Walldorf/Metropolregion Rhein-Neckar – Unterzeichnet war sie rasch, die „Verordnung zur Ausweisung des Regionalen Waldschutzgebietes und des Erholungswaldes ‚Schwetzinger Hardt‘ im Staatswald des Rhein-Neckar-Kreises“ – so der exakte Titel. Dass der Weg bis zur Unterzeichnung am 5. November durch Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (Freiburg) lang und oft auch steinig gewesen war, wurde in allen Redebeiträgen deutlich.
Am 5. November überwog natürlich die Freude, als Bürgermeisterin Christiane Staab an der Vesperhütte im Staatswald auf Walldorfer Gemarkung die beiden beteiligten Regierungspräsidentinnen Bärbel Schäfer und Nicolette Kressl (Karlsruhe), den Landesforstpräsidenten Max Reger und die Bürgermeister oder deren Stellvertreter aus den sieben beteiligten Hardtwaldgemeinden und weitere Gäste begrüßen konnte. Damit ist es amtlich, dass in der „Schwetzinger Hardt“ Waldflächen von rund 3.500 Hektar der Gemeinden Hockenheim, Leimen, Oftersheim, Reilingen, Sandhausen, Schwetzingen und Walldorf unter besonderen Schutz gestellt sind. Der Wald wird in Bannwald (143 Hektar), Schonwald (1.324 Hektar) und Erholungswald (1.695 Hektar) aufgeteilt.Ende der1990er Jahre waren die ersten Grundlagen für den besonderen Schutz der Hardtplatten erarbeitet worden, seit 2005 wurden die Hardtwaldgemeinden eng in den Prozess eingebunden. Die Besonderheit der „Schwetzinger Hardt“ liegt vor allem in ihren Flugsand- und Dünengebieten und dem Vorkommen wertvoller Tier- und Pflanzenarten und seltenen Kiefernwaldgesellschaften.
Biologische Vielfalt erhalten
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer erklärte, dass „das größte zusammenhängende Waldschutzgebiet Baden-Württembergs“ vor allem dem Erhalt der biologischen Vielfalt diene, was durch Schutz bei gleichzeitiger nachhaltiger Nutzung erreicht werden solle. „Dies ist ein zutiefst lokaler Ansatz mit globalen Auswirkungen“, stellte sie fest. Alle gesellschaftlichen Gruppierungen müssten hier in die Verantwortung genommen werden, erklärte Schäfer. Die Ansprüche an den Wald, wie Erholung, Nutzung und Naturschutz, seien abzuwägen. Gerade in Verdichtungsräumen wie dem Rhein-Neckar-Raum spielten die Kommunen als „Waldgestalter“ eine wichtige Rolle. So soll auch ein Beirat aus Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Kommunen, aus sachkundigen Bürgerinnen und Bürgern sowie Experten einmal jährlich und bei Bedarf auch öfter zusammenkommen, um die Entwicklung des Waldschutzgebietes zu begleiten. Bärbel Schäfers Dank „nach dem schwierigen und anstrengenden Weg“ galt vor allem den sieben Hardtwaldgemeinden, den beteiligten Behörden des Rhein-Neckar-Kreises und den Naturschutzgruppen. „Wir haben ein gutes und tragfähiges Ergebnis erzielt“, meinte sie an die Adresse der Karlsruher Regierungspräsidentin Nicolette Kressl. „Zwei Regierungspräsidien haben kons-
truktiv zusammengearbeitet.“ Auch Regierungspräsidentin Nicolette Kressl lobte die gute Kooperation und auch Walldorfs Engagement, das bei ihrem Antrittsbesuch im Walldorfer Rathaus deutlich geworden sei. Sie hob ebenfalls hervor, dass der Prozess keineswegs abgeschlossen sei, sondern die Entwicklung begleitet werden müsse. „Keine Sturzgeburt, sondern eine schwierige Geburt“ sei das Waldschutzgebiet gewesen, meinte Landesforstpräsident Max Reger schmunzelnd. „Wir haben ein tolles Naturschutzkind auf den Weg gebracht“, lautete sein Fazit. Es handle sich um ein „Kronjuwel“ des Waldnaturschutzes, erklärte Reger.
Wo die Kurfürsten einst jagten, sei nun das Waldschutzgebiet, erläuterte Dr. Andre Baumann, Landesvorsitzender des Naturschutzbundes (NABU). Es sei bei den Verhandlungen auch „Sand im Getriebe“ gewesen, so Baumann. Der NABU habe gefordert und gefördert. „Wir können gut zusammenarbeiten und hoffentlich bald die Früchte unsere Arbeit ernten und genießen“, sagte er abschließend.
„Ich freue mich, dass Forst und NABU heute nebeneinander stehen“, meinte Bürgermeisterin Christiane Staab. Naturschutz und Forst seien nicht immer einer Meinung, was für Laien oft unverständlich sei. Fünfundzwanzig Träger öffentlicher Belange habe man im Walldorfer Rathaus angehört und habe schließlich den Konsens geschafft. „Ich bin heute eine glückliche Bürgermeisterin“, erklärte sie.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer (Freiburg) unterzeichnet die Verordnung unter den aufmerksamen Blicken von Landesforstpräsident Max Reger, Bürgermeisterin Christiane Staab, Regierungspräsidentin Nicolette Kressl (Karlsruhe) sowie Dr. Andre Baumann, Landesvorsitzender des NABU (v.l.n.r./Fotos: Pfeifer)