Speyer / Metropolregion Rhein-Neckar – Seit Jahren bemühen wir uns als Gleichstellungsbeauftragte in Speyer um eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Arbeitswelt hat sich stark verändert. Noch nie gab es so viele gut ausgebildete Frauen, die auch mit Familie ihren Beruf weiter ausüben wollen oder müssen.
In unseren Behörden und Betrieben ist deshalb die Notwendigkeit einer Entlastung der berufstätigen Eltern durch zuverlässige Kinderbetreuung, Ganztagsangebote in den Schulen und durch flexible Arbeitszeiten ein wichtiges Thema. Nach und nach wurde in Speyer das Betreuungsangebot ausgebaut, dadurch ist bis zum Ende der Grundschulzeit die Betreuung der Kinder deutlich verbessert worden.
Ein fehlendes Ganztagsangebot stellt Eltern aber beim Übergang ihres Kindes von der Grundschule auf die weiterführende Schule (wenn die Wahl auf ein Gymnasium fällt) vor erhebliche Probleme.
War bis zu diesem Zeitpunkt ein Kind bis 16 Uhr betreut und zum Teil im Hort auch länger, sind Eltern nun mit der Frage konfrontiert: Wo nehme ich einen Betreuungsplatz her, muss ich meine Arbeitszeit reduzieren um am Nachmittag selbst die Hausaufgabenbetreuung zu übernehmen oder muss ich mein Kind allein zu Hause lassen?
Als Gleichstellungsbeauftragte wollten wir uns mit dieser Situation nicht einfach abfinden und starteten stattdessen bereits im Schuljahr 2010/2011 eine Umfrage unter Eltern, die in unseren Unternehmen arbeiten sowie unter Eltern von Kindern der 4. Klassen in Speyerer Grundschulen und Horten. Das Ergebnis bestätigte unsere Vermutungen. Ein erheblicher Bedarf zeichnete sich ab. Mehr als die Hälfte der ausgegebenen Fragebögen kam zurück. Ca. 100 Eltern meldeten einen Bedarf für ein Ganztagsangebot in der 5. Klasse bzw. für ein Nachmittagsangebot incl. Mittagsessen. Dabei waren Schüler und Schülerinnen auswärtiger Grundschulen gar nicht berücksichtigt.
Die Frage, welche Gesichtspunkte für die Eltern besonders wichtig sind, beantworteten sie so: Fachliche Kompetenz der Betreuungskräfte, zuverlässige Zeiten, gute Erreichbarkeit von der Schule aus oder ein Angebot direkt in der Schule. Das Ergebnis der Umfrage war ein Anlass, uns für ein Nachmittagsangebot einzusetzen. Die GEWO konnte in der Quartiersmensa Q+H durch ein zeitlich begrenztes Förderprogramm Rahmenbedingungen für ein Betreuungsangebot schaffen. Seit dem Jahr 2012 gibt es in Speyer-West eine Hausaufgabenbetreuung mit 20 Plätzen, genutzt durch 28 Kinder im Platzsharing. Die GEWO Leben gGmbH hat dankenswerter Weise die Trägerschaft übernommen. Wir unterstützen und fördern dieses Angebot so weit wir können. Wichtig sind dabei auch folgende Aspekte: die Kinder haben einen strukturierten Tagesablauf und sind nicht alleine gelassen. Sie erledigen ihre Hausaufgaben gemeinsam mit anderen Kindern, erhalten wenn nötig Unterstützung und haben vertraute Ansprechpartner/innen, die sich um sie kümmern. Die Chancengleichheit der Kinder berufstätiger Eltern ist gewahrt und nicht zuletzt: die Kinder erhalten ein gesundes Essen.
So wurde zwar mit dem Hausaufgabenangebot in Q+H ein wichtiges Angebot geschaffen und auch der Judosportverein bietet eine Betreuung am Nachmittag an, es reicht aber nicht aus. Der Bedarf ist größer und ein Ganztagsgymnasium ist immer noch dringend notwendig. Wir appellieren an die Schulleitungen, sich den Argumenten für ein Ganztagsgymnasium öffnen und hoffen, dass es in Speyer eine weitere positive Entwicklung zu Gunsten von Kindern und Eltern geben wird.
Liste der Unterzeichnerinnen:
Inge Trageser-Glaser, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Speyer
Astrid Streb, Gleichstellungsbeauftragte der Deutschen Rentenversicherung Rheinland- Pfalz
Michaele Brugger, Gleichstellungsbeauftragte des Landesbetriebes Mobilität
Steffi Zöller, Gleichstellungsbeauftragte des Finanzamtes Speyer-Germersheim
Belinda- Spitz-Jöst, Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz/ landeskirchenrat
Wera Veith-Joncic, Gleichstellungsbeauftragte der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften