Mannheim/Metropolregion Rhein-Neckar-Ausschreitungen, Verletzte, Tote: In den letzten Wochen kamen nahezu täglich neue Schreckensmeldungen aus Istanbul und später aus der ganzen Türkei. Es kam auch in Mannheim zu zahlreichen Solidaritätskundgebungen. Die Bevölkerung hier vor Ort ist von den Ereignissen besonders mitgenommen: Fast 30.000 Mannheimerinnen und Mannheimer haben türkische Wurzeln. Außerdem pflegt die Stadt Mannheim mit dem Istanbuler Bezirk Beyoglu seit mehreren Jahren gute Kontakte. Vor genau einem Jahr begleiteten die Mannheimer Fraktionsvorsitzenden den Oberbürgermeister zur Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrags nach Beyoglu. Genau in Beyoglu befinden sich der Taksim-Platz und der Gezi-Park, wo die Proteste begannen.
Die Geschehnisse und Hintergründe nahm die SPD-Gemeinderatsfraktion zum Anlass, eine Resolution in den Mannheimer Gemeinderat einzubringen, die alle Beteiligten in Istanbul aufruft, zum friedlichen Dialog zurückzukehren. An den türkischen Ministerpräsidenten und den Bürgermeister von Beyoglu geht die Aufforderung, die unverhältnismäßige Gewalt gegen die Demonstrierenden zu beenden. Bei der Abstimmung setzte der Mannheimer Gemeinderat ein deutliches Zeichen: Er verabschiedete die Resolution einstimmig. Bereits in der vergangenen Woche hatte Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz seinen Amtskollegen aus Beyoglu zu der Situation angeschrieben.
SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Eisenhauer sagte: „Es ist kaum zu fassen, was in Istanbul und in der Türkei passiert, wenn man die Bilder und Videos sieht. Wir haben letztes Jahr bei unserem Besuch in Beyoglu große kulturelle Vielfalt und Lebensfreude verspürt, aber wir haben in unseren Gesprächen mit den dortigen Verantwortlichen bereits damals ein eher autoritäres Staatsverständnis verspürt. So wurden uns etwa Stadtplanungen vorgestellt, die ohne Beteiligung der Betroffenen durchgeführt werden sollten. Eine groß angelegte Bürgerbeteiligung wie etwa bei unserer Stadtbahn-Nord, bei der Umwandlung unserer US-Liegenschaften und nicht zuletzt der gerade vom Gemeinderat auf den Weg gebrachte Bürgerentscheid zur Bundesgartenschau sind bei der dortigen Verwaltung im Moment noch nicht möglich.“
Der Fraktionsvorsitzende ist froh über die Entscheidung im Rat: „Der Mannheimer Gemeinderat sendet ein klares Signal und stellt klar: Wir wollen, dass die unverhältnismäßige Gewalt beendet wird. Die Geschehnisse gehen uns in Mannheim sehr nah. Alle Beteiligten sind aufgefordert, wieder zum Dialog zurückzukehren und auf Gewalt zu verzichten.“
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