Vertrauen. Wenn sogar vertragliche Zusagen nicht eingehalten werden, wie soll man der Bahn dann bei anderen Dingen vertrauen?“ so Gummer. Trotz allem, so der Oberbürgermeister abschließend, habe er die Hoffnung, dass Grube im Interesse der Bahn das Thema Hockenheim zur Chefsache mache, um so einen weiteren Imageverlust beim Unternehmen abzuwenden.